Goslar: Sturm wirbelt "Immenhof"-Dreh durcheinander
Dutzende von Helfern laufen hektisch um die Steinberg Alm oberhalb von Goslar: Sie richten Scheinwerfer ein, verlegen Kabel und platzieren Monitore an verschiedenen Stellen. "Achtung wir drehen!", ruft ein Aufnahmeleiter. In Sekundenschnelle ist es ganz ruhig, keine Schritte, kein Flüstern, nichts. Nur drei Personen dürfen jetzt noch sprechen: Regisseurin Sharon von Wietersheim und die Schauspieler Leia Holtwick und Max Befort. Für die Dreharbeiten wurde die Alm in eine Ranch umgewandelt, die als Zufluchtsort dient. Die Heldin Lou, gespielt von der 18-jährigen Leia Holtwick, flieht mit ihrem Rennpferd Cagliostro, das einem Giftanschlag entkommen ist. Zuflucht findet sie bei Cal - gespielt von Max Befort - welcher Abseits der Zivilisation mit seinen halbwilden Pferden zusammenlebt. Hier verspricht Lou ihrem Pferd, dass es nie wieder an einem Rennen teilnehmen muss.
Sturm wirbelt Dreharbeiten durcheinander
Noch bis zum Wochenende wird auf der Alm gedreht. Es ist der zweite Teil des Remakes der berühmten "Immenhof"-Filmreihe, die zwischen den 50er- und 70er-Jahren gedreht wurde. "Das große Versprechen" heißt die Fortsetzung. Plötzlich ziehen dunkle Wolken am Himmel auf - es wird stürmisch. Das weiße Tuch, welches das Kunstlicht reflektieren soll, flattert bedrohlich hin und her. Mit 108 Kilometern pro Stunde bläst der Wind über die Harzgipfel. Doch die Tontechniker scheinen alles im Griff zu haben. "Dafür bin ich dauerheiser", ruft die Regisseurin Sharon von Wietersheim den Journalisten am Set zu - und lacht.
Filmdreh in Corona-Zeiten
Auch Heldin Lou alias Leia zieht sich nach einer kurzen Szene schnell eine Jacke über und desinfiziert sich ihre Hände. Denn überall am Set stehen Flaschen mit Desinfektionsmitteln. Jede Woche werden alle am Set auf das Coronavirus getestet. Das sind Mehrkosten von etwa 40.000 Euro, schätzt Produzent Frank Meiling. Bislang gab es noch keinen Corona-Fall. Das Team sei sehr diszipliniert - alle tragen Mundschutz, außer natürlich während der Filmszenen. Die Mitarbeiter sind in Gruppen eingeteilt, so wird ein direkter Kontakt vermieden. Die Schauspieler und die Regie haben die Farbe grün, die Techniker blau und die Zuarbeiter gelb.
Vierbeinige Doppelgänger
Ein Dutzend Pferde grast gemütlich rund um die Alm. Es sind fast alles "Spanier", die von einer Agentur vermittelt wurden, erzählt Meiling. Jeder Pferdestar hat einen Trainer und zwei sogenannte Horsemaster. Unter den Tieren sind auch drei Doubles. Eines könne länger liegen, eines könne besser laufen, eines besser springen, sagt der Filmproduzent. Wie die Schauspieler müssen auch sie in die Maske zum schminken. "Der Horsemaster pinselt nach, damit die Zuschauer im Kino die Unterschiede zwischen den Pferden nicht bemerken", ergänzt Meiling. Währenddessen trifft Regisseurin Sharon von Wietersheim eine Entscheidung: "Wir müssen den heutigen Drehtag abbrechen, es ist zu stürmisch", ruft sie den Mitarbeitern zu". Von Bilderbuchkulisse auf der Alm kann an diesem Tag keine Rede sein.
