Deutlich mehr Notrufe wegen Desinfektionsmitteln

Das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen (GIZ-Nord) hat im ersten Halbjahr 2020 deutlich mehr Notrufe wegen Desinfektionsmitteln erhalten. 160 Anrufe habe es dazu insgesamt allein in den Monaten März und April gegeben, sagte Leiter Martin Ebbecke dem NDR. In den Vorjahren seien dagegen durchschnittlich nur 50 bis 60 Notrufe im gesamten Jahr gezählt worden. Das GIZ-Nord ist nach eigenen Angaben die primäre Beratungs- und Erfassungsstelle für Vergiftungen in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen.
Appell an Haushalte mit Kindern
Mit US-Präsident Donald Trump, der im April mit Aussagen über eine Einnahme von Desinfektionsmitteln als Corona-Schutzmaßnahme irritierte, habe der Anstieg nichts zu tun, sagte Ebbecke. Hintergrund sei, dass während der Corona-Pandemie mehr Desinfektionsmittel im Haushalt stünden - auch in Reichweite von kleinen Kindern. Schwere Fälle habe man im ersten Halbjahr aber nicht registriert, sagte Ebbecke. Die Einrichtung appellierte an Menschen mit Kindern, alle Arten von Desinfektionsmitteln von diesen "bestmöglich" fernzuhalten. Krankenhausbetten und medizinisches Personal sollten insbesondere in diesen Zeiten nicht durch vermeidbares Verhalten unnötig in Anspruch genommen werden, heißt es auf der GIZ-Nord-Webseite.
Zunahme an Pilzvergiftungen
Neben Desinfektionsmitteln erlebt die Einrichtung auch eine Zunahme von Pilzvergiftungen: Im Juni und Juli habe es mit 150 entsprechenden Anfragen deutlich mehr Anrufe als in den vergangenen zehn Jahren in diesen Monaten gegeben. Das liege am bisher nicht ganz so trockenen Sommer - und in der Folge besser wachsenden Pilzen, darunter giftigen Arten wie dem Grünen Knollenblätterpilz. In mindestens einem Fall sei die Vergiftung lebensgefährlich gewesen. Das GIZ-Nord warnt außerdem vor Kohlenmonoxidvergiftungen durch Grillen in geschlossenen Räumen. Dadurch habe es bereits mehrere Todesfälle gegeben.
Das GIZ-Nord ist rund um die Uhr unter der Notrufnummer (0551) 192 40 erreichbar.
