Bewährung nach Randale in Quarantäne-Block in Göttingen
Das Amtsgericht Göttingen hat am Dienstag einen 27 Jahre alten Mann wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs zu einem Jahr und vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte bei Ausschreitungen rund um einen Göttinger Wohnblock im Juni 2020 mehrere Polizisten zum Teil schwer verletzt hat. Er hatte unter anderem Pflastersteine und Metallstangen auf die Beamten geworfen, die den Block abriegelten, um eine Quarantäne-Anordnung der Gesundheitsbehörden durchzusetzen. Im April hatte das Amtsgericht bereits vier Bewohner wegen der Randale zu Geldstrafen verurteilt.
Amtsgericht wertet mehrere Faktoren strafmildernd
Neben der Bewährungsstrafe muss der 27-Jährige 3.100 Euro Schmerzensgeld an die verletzten Polizisten zahlen. Er hatte während der Verhandlung um Entschuldigung gebeten und erklärt, Angst vor einer Corona-Infektion gehabt zu haben. Es sei eng und heiß gewesen, und er habe nicht gewusst, wie lange er und seine Familie in der kleinen Zweizimmerwohnung eingesperrt sein würden. Zugute kam dem Mann zudem, dass er zuvor nicht als gewalttätig aufgefallen war.
Viele Menschen auf engstem Raum
In dem Komplex leben rund 700 Menschen. Die Lage sei für die Bewohnerinnen und Bewohner zumeist schwierig, sagte Christian Hölscher von der Jugendhilfe Göttingen dem NDR in Niedersachsen. "Es hat sich nichts daran geändert, dass es dort nach wie vor 35-Quadratmeter-Appartements gibt und dass diese Appartements sehr häufig immer noch von sehr vielen Menschen bewohnt werden, häufig überbelegt", so Hölscher. Stadt und Politik wollen die Lage in dem Viertel verbessern und ein Familien- und Begegnungszentrum und eine Kita bauen sowie das Jugendhaus erneuern.
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