Lücken schließen: Kinderschutz-Kommission legt Bericht vor
Nach dem massenhaften Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde hatte der Niedersächsische Landtag eine Kommission eingerichtet. Nun liegt ihr Abschlussbericht vor.
Expertinnen und Experten haben darüber beraten, wie Kinder besser vor Gewalt und Missbrauch geschützt werden können. Die Kommission beendete ihre Arbeit nach 39 Sitzungen und übergab am Montag in Hannover ihren Abschlussbericht an Landtagspräsidentin Gabriele Andretta. Der Bericht umfasst knapp 150 Seiten. Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) kündigte eine umfassende Auseinandersetzung mit den 162 Empfehlungen an. Ein innovativer Kinderschutz brauche Kooperation, sagte die SPD-Politikerin.
Täter ziehen einfach um: Kooperation zwischen Regionen nötig
Die Fachleute schlagen vor, dass verschiedene Behörden, aber auch Ärztinnen und Ärzte besser zusammenarbeiten und sich intensiver austauschen. Täter versuchten, ihre Verbrechen zu verschleiern - zum Beispiel auch, indem sie in andere Regionen umziehen. Diese Lücke muss aus Sicht der Kommission geschlossen werden.
Missbrauchsbeauftragte einsetzen, Opferschutz verbessern
Darüber hinaus plädiert die Kommission dafür, dass Kindesmissbrauch und die Anzeichen dafür in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie Lehrkräften eine größere Rolle spielen. Das Land könnte einen Missbrauchsbeauftragten oder eine -beauftragte einsetzen. Auch sollte es nach Ansicht der Fachleute Medienkampagnen geben, um das Thema Missbrauch mehr ins Bewusstsein zu rücken. Im Opferschutz muss sich aus Sicht des Gremiums ebenfalls einiges verbessern - bis hin zu besonderen Zimmern für Zeugenaussagen oder den Einsatz von Therapie-Hunden für Betroffene.
Lügde: Täter bekam Pflegetochter trotz Hinweisen auf übergriffiges Verhalten
Hintergrund des Einsetzens der Kommission war das Bekanntwerden des jahrelangen Kindesmissbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde (Nordrhein-Westfalen) nahe der Grenze zu Niedersachsen. Das Jugendamt in Hameln hatte dem Mann, der später als Haupttäter verurteilt wurde, die Pflegschaft für ein kleines Mädchen übertragen. Damals soll es jedoch bereits Hinweise auf sexuell übergriffiges Verhalten des Mannes gegeben haben.