Kassenärzte protestieren gegen Lauterbachs Sparpläne
Kassenärzte in ganz Deutschland haben am Mittwoch ihre Praxen zumindest stundenweise geschlossen - auch in Niedersachsen. Sie protestierten damit gegen die Sparpläne von Bund und Krankenkassen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) hatte zum Protesttag aufgerufen. Sie rechnete im Vorfeld damit, dass sich bis zu 700 Praxen im Land beteiligen. Weil sie nicht streiken dürfen, machten die Ärztinnen und Ärzte offiziell eine Fortbildung. Auch Psychotherapie-Praxen beteiligten sich. Mit ihrem Protest wollten sie ein Zeichen setzen. Die Kassenärztliche Vereinigung fürchtet, dass Patientinnen und Patienten wegen der Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) künftig schlechter an Facharzttermine kommen. Die Ärztekammer Niedersachsen erklärte sich solidarisch mit den Protestierenden.
Kein Extra-Honorar mehr für Neupatientinnen- und Patienten
Hintergrund ist, dass bei den gesetzlichen Krankenkassen für das kommende Jahr ein Minus von 17 Milliarden Euro erwartet wird. Das Bundesgesundheitsministerium will die Krankenkassen entlasten, indem für Neu-Patientinnen und -Patienten künftig kein extra Honorar mehr gezahlt werden soll. Hausärzte mahnen, dass sie dann für ihre Patienten keine Termine mehr beim Facharzt bekämen. Einer von ihnen ist Rüdiger Quandt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes im Bezirk Lüneburg. Ziel sei es normalerweise, die Patientinnen und Patienten immer schnellstmöglich an Fachärzte aus der jeweiligen Region zu überweisen. Ginge das nicht mehr, müssten die Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus. Für die Krankenkassen werde das im Endeffekt teurer. Die Kassenärzte wollen erreichen, dass für Neu-Patienten weiterhin ein extra Honorar gezahlt wird.
Ärzte fühlen sich gegenüber Krankenhäusern benachteiligt
Darüber hinaus beklagen Ärzte und Psychotherapeuten, dass für sie weder Energiezuschüsse noch ein Inflationsausgleich in den kommenden zwei Jahren geplant seien. Das trifft nach Angaben des KVN-Vorstandsvorsitzenden, Mark Barjenbruch, vor allem Radiologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs hart. Krankenhäuser bekommen dagegen Ausgleichszahlungen von Bund und Land.