Stralsunderin Müller soll Werftenbeauftragte des Bundes werden
Wie geht es weiter mit den Werften - nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern? Auf diese Frage muss bald jemand aus Mecklenburg-Vorpommern Antworten suchen. Die Stralsunder Grünen-Bundestagsabgeordnete Claudia Müller wird nach NDR Informationen neue Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft.
Ihr Bestellung kommt eigentlich nicht überraschend: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) hat nicht lange nach einer neuen Werften-Beauftragten gesucht. Die 40-jährige Claudia Müller - gebürtige Rostockerin - war in der vergangenen Legislaturperiode bereits Sprecherin der Grünen-Fraktion für maritime Wirtschaft. Müller hat sich immer wieder mit der Krise der MV-Werften beschäftigt. Die gelernte Betriebswirtin hat sich aber auch in der allgemeinen Wirtschaftspolitik einen Namen gemacht. Und weil das Thema bei den Grünen nicht von vielen beackert wird, schien es fast zwangsläufig, dass Müller den Posten bekommt.
Vertreterin einer harten Linie
Auf Anfrage wollte sie ihre Berufung nicht bestätigen, die scheint aber nur Formsache. In der Branche ist längst mit der Personalie gerechnet worden. Müller hat ihren Wahlkreis in Stralsund, dem Standort der MV Werften, der seit langem als akut gefährdet gilt. Es wird nicht erwartet, dass die Grüne das Ruder schnell herumreißt. In der Vergangenheit hat sie sich eher kritisch zur Werften-Politik der Landesregierung und der vielen Rettungspakete geäußert. Müller forderte mehr eigenes Engagement des Genting-Konzerns und plädierte eher für eine harte Linie des Landes statt immer neuer Finanzhilfen.
Weitere Hilfen eher nicht zu erwarten
"Augen zu und durch hilft nicht", meinte sie, Schönreden sei kein Erfolgsrezept. Es ist eher nicht zu erwarten, dass Müller für weitere Hilfen an Genting zur Verfügung steht - zumal der Bau großer Kreuzfahrtschiffe - wie bei den MV Werften mit einer schlechter Umweltbilanz nicht zur Klimapolitik der Grünen passt. Ihre Berufung macht es für das Land nicht leichter, die Werften zu halten. Mecklenburg-Vorpommern muss wohl noch tiefer in die eigene Tasche greifen, um die Schiffbauer von Genting zu retten. Möglicherweise gibt es noch in der Landtagswoche, die am Mittwoch beginnt, eine Abstimmung über ein weiteres Hilfspaket.
Viele unterschiedliche Aufgaben
Müller muss sich als Koordinatorin aber nicht nur mit den kriselnden MV Werften beschäftigt. Es geht auch um den Marine-Schiffbau und um Rüstungsaufträge für deutsche Werften. Die Frage ist, wie die vor inner- und außereuropäischer Konkurrenz geschützt werden können. Um Arbeitsplätze zu halten, müsste die Branche weiter als eine Art Schlüsseltechnologie von nationaler Bedeutung anerkannt werden.
