Mai-Kundgebungen: Gewerkschaft will Acht-Stunden-Tag behalten

Stand: 02.05.2025 05:59 Uhr

Zahlreiche Menschen haben in Mecklenburg-Vorpommern am Tag der Arbeit für gute Löhne und sichere Arbeitsplätze demonstriert. Die Gewerkschaft ver.di sprach sich gegen die Abschaffung des Acht-Stunden-Tags aus.

Unter dem Motto "Mach dich stark mit uns!" sind zum Tag der Arbeit auch in Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen. In Greifswald, Neubrandenburg, Rostock, Torgelow und Schwerin hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und seine Mitgliedsgewerkschaften zu Demonstrationen für gute Löhne und sichere Arbeitsplätze aufgerufen.

Demonstranten fordern Schutz sozialer Errungenschaften

Von der neuen schwarz-roten Koalition in Berlin forderten die Demonstranten eine Stärkung der Tarifbindung, Investitionen im Eiltempo in öffentliche Infrastruktur, Bildung, Klimaschutz sowie die Senkung der Energiepreise für Unternehmen und Verbraucher.  Darüber hinaus verlangten sie den Schutz sozialer Errungenschaften, wie den Acht-Stunden-Tag und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. "Hier muss die neue Bundesregierung handeln", hieß es im Aufruf zur 1.-Mai-Demonstration. Dafür kämpften die Gewerkschaften - "und daran werden wir Union und SPD messen".

Koalitionsvertrag mit "Licht und Schatten"

In Schwerin sagte ver.di-Bezirksgeschäftsführer Daniel Taprogge, der Koalitionsvertrag der künftigen schwarz-roten Bundesregierung berge "viel Licht und Schatten". Das darin formulierte Ziel einer Auflösung des klassischen Acht-Stunden-Tags sei mit den Gewerkschaften "überhaupt nicht zu machen". Andererseits begrüßte er das Vorhaben von Union und SPD, auch im Bund ein Tariftreuegesetz einzuführen, das die Vergabe von öffentlichen Aufträgen mit der Einhaltung von Tariflöhnen koppeln würde. Er hoffe, dass der Bund in diesem Fall von Mecklenburg-Vorpommern lerne, so der Gewerkschaftssekretär.

Schwesig für 15 Euro Mindestlohn

Schwesig auf der Bühne in Schwerin © Jens Büttner/dpa Foto: Jens Büttner
Die Ministerpräsidentin sprach sich in Schwerin für den Mindestlohn und eine Erhöhung des Lohnniveaus aus.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sprach sich auf der Mai-Kundgebung in Schwerin für eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro aus. Sie setze darauf, "dass die Mindestlohnkommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern den Weg dafür festlegt", so die SPD-Politikerin. Ihr Ziel sei es aber, dass nicht nur der Mindestlohn, sondern das Lohnniveau insgesamt steige.

Mit Blick auf die Rente sagte die Ministerpräsidentin, dass das Rentenniveau stabil bleiben müsse. "Und wenn die Löhne steigen, müssen auch die Renten nach oben gehen." Das sei in den Verhandlungen zur Regierungsbildung abgesichert worden. Ebenso bestehen bleibe die Möglichkeit für besonders langjährig Versicherte, nach 45 Jahren vorzeitig abschlagsfrei in Rente zu gehen.

OB Witt mit letzter öffentlicher Rede

In Neubrandenburg hielt der scheidende Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) seine letzte öffentliche Rede. Gerade weil die allgemeine Stimmungslage schlecht zu sein scheine, brauche die "Fackel der Demokratie", so Witt, "unser Feuer".

Angesichts der Landrats- oder Oberbürgermeisterwahl am 11. Mai herrschte auf dem Demokratiefest auf dem Marktplatz eher Wahlkampf-Stimmung. Viele Parteien hatten Stände aufgebaut, um über ihr Programm und ihre Kandidaten und Kandidatinnen zu informieren.

Drei Veranstaltungen in Rostock

Gleich drei Veranstaltungen fanden in Rostock statt. Die größte war die Maifeier der Gewerkschaften mit rund 800 Besucherinnen und Besuchern am Kastanienplatz. Ein in der KTV beginnender Aufzug der DGB Jugend traf dort mit rund 350 Versammlungsteilnehmenden ein und hielt seine Abschlusskundgebung ab. Einen weiteren Aufzug gab es vom Saarplatz zum Doberaner Platz unter dem Thema Arbeitskampf mit rund 180 Demonstrierenden.

In Schwerin hatte der DGB ab 10 Uhr auf den Grunthalplatz eingeladen. Rund 400 Besucherinnen und Besucher kamen. Im Anschluss gab es von dort ein Aufzug der DGB Jugend zur Siegessäule mit 200 Teilnehmenden unter polizeilicher Absicherung. In Torgelow ließen die Organisatoren der Mai-Kundgebung Friedenstauben aufsteigen. In Greifswald hatten die Gewerkschaft zum Kulturfest eingeladen.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 01.05.2025 | 19:30 Uhr

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