Eine ukrainische Lehrkraft unterrichtet in einer Internationalen Vorbereitungsklasse des Louise Weiss-Gymnasiums in Hamburg unter anderem auch aus der Ukraine geflüchtetet Schüler. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz

MV rechnet mit bis zu 5.000 ukrainischen Schülern - Lehrer gesucht

Stand: 27.06.2022 15:27 Uhr

Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) hat ein neues Konzept vorgestellt, um aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen einen besseren Schulalltag hierzulande zu ermöglichen. Unter anderem sollen die Schüler sogenannten Standortschulen zugewiesen werden.

Angesichts Tausender zusätzlicher Schüler aus der Ukraine will die Landesregierung die Schulen mit mehr Personal und einem Bildungskonzept vor der Überlastung schützen. "Es ist ein Kraftakt aller Beteiligten", betonte Landesbildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) bei der Vorstellung des Konzeptes am Montag in der Rostocker Krusensternschule. Rund 3.000 ukrainische Schüler besuchten bereits öffentliche Schulen im Bundesland. Im kommenden Schuljahr könnten es bis zu 5.000 werden.

20 Stunden Unterricht pro Woche in Vorklassen

Nach den Sommerferien setzt das Land auf Vorklassen in sogenannten Standortschulen. Dies sind bestimmte Schulen, die in einem Gebiet für die Aufnahme der ukrainischen Schülerinnen und Schüler zuständig sind. Die Ausländerbehörde soll wöchentlich prüfen, wo gerade Kapazitäten sind und verteilt dementsprechend die Schüler. In den Vorklassen haben sie 20 Stunden Unterricht pro Woche - davon mindestens 10, in denen sie Deutsch als Zweitsprache (DaZ) lernen.

Weitere Informationen
Eine junge aus der Ukraine geflüchtete Frau sitz in einem Rostocker Hotel © NDR MV Foto: NDR MV

Gesichter der Ukraine in MV

Niemand weiß, wie lange der Krieg noch dauern wird. Die Serie "Gesichter der Ukraine" gibt einigen der Geflüchteten eine Stimme, stellvertretend für viele. mehr

Bisher 95 Standortschulen in MV

Darüber hinaus entscheiden die Schulen, ob sie die Kapazitäten haben, um die Schülerinnen schon teilweise in reguläre Klassen zu integrieren oder ob sie anderweitige schulische Angebote machen. Die Schüler sollen ein, höchstens aber zwei Jahre in den Vorklassen bleiben. Derzeit gibt es laut Bildungsministerium im Nordosten 95 Standortschulen mit entsprechenden Angeboten zum Deutschlernen. Bei Bedarf könnten 140 weitere aktiviert werden.

100 neue Stellen ausgeschrieben - auch Alltagshelfer gesucht

Unterstützt werden die Klassen unter anderem durch Lehrkräfte aus der Ukraine. 41 wurden bereits als externe Vertretungskräfte eingestellt. Zusätzlich dazu seien über 100 Stellen ausgeschrieben worden, hieß es. Ob man diese Stellen auch besetzen könne, sei eine andere Frage, sagte Oldenburg unter Verweis auf den Fachkräftemangel. Neben Pädagogen sollen mehr als 100 sogenannte Alltagshelfer und -helferinnen vorrangig in den Klassen eins bis sechs Lehrkräfte bei alltäglichen Tätigkeiten unterstützen.

"Es wird kein Kind nach Hause geschickt"

Ukrainische Kinder und Jugendliche, die bereits an andere Schulen gehen, müssten nicht an Standortschulen wechseln, so Oldenburg. Der Unterricht soll durch digitale Angebote ergänzt werden. Zudem könnten die Schüler auch die digitalen Angebote des ukrainischen Bildungssystems in Anspruch nehmen. Die 5.000 Schüler aus der Ukraine ergäben umgerechnet 17 neue Schulen samt 340 Lehrerinnen und Lehrern, wie Oldenburg vorrechnete "Und damit 30 Millionen jährlich, die das Land ausgeben müsste." Alle wüssten aber, dass man 340 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer nicht finde. Trotz der Herausforderungen gab sich Oldenburg überzeugt: "Es wird kein Kind nach Hause geschickt und auch die Qualität unseres Unterrichts wird nicht leiden."

Weitere Informationen
Kinder aus der Ukraine sitzen gemeinsam an einem Tisch in einer Schule in Bergen. © Screenshot

GEW sorgt sich um Hilfe für ukrainische Kinder

Die Bildungsgewerkschaft fordert einen "Ukraine-Gipfel" zu den Problemen in den Kitas und den Schulen. mehr

Eine Frau hält ein Baby einer aus der Ukraine geflohenen Familie © Francisco Seco/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Francisco Seco/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Kinderschutzbund: Geflüchtete Kinder müssen in Deutschland sicher sein

Der Deutsche Kinderschutzbund hat in Schwerin ausreichend Wohnraum, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe für Flüchtlingskinder gefordert. mehr

Anna, die Ehefrau eines vor zwei Monaten getöteten Soldaten, und der Vater Oleksandr stellen auf dem Friedhof der Hafenstadt Odessa die ukrainische Nationalflagge am Grab ihres Ehemannes auf. (Foto vom 24. Februar 2024) © Kay Nietfeld/dpa

Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Russlands Überfall und die Folgen

Am 24. Februar 2022 begann der Angriff. In der Ukraine starben mindestens 10.000 Zivilisten. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.06.2022 | 16:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Zwei tote Schafe auf einer Weide © privat

Drei weitere tote Schafe: Experte spricht von "Tradition" beim Wolf

Ein Halter aus Ehmkendorf beklagt trotz Schutzes erneut tote Tier auf seiner Weide. Er hat bereits den Abschuss des Wolfes beantragt. mehr

Die neue NDR MV App

Ein Smartphone zeigt die Startseite der neuen NDR MV App © NDR Foto: IMAGO. / Bihlmayerfotografie

Mecklenburg-Vorpommern immer dabei - die neue NDR MV App

Artikel, Podcasts, Livestreams: Die NDR MV App ist ganz neu: übersichtlich, kompakt, benutzerfreundlich, aktuell. mehr