IG-Metall beklagt Jobverlust auf Werften in MV
Die IG-Metall Küste sieht den Schiffbau im Norden "in seiner Substanz" gefährdet. Wegen massiver Jobverluste fürchtet die Gewerkschaft vor allem um die Bedeutung des Werften-Standorts Mecklenburg-Vorpommern. Die IG-Metall beruft sich dabei auf Ergebnisse der eigenen Schiffbau-Umfrage.
"Die Abwärtsspirale muss so schnell wie möglich gestoppt werden", forderte der Chef der IG-Metall Küste, Daniel Friedrich, bei der Präsentation der Umfrage. Innerhalb eines Jahres seien weitere 2.600 Arbeitsplätze verloren gegangen. Besonders hart hat es dabei wegen der Pleite der MV-Werften Mecklenburg-Vorpommern getroffen. Im Nordosten arbeiten laut Umfrage noch gut 1.500 Menschen im Schiffbau - etwa 1.900 weniger als noch vor einem Jahr. Mehr als jeder zweite Arbeitsplatz im Schiffbau ist damit weggefallen.
IG Metall: Trend setzt sich fort
Damit hat sich ein Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt, wenn das so weitergehe, fehle irgendwann die Basis für eine selbsttragende Entwicklung, mahnt die Gewerkschaft. Deutschland und Europa müssten sich aber ihre Zukunftsfähigkeit in einer globalen Wirtschaft erhalten, meinte Friedrich. Werften und Zulieferer seien nötig, denn der Bau von Frachtschiffen und Fähren sicherten wirtschaftliche Unabhängigkeit. Außerdem gehe es um Spezialschiffe und Plattformen für die Offshore-Industrie, die wichtig für die Energieversorgung seien.
Gewerkschaft mahnt zu Tempo bei neuen Aufträgen
Friedrich appellierte an die industriepolitische Verantwortung des Bundes. Die angekündigten Aufträge für Forschungs- oder Marineschiffe müssten "möglichst schnell" für Arbeit auf den Werften sorgen. Offenbar gibt es Probleme bei den Ausschreibungen. Die IG-Metall warnt vor einem "Vergabe-Dschungel" in den Beschaffungsämtern. Die hohe Inflation dürfe jedenfalls nicht allein zu Lasten der Auftragnehmer gehen.
"Polarstern II": Verzögerungen bei Vergabe?
Auf einen Auftrag wartet die Branche ganz besonders - auf die "Polarstern II" für das Alfred-Wegener-Institut: Der Bund will dieses neue Forschungsschiff für die Arktis und Antarktis bauen lassen. Die Vergabe scheint sich zu verzögern - der erste Schritt ist per europaweiter Ausschreibung im Juli erfolgt. Mit dem Bau soll im nächsten Jahr begonnen werden, das Schiff sollte ursprünglich 2026 fertig sein, jetzt ist von 2027 die Rede.
IG Metall sieht düsteres Szenario für Stralsund
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte sich 2020 unter anderem für die Werft in Stralsund als Fertigungsstätte der "Polarstern II" ausgesprochen. Für die Werft in Stralsund zeichnet sich nach der Pleite der MV-Werften jedoch ein eher düsteres Szenario ab. Die IG-Metall vermisst für den Standort - anders als für die in Wismar und Warnemünde - eine tragfähige Perspektive. Dabei hatte Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) beim Kauf des Werftgeländes durch die Stadt noch davon gesprochen, dass "die Volkswerft zurück nach Hause kommt".