Eine Person sitzt auf einer Holztreppe am Strand und schaut in die untergehende Sonne. © photocase.de Foto: rclassen

Zusätzlicher Feiertag: Pro- und Kontra-Argumente

Stand: 28.12.2022 16:10 Uhr

Die norddeutschen Länder bilden mit je zehn gesetzlichen Feiertagen bundesweit das Schlusslicht. Mecklenburg-Vorpommern wird 2023 aufholen. Ab dann ist der 8. März ein gesetzlicher Feiertag: der Frauentag. In Niedersachsen will die neue rot-grüne Landesregierung laut Koalitionsvertrag die Einführung eines weiteren Feiertags prüfen.

Zehn bis zwölf gesetzliche Feiertage pro Jahr gibt es in den deutschen Bundesländern. Die meisten Feiertage haben die Menschen in Bayern und Baden-Württemberg. Dort kommen katholische Feiertage wie Fronleichnam und Allerheiligen hinzu. Das weckt insbesondere im protestantischen Norden Begehrlichkeiten nach einem Ausgleich.

Dabei müssen es durchaus keine religiösen Festtage sein: So stehen in Niedersachsen laut Grünen-Fraktion unter anderem der Frauentag am 8. März - wie demnächst in Mecklenburg-Vorpommern -, der 8. Mai als der Tag der Befreiung oder der Europatag am 9. Mai zur Diskussion. Bislang gehen die meisten gesetzlichen Feiertage in Deutschland auf christliche Traditionen zurück. Nur der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober, der Tag der Arbeit am 1. Mai und der freie Neujahrstag haben einen weltlichen Ursprung.

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Was spricht für einen weiteren Feiertag?

Im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit erscheint es fragwürdig, dass es in den deutschen Bundesländern eine unterschiedliche Anzahl von gesetzlichen Feiertagen gibt. Außerdem spielt der Regenerationseffekt eine Rolle: "Ein arbeitsfreier Tag ist für viele Menschen eine wichtige Pause vom Alltag, die Zeit für Familie und Erholung bietet", argumentierte beispielsweise eine Sprecherin der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (HAZ). "Weltliche Feier- und Gedenktage dienen nicht nur dem gesellschaftlichen Innehalten, sie würdigen vielmehr auch demokratische Errungenschaften", sagte ein Grünen-Sprecher der "HAZ".

Was spricht gegen einen weiteren Feiertag?

Jeder bezahlte Feiertag und Feiertagszuschläge erhöhen die Lohnkosten und belasten die Wirtschaft: Pro weiterem Feiertag schrumpft laut Bundesbank und ifo Institut für Wirtschaftsforschung das Inlandsprodukt durchschnittlich um 0,12 Prozent pro Jahr. Wenn dieses vereinfachte Modell auf das Bruttoinlandsprodukt des vergangenen Jahres umgerechnet wird, dann bedeutet es, dass ein Feiertag, der auf einen Werktag fällt, etwa 4,2 Milliarden Euro kostet.

Allerdings sind die Kosten je nach Branche und Jahreszeit unterschiedlich. So ist der Ausfall in der Baubranche bei einem Feiertag, der irgendwann zwischen April und Oktober liegt, witterungsbedingt höher als bei einem freien Tag in den Wintermonaten. Dagegen lebt das Gast- und Hotelgewerbe von der Freizeit und profitiert von zusätzlichen Tagen, an denen Menschen nicht arbeiten müssen.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, Christoph Meinecke, empfindet allerdings die Debatte über einen weiteren Feiertag im Krisenjahr 2022 insgesamt als unpassend: "Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist das das falsche Signal und angesichts der sich überlagernden Krisen und einer drohenden Rezession völlig absurd."

Gesetzliche Feiertage in anderen europäischen Ländern

Im europaweiten Vergleich stand Deutschland 2020 übrigens gemeinsam mit Dänemark mit durchschnittlich 39 freien Tagen im Jahr an der Spitze. Das liegt allerdings nur an den rund 30 Urlaubstagen in den beiden Ländern. Bei den gesetzlichen Feiertagen trumpften Spanien und Zypern mit je 14 auf. Dafür gab es dort nur 22 beziehungsweise 21 Urlaubstage. Allerdings werden in vielen Ländern - darunter Belgien, Spanien und Großbritannien - Feiertage, die an einem Wochenende liegen, am darauffolgenden Werktag nachgeholt. Genau das fordert unter anderem die Partei Die Linke auch für Deutschland.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 28.12.2022 | 08:00 Uhr

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