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Erneuerbare Energien: Windkraft löst Kohle ab

Stand: 07.03.2024 15:27 Uhr

Windkraft ist nun die wichtigste Quelle bei der Stromerzeugung in Deutschland. Bisher war Kohle die führende Stromquelle. Neue Zahlen zeigen: Erneuerbare Energien sind insgesamt auf dem Vormarsch.

von Isabel Lerch, Lalon Sander

Die Energiewende in der Stromerzeugung nimmt Form an: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war 2023 das erste Jahr, in dem in fast allen Monaten mehr Strom aus Erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser und Sonne als aus fossilen Energieträgern eingespeist wurde. Die Stromerzeugung aus Kohle, Erdgas und Atomkraft verliert demnach an Bedeutung.

Mehr als die Hälfte des Stroms stammt aus Erneuerbaren Energien

In Zahlen ausgedrückt heißt das: Von den im vergangenen Jahr hierzulande insgesamt erzeugten 449,8 Milliarden Kilowattstunden Strom stammten 251,8 Milliarden Kilowattstunden aus Erneuerbaren Energien.

Der Anteil nachhaltiger Stromquellen wie Windkraft oder Solarenergie macht demnach inzwischen etwas mehr als die Hälfte der Gesamtmenge des in Deutschland produzierten Stroms aus - nämlich 56 Prozent. 2022 lag der Anteil erneuerbarer Energie noch bei 46,3 Prozent.

Windkraft nun führende Stromquelle in Deutschland

Schaut man monatsweise auf die Anteile der jeweiligen Stromquellen an der gesamten Stromerzeugung der vergangenen Jahre, fällt auf: Insbesondere die Windkraft ist auf dem Vormarsch. Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen diesen Trend.

So stammte fast ein Drittel (31 Prozent) des erzeugten Stroms im vergangenen Jahr aus Windkraft, hieß es. Insgesamt seien 139,3 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windkraft eingespeist worden. Dies sei ein neuer Höchstwert, so die Statistiker. 2022 waren noch 122,5 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windkraft erzeugt worden.

Bei der Kohle war das Verhältnis umgekehrt: Die Stromerzeugung aus Kohlekraft sank von 169,5 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2022 auf 117,4 Milliarden im vergangenen Jahr.

Aber: Bundesregierung bleibt bei Windkraft hinter Zielen zurück

Diese neuen Zahlen täuschen jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass die Bundesregierung beim Ausbau der Windkraft hinter ihren jährlichen Zielen zurück bleibt. So zeigt eine Analyse von NDR Data: 2023 wurde, gemessen an den Ausbauzielen, bei der Windenergie zu wenig gebaut. Das zeigt sich an der erzeugten Leistung: Diese blieb im vergangenen Jahr 1,3 Gigawatt unter dem vorgegebenen Ziel.

Anders sah das bei der erneuerbaren Stromquelle Solarenergie aus. Dort wurde das Jahresziel im vergangenen Jahr übertroffen - und zwar um 7,2 Gigawatt. Die Grafik zeigt diese Kluft zwischen den Ausbauzielen und tatsächlich gebauter Leistung.

Historisch viel Windkraft hat mehrere Gründe

Dass der Anteil der Windkraft im vergangenen Jahr auf den Rekordwert gestiegen ist, erklären sich die Fachleute vom Statistischen Bundesamt mit verschiedenen Faktoren. Zum einen seien eben viele neue Kraftwerke gebaut worden - wenn auch nicht genügend um die selbst gesetzten Ziele zu erfüllen. Zum anderen wehte 2023 reichlich Wind.

Hinzu kommt: Im vergangenen Jahr sank die Gesamtmenge des erzeugten Stroms - und zwar um 11,8 Prozent. Durch diese absolute Abnahme bei der Stromerzeugung stieg der relative Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten Mix der verschiedenen Stromquellen an. Windkraft, Wasser und Sonne haben also auch deshalb zugelegt, weil die erzeugte Energie aus fossilen Energieträgern abgenommen hat.

Schwächelnde Wirtschaft: Gesamtmenge an Strom gesunken

Als Gründe für die gesunkene Gesamtmenge an produziertem Strom nennen die Statistiker übrigens zwei Gründe: Einerseits habe es infolge der schwächelnden Konjunktur einen geringeren Strombedarf in den energieintensiven Industriezweigen gegeben. Andererseits sei die Menge von Strom aus dem Ausland gestiegen. Der Importstrom kam dabei überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen und war billiger als Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken in Deutschland.

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