Neue Bundesregierung: Drei SPD-Ministerposten für Norddeutsche
Union und SPD haben ihren Koalitionsvertrag unterschrieben. Zuvor hatte die SPD ihre Minister bekannt gegeben: Boris Pistorius bleibt Verteidigungsminister, Lars Klingbeil wird als weiterer Niedersachse im Kabinett Finanzminister und Vizekanzler und Reem Alabali-Radovan aus Mecklenburg-Vorpommern Entwicklungsministerin.
Damit ist der Norden mit drei SPD-Kabinettsmitgliedern in der neuen schwarz-roten Bundesregierung vertreten. "Als Konsequenz aus dem schlechten Wahlergebnis bei der Bundestagswahl haben wir gemeinsam eine personelle und inhaltliche Neuaufstellung angekündigt", erklärten die SPD-Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken zu den Personalentscheidungen. "Mit unserem Regierungsteam gehen wir als Parteispitze damit den nächsten Schritt." Nach Bekanntgabe der Personalien haben die künftigen Koalitionsparteien CDU, SPD und CSU den 144 Seiten starken Koalitionsvertrag förmlich unterzeichnet.
Klingbeil auf dem Sprung zur Kanzlerkandidatur 2029?
Klingbeil hat sich in kurzer Zeit bei der SPD in eine absolute Machtposition gebracht. Als Olaf Scholz 2021 ins Kanzleramt einzog, war er Generalsekretär. Danach stieg der Niedersachse zum Parteichef auf. Nach dem Debakel der SPD bei der Wahl 2025 griff er zunächst nach dem Fraktionsvorsitz. Jetzt wird Klingbeil als Finanzminister und Vizekanzler der zweite starke Mann in der Regierung Merz. Den Fraktionsvorsitz wird er nun mit Eintritt in das Kabinett abgeben - voraussichtlich an SPD-Generalsekretär Matthias Miersch.
Eigentlich brennt der 47-Jährige für die Außenpolitik und geprägt durch den familiären Hintergrund als Soldatensohn am Heeresstandort Munster für Verteidigung. Jetzt muss er sich ins mächtige Finanzressort einarbeiten. Für Klingbeil, der im konservativen SPD-Flügel zu Hause ist, könnte es das Sprungbrett für eine Kanzlerkandidatur 2029 sein.
Pistorius ist Deutschlands beliebtester Politiker
Pistorius war für die SPD von Anfang an gesetzt - schließlich ist er Deutschlands beliebtester Politiker. Als er im November 2023 "Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime" für die Bundeswehr ausrief, legte der 65-jährige Niedersachse die Latte hoch. Seit der Ausnahme der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse kann er sich über mangelnde Finanzierung nicht mehr beschweren.
Der Jurist wurde in Osnabrück geboren, er arbeitete in mehreren niedersächsischen Regierungsstellen und war von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt. In den zehn folgenden Jahren war er Innenminister von Niedersachsen. 2023 übernahm er das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht und gewann in kurzer Zeit die Anerkennung der Truppe und auch der NATO-Verbündeten.
Alabali-Radovan: Einsatz gegen Racial Profiling
Auch Alabali-Radovan hat eine steile politische Laufbahn hingelegt. Zuletzt war die 35-Jährige Integrationsbeauftragte der Ampel-Regierung. Nun folgt der nächste Schritt auf der Karriereleiter der Schwerinerin. Geboren wurde Alabali-Radovan 1990 in Moskau, wohin ihre Familie vor den politischen Verhältnissen im Irak geflohen war. Im Alter von sechs Jahren kam sie nach Mecklenburg-Vorpommern.
Als Integrationsbeauftragte setzte sie sich unter anderem gegen Racial Profiling ein, also die verdachtsunabhängige polizeiliche Kontrolle von Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe und anderen ethnischen oder religiösen Merkmalen. Alabali-Radovan ist verheiratet mit dem Profiboxer Denis Radovan.
Heil zukünftig ohne politisches Spitzenamt
Weitere SPD-Mitglieder im neuen Bundeskabinett sind Ex-Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die das Arbeitsministerium von Hubertus Heil übernimmt. Der Niedersachse zog auch seine Bewerbung für den Fraktionsvorsitz zurück und bleibt damit zukünftig ohne ein politisches Spitzenamt. Die 37-jährige Wirtschaftsexpertin und bisherige Vize-Fraktionschefin Verena Hubertz rückt als Bauministerin in die Regierung. Justizministerin wird Stefanie Hubig aus Rheinland-Pfalz.
Das Umweltressort wird mit dem bisherigen Ost-Beauftragten Carsten Schneider aus dem Landesverband Thüringen besetzt. Ihm folgt die bisherige parlamentarische Staatssekretärin im Bauministerium, Elisabeth Kaiser. Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration soll die bisherige Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Natalie Pawlik, werden.
Co-SPD-Chefin Esken nicht in neuer Regierung vertreten
Die bisherige Co-SPD-Chefin Esken ist nicht in der neuen Regierung vertreten. Dies gilt auch für Innenministerin Nancy Faeser, Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Bauministerin Klara Geywitz.
Auch zwei Minister der CDU für die künftige Bundesregierung haben norddeutsche Wurzeln: Johann Wadephul soll Außenminister werden, Karin Prien das Bildungs- und Familienministerium übernehmen.
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