Offiziell heißt es, dass die Kaufzurückhaltung der Menschen wegen der hohen Inflation und die hohen Energiepreise zur Schieflage geführt haben. Allerdings ist schon seit einiger Zeit klar, dass die Kaufhauskette frisches Geld braucht. Über eine erneute Staatshilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds konnte man sich aber nicht einigen. Hier gab es unter anderem Streit darüber, welche Garantien der Eigentümer - der Milliardär René Benko - hinterlegt. Solch ein Schutzschirmverfahren hat es schon 2020 gegeben. Damals wurde 42 Filialen geschlossen und aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds sind bereits fast 700 Millionen Euro in den Konzern geflossen.
Im Moment arbeiten in den 131 Kaufhäusern bundesweit noch circa 17.000 Menschen. Die Gewerkschaft ver.di beziffert die Zahl der Beschäftigten mit 17.400 und hat angekündigt, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Beim ersten Schutzschirmverfahren wurden circa 4.000 Menschen entlassen. Wenn wieder rund 40 Filialen geschlossen werden, wären das wieder etwa 4.000 Mitarbeitende, die entlassen werden. Es könnten aber durchaus noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen, denn ganz aktuell wurde angekündigt, dass nur noch ein "harter Kern" von Kaufhäusern übrigbleiben werde. Und wie viele Jobs genau wegfallen, hängt am Ende auch davon ab, welche Filialen geschlossen werden - denn sie sind unterschiedlich groß.
Das ist noch unklar. Man kann zwar vermuten, dass vor allem in Städten, in denen es noch mehrere Standorte gibt, gestrichen wird oder auch sehr kleine Standorte in kleinen Städten geschlossen werden - aber noch kann nur spekuliert werden. In Norddeutschland geht es um circa 20 Filialen, die noch existieren – in Hamburg sind es fünf.
Im Schutzschirmverfahren, einer milden Variante des Insolvenzverfahrens, kann das Unternehmen noch selbst über die Sanierung bestimmen. Die Führungscrew bleibt sozusagen im Amt. Sie steht nur unter Aufsicht vom Insolvenzgericht und einem Sachwalter. Allerdings muss jetzt zunächst einmal geprüft werden, ob so ein Schutzschirmverfahren überhaupt genehmigt wird. Denn Bedingungen sind, dass zum einen ein Plan vorgelegt wird, wie die kommenden sechs Monate finanziert werden, und zum anderen, dass eine Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos ist. Diese Prüfung kann durchaus Wochen oder sogar Monate dauern.
Drei Monate würde der Schutzschirm andauern. Eine Zeit, in der das Unternehmen massiv Kosten sparen könnte, etwa 100 Millionen Euro. In dieser Zeit bekäme Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenzgeld und wäre von Krankenkassenbeiträgen sowie Lohnsteuerzahlungen befreit. Die Löhne würden durch die Bundesagentur für Arbeit bezahlt. Der Betrieb läuft unter einem Schutzschirm wie gewohnt weiter.
Viele Experten sehen für Kaufhäuser, in denen es von Zahnpasta über Kleidung bis hin zur Luxus-Armbanduhr alles gibt, keinen Markt mehr. Vor allem in Zeiten von Versandhändlern, bei denen auch alles zu haben ist, die aber keine teuren Immobilien in Innenstädten unterhalten müssen. Der Insolvenz-Experte Robert Buchalik von der Düsseldorfer Kanzlei Buchalik Brömmekamp hält zumindest die nächsten Monate für Galeria Karstadt Kaufhof mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für gesichert. Eine aktuelle Analyse der "Immobilienzeitung" kommt zu dem Ergebnis, dass nur 30 der 131 verbliebenen Filialen eine Perspektive hätten.