Logo der Bundesagentur für Arbeit hinter zwei jungen Menschen. © picture alliance Foto: Carsten Rehder

Arbeitsmarkt: Schwächelnde Konjunktur bremst Herbstbelebung

Stand: 29.09.2023 10:35 Uhr

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September bundesweit gesunken. Auch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zählte die Bundesagentur für Arbeit weniger Arbeitslose. Doch die Herbstbelebung fiel schwächer aus als in den Vorjahren.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September im Vergleich zum August leicht um 69.000 auf 2,627 Millionen gesunken. Die Quote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr zählte die BA 141.000 Arbeitslose mehr. "Die einsetzende Herbstbelebung fällt in diesem Jahr vergleichsweise gering aus", sagte BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach bei der Vorstellung der Zahlen. "Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung nehmen zwar ab, jedoch weniger als in einem September üblich." In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der Arbeitslosen im September um durchschnittlich rund 95.000 gesunken. Grundsätzlich sei der deutsche Arbeitsmarkt aber nach wie vor stabil, sagte Terzenbach. 

Niedersachsen: 14.300 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr

In Niedersachsen ist die Zahl der Arbeitslosen im September leicht gesunken. Es waren 252.281 Menschen arbeitslos gemeldet, 3,3 Prozent weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent zurück. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosenzahl allerdings um gut 14.300 (6 Prozent) gestiegen, was zu einem Teil auf die Betreuung ukrainischer Geflüchteter in den Jobcentern, aber auch auf die schwächelnde Konjunktur zurückzuführen ist. Insbesondere bei den Jüngeren sei der Bestand an Arbeitslosen zurückgegangen, sagte Johannes Pfeiffer, Chef der BA-Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen. Das sei ein saisonal üblicher Effekt nach Ende der Sommerferien: Viele junge Menschen haben eine Ausbildung oder ein Studium begonnen. Andere haben nach abgeschlossener Ausbildung einen Arbeitsplatz gefunden.

Schleswig-Holstein: "Typische Herbstbelebung"

In Schleswig-Holstein ist die Zahl der Arbeitslosen im September - im Vergleich zum Vormonat - um 3.400 oder 3,8 Prozent gesunken. Sie liegt aktuell bei 86.814. Im Vergleich zum September 2022 stieg die Arbeitslosigkeit um gut 5.100 Personen (6,3 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 5,4 Prozent (September 2022: 5,2 Prozent). "Die typische Herbstbelebung hat im September zu einem weiteren Abbau der Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein geführt. Die saisonal übliche Einstellungspraxis nach der Sommerpause kam insbesondere den jungen Fachkräften zu Gute, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden und daher vorübergehend arbeitslos waren. Sie sind nun - nach einer kurzen Phase der Übergangsarbeitslosigkeit - wieder in Arbeit", sagte Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Auch der Ausbildungsbeginn habe - wie jedes Jahr im September - zu einem Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit geführt.

Mecklenburg-Vorpommern: Rückgang bei allen Alters- und Personengruppen

Die Zahl der Arbeitslosen liegt - im Vergleich zum September des Vorjahres - mit 60.498 um rund 1.500 oder 2,5 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 Prozent auf 7,4 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat August ist die Zahl der Arbeitslosen um knapp 2.000 oder 3,1 Prozent gesunken. "Doch die nach wie vor zurückhaltende Einstellungspraxis der Betriebe sorgt noch immer für ein Plus gegenüber dem September des Vorjahres“, betonte BA-Nord-Chef Biercher. Erfreulich sei aber, dass im Vormonatsvergleich alle Alters- und Personengruppen von der insgesamt robusten Arbeitsmarktlage in Mecklenburg-Vorpommern profitieren konnten und ihre jeweilige Arbeitslosenzahl gesunken ist - "ob unter 25 oder über 55, ob langzeitarbeitslos, mit gesundheitlichem Handicap oder Ausländer", so Biercher.

Hamburg: BA rechnet mit Rückgang bis Dezember

In der Hansestadt ist die Arbeitslosigkeit im Jahres-Vergleich um knapp zehn Prozent gestiegen. Im September gab es gut 7.000 Erwerbslose mehr als vor einem Jahr. Insgesamt sind es jetzt 82.644. Positiv ist allerdings die Entwicklung im Vergleich zum Vormonat. Erstmals seit einem halben Jahr stieg die Arbeitslosigkeit nicht weiter an, sondern flachte ab. Es sind knapp 1.800 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im August (minus 2,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote lag im September bei 7,6 Prozent, nach 7,7 im Vormonat und 7,0 Prozent vor einem Jahr. Weil Sommerferien und Urlaubszeit beendet seien, stellten die Unternehmen wieder mehr ein, sagte Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur Hamburg. "Auch wenn eine Prognose schwierig ist, gehe ich davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwei Monaten noch etwas abnehmen wird, vielleicht sogar noch im Dezember", so Fock.

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NDR Info | Aktuell | 29.09.2023 | 10:00 Uhr

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