Wie sich Wohlstand und Armut in Hamburg verteilen
Vier von fünf Hamburgerinnen und Hamburgern leben in Gebieten mit einem durchschnittlichen oder sogar hohen sozialen Status. Rund 20 Prozent wohnen aber in Gebieten mit einem niedrigen oder sehr niedrigen Status: Das ist das Ergebnis einer jährlichen Studie der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen.
Der Sozialmonitoring-Bericht, den die Stadt jetzt für das Jahr 2020 veröffentlicht hat, definiert den Status unter anderem über die Zahl der Erwerbstätigen und durch die Anbindung an Bus und Bahn. Die Erhebung mit 850 Einzelbereichen bezieht sich dabei auf Daten von Ende 2019, also noch vor den auch im sozialen Bereich spürbaren Auswirkungen von Corona.
72 Gebiete mit niedrigem bis sehr niedrigen Status
Zwei Drittel der Gebiete haben demnach einen mittleren Status, die Indikatoren weisen dort also im Vergleich zu Hamburg insgesamt durchschnittliche Werte auf. Einen niedrigen bis sehr niedrigen Status haben 72 Gebiete in Hamburg. Dort gibt es etwa einen überdurchschnittlichen Anteil von Menschen, die Transferleistungen beziehen. Es geht um rund 343.100 Menschen - das entspricht 18,2 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Hamburgs.
81,8 Prozent wohnen in Gebieten mit mittlerem oder hohem Status - dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren leicht gewachsen - im Bericht 2017 betrug er noch 80,3 Prozent.
Menschen in benachteiligten Gegenden ausreichend erfasst?
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die sozialen Unterschiede in der längerfristigen Betrachtung leicht abnehmen. Diese Angleichung der Lebensverhältnisse, der Trend zur Mitte, ist aber nur eine Lesart des neuen Sozialmonitorings. Vor allem Menschen in benachteiligten Quartieren könnten dadurch nicht ausreichend erfasst werden, so die Kritik.
"Dass sich daraus gute Lebensverhältnisse ableiten lassen, lässt sich so nicht so einfach sagen", sagte Anne Vogelpohl, Professorin für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, dem Hamburg Journal. "Der Beschäftigungszuwachs ist in den vergangenen Jahren vor allem in den Bereich der prekären Arbeit und in den Niedriglohnsektor gegangen."
