Warnstreik legt Lufthansa lahm: 20 Flüge in Hamburg ausgefallen
Der eintägige Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals, zu dem die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte, ist seit Donnerstagmorgen beendet.
In Hamburg fielen wegen des Streiks am Mittwoch 20 Flüge nach Frankfurt und München aus. Laut der Lufthansa soll es am Donnerstag keine planmäßigen Ausfälle mehr geben. Die Beschäftigten des Bodenpersonals sind zuständig für Passagier-, Gepäck- und Frachtabfertigung, für die Wartung der Flugzeuge und auch dafür, die Maschinen in die entsprechenden Positionen zu schieben. Am Airport in Fuhlsbüttel werden zwar auch Teile dieser Arbeiten von Fremdfirmen erledigt, aber der bundesweite ganztägige Ausstand wirkt sich auch in der Hansestadt auf den Flugplan aus.
Hunderte Lufthansa-Flüge gestrichen
Wie die Lufthansa am Dienstag mitteilte, wurde am Mittwoch nahezu das komplette Flugprogramm an den deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen. Damit fielen insgesamt mehr als 1.000 Flüge aus. In Hamburg wurden zunächst 18 Starts nach Frankfurt und München gestrichen, später kamen 2 weitere hinzu. Am Mittwoch sei lediglich ein Flug nach München am frühen Morgen regulär abgeflogen, teilte der Hamburger Flughafen per Twitter mit. Auch in Niedersachsen sind Flughäfen vom Warnstreik betroffen.
Rund 1.000 Lufthansa-Beschäftigte demonstrieren
Die Lufthansa hatte Passagieren, die kein Umbuchungsangebot erhalten hatten, davon abgeraten, an die Flughäfen zu kommen. Und daran hielten sich in Hamburg offenbar die meisten. Denn die Lage in den Terminals war nach Angaben des Flughafens ruhig. Es gab kaum Wartezeit an den Sicherheitskontrollen. Die nicht bestreikte Lufthansa-Tochter Eurowings ging von einem weitgehend normalen Flugbetrieb aus. Auch Verbindungen anderer Fluggesellschaften waren nicht betroffen.
Nur außerhalb des Flughafens machte sich der Streik bemerkbar. Nach Angaben von ver.di zogen mittags rund 1.000 Beschäftigte von der Hamburger Lufthansa-Werft zu den Terminals. Auf Transparenten hieß es zum Beispiel: "Jung und Gehaltbereit" oder "Ready for mehr Geld".
Ver.di fordert mehr Geld für Beschäftigte
Hintergrund des Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen. Lufthansa und ver.di haben bislang in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist bereits für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart. Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um zwei Prozent käme. Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3.000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von neun bis elf Prozent, rechnete das Unternehmen vor. Ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle hat das Beispiel als "schöngerechnet" bezeichnet. Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit bei der gegenwärtig hohen Inflation für die Beschäftigten Reallohnverluste. Die Gewerkschaft fordert bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro.
Lufthansa bezeichnet Warnstreik als "unzumutbar"
Angesichts der Überlastung, der hohen Inflation und eines Lohnverzichts über drei Jahre seien deutliche Lohnsteigerungen gerechtfertigt, erklärte Behle. Die Lufthansa bezeichnete den geplanten Ausstand als "unzumutbar" für Kundschaft und Mitarbeitende. Eine Arbeitsniederlegung von dieser Dauer über alle Standorte hinweg könne kaum noch als Warnstreik bezeichnet werden, erklärte Personalvorstand Michael Niggemann. "Das ist umso unverständlicher, als die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten hat - trotz der nach der Corona-Krise wirtschaftlich für die Lufthansa weiter angespannten Situation, hoher Schuldenlasten und unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft", so Niggemann.
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