Stand: 21.01.2019 13:40 Uhr
"Tante Ju" muss am Boden bleiben
Aus für die kommerziellen Rundflüge mit der mehr als 80 Jahre alten "Tante Ju" in Hamburg: Wie die Lufthansa NDR 90,3 am Dienstag mitteilte, werden die Flüge aus Kostengründen eingestellt. Der Flugbetrieb der JU 52 sei Jahr für Jahr mit hohen Beträgen bezuschusst worden. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei auch perspektivisch nicht zu erreichen. Es würden daher alternative Verwendungsmöglichkeiten geprüft.
Aus für Rundflüge mit "Tante Ju"
Hamburg Journal - 21.01.2019 19:30 Uhr
Sie ist Kult und wurde als erstes Passierflugzeug zum fliegenden Denkmal. Aber jetzt stehen die Rundflüge der "Tante Ju" vor dem Aus. Die Lufthansa will den Betrieb nicht länger finanzieren.
Bitte nach Spende abgelehnt
Jahrzehntelang hat der Lufthansa-Konzern die Stiftung mit hohen Summen unterstützt. Lufthansa-Piloten haben die Maschine gesteuert, Stewardessen bedienten an Bord. Regelmäßig wurde die Maschine in den Wintermonaten bei Lufthansa Technik in Hamburg gewartet. Der Bitte nach einer weiteren Spende hat der Vorstand der Lufthansa nicht stattgegeben, heißt es in einem Schreiben der Stiftung an Freunde und Unterstützer der "Tante Ju". Der kommerzielle Flugbetrieb müsse deshalb eingestellt werden. Die Stiftung will aber versuchen, ein neues Modell zu entwickeln, damit das historische Flugzeug zumindest flugfähig gehalten werden kann.
"Tante Ju" - die "Grande Dame" der Luftfahrt
Drei Propeller, unverwechselbarer Sound, einzigartige silberne Wellblechoptik - die Junkers Ju 52 ist eine Legende, wird von Luftfahrtfans sofort erkannt und liebevoll "Tante Ju" genannt. Die Maschine war in den 1930er-Jahren eines der meistgeflogenen Verkehrsflugzeuge.
Die "Grande Dame" der Luftfahrt zählt zu den ältesten noch fliegenden Passagiermaschinen der Welt. Auch heute sind noch nostalgische Rundflüge mit der Ju 52 möglich, denn ein Exemplar ist bei der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung im Einsatz.
Die Maschine hat den Namen "Berlin Tempelhof" und fliegt unter dem amtlichen Luftfahrtkennzeichen D-CDLH. Das deutlich sichtbare Kennzeichen D-AQUI ist streng genommen veraltet, wird aber dennoch weiterhin geführt.
Ihr Heimatflughafen ist Hamburg. Jährlich werden Hunderte Rundflüge angeboten, dabei können Fluggäste nostalgisches Luftfahrt-Flair erleben.
16 Passagiere haben an Bord Platz - alle können sich über einen Fensterplatz freuen.
Ein Blick ins Cockpit der "Tante Ju": Für viele Piloten ist es ein Traum, mit der Ju 52 zu fliegen. Insgesamt gibt es vier Besatzungsmitglieder an Bord.
Entwickelt und gebaut wird die Ju 52 von Hugo Junkers, der am 3. Februar 1935 an seinem 76. Geburtstag stirbt.
Am 6. April 1936 hebt dann die "Berlin Tempelhof", die bis heute von der Lufthansa in Schuss gehalten wird, erstmals ab - und erlebt dann eine bewegte Geschichte.
Nach ihrer Fertigstellung in den Junkers-Werken in Dessau fliegt die "Tante Ju" zwar zunächst für die Lufthansa, wird dann aber nach Norwegen verkauft.
In den folgenden Jahrzehnten wechseln mehrfach die Besitzer und Einsatzarten - so versorgt sie in Ecuador Ölbohrcamps und Bergwerke, wird als Verkehrsflugzeug genutzt oder tingelt unter dem Namen "Iron Annie" in Amerika etliche Jahre von einer Flugshow zur nächsten.
1984 gelangt sie schließlich wieder in den Besitz der Lufthansa und wird rund zwei Jahre lang in Hamburg umfangreich restauriert.
Seit 1986 fliegt die Ju 52 wieder regelmäßig. 2006 ist sie zu ihrem 70. Geburtstag über Hamburg gemeinsam mit zwei weiteren Traditionsflugzeugen der Lufthansa, der Messerschmidt Me 108 Taifun (oben) und einer Saab Safir, zu sehen.
Nostalgie und Moderne: Hier ist die "Tante Ju" neben einem Airbus A380 unterwegs.
Ein Publikumsmagnet ist die Ju 52 immer wieder bei den Airport Days auf dem Hamburger Flughafen.
Nach einem größeren Schaden muss die "Tante Ju" im September 2015 die Saison abbrechen. In der Hamburger Lufthansa-Werft wird sie weitgehend zerlegt und grundlegend überholt.
Die Restaurierung dauert etwa eineinhalb Jahre.
Am 6. April 2017 sind die Arbeiten fast abgeschlossen. Die glänzende Ju wird der Öffentlichkeit am 81. Geburtstag des Flugzeugs im Hangar der Lufthansa Technik präsentiert.
Seit Juni 2017 dürfen Passagiere wieder an Bord gehen.
Erster Flug am 6. April 1936
Das dreimotorige Flugzeug mit seinem charakteristischen Wellblechrumpf wurde bei den Junkers-Werken in Dessau gebaut und hob am 6. April 1936 erstmals ab. Lufthansa-Piloten hatten die Maschine in den USA zufällig wiederentdeckt. Dort war sie unter dem Namen "Iron Annie" bei Flugschauen gezeigt worden. Zuvor war sie in Deutschland, Norwegen und in Ecuador im Einsatz. 1984 wurde die Ju 52 aus Florida nach Deutschland geholt und bei Lufthansa Technik in Hamburg restauriert.
Rund 10.000 Fluggäste jährlich
Seit 1986 ist "Tante Ju" wieder im Einsatz und befördert jährlich rund 10.000 Passagiere. Der Oldtimer ist auch Gast bei Flugtagen in ganz Europa. Von November bis März geht es stets in die Winterpause. Diese Zeit nutzen die Mechaniker der Lufthansa jeweils für eine komplette Überholung, um Wert und Zuverlässigkeit zu erhalten.
Junkers Ju 52 - Zahlen und Fakten
Länge: 18,90 Meter
Spannweite: 29,25 Meter
Höhe: 6,10 Meter
Sitze: 16
Geschwindigkeit: 250 km/h
Flughöhe maximal: 3.000 Meter
Max. Gewicht: 10.500 Kilogramm
Reichweite: etwa 825 Kilometer
(Quelle: Lufthansa Magazin)
Als fliegendes Denkmal anerkannt
Die Hamburger Kulturbehörde stellte die Junkers Ju 52 im August 2015 sogar unter Schutz - als erstes Passagierflugzeug der Welt wurde sie offiziell als fliegendes Denkmal anerkannt. Hamburgs heutiger Kultursenator Carsten Brosda sagte damals zur Begründung: "Die Ju 52 ist ein außergewöhnliches, bewegliches Denkmal. Sie steht wie kaum ein anderes Flugzeug für die deutsche Luftfahrtgeschichte. Und die Rundflüge gehören zu den außergewöhnlichsten Erlebnissen, die unsere Stadt zu bieten hat."
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13.05.2018 19:30 Uhr
Hamburg Journal
Wilhelm Simonsohn aus Bahrenfeld hat sich heute einen Traum erfüllt: Mit 98 Jahren ist er nochmal in eine "Ju 52" gestiegen. Mit Anfang 20 hatte er damit Fliegen gelernt.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
NDR 90,3 Aktuell |
21.01.2019 | 11:00 Uhr