Prozess um verkaufte Lösungen für Examensklausuren
Vor neun Jahren hat ein Skandal Niedersachsen erschüttert: Ein leitender Behördenmitarbeiter hatte gegen Sex und Geld die Lösungen für Jura-Examensklausuren verkauft. Er kam für fünf Jahre ins Gefängnis. Am Montag hat er vor dem Hamburger Amtsgericht im Prozess gegen einen mutmaßlichen Mittäter aus der Hansestadt ausgesagt.
Herbst 2012: Zwei Männer sitzen im Foyer des Elysee-Hotels. Der eine ist Mitarbeiter des Justizprüfungsamtes Niedersachsen. Der andere ist ein sogenannter Repetitor, der Hamburger Jura-Studierende auf das Examen vorbereitet. Sie sprechen leise miteinander, sehr diskret. Und sie tauschen Klausuren aus. Einfach alte Aufgaben, die der Repetitor für die Vorbereitung seiner Studierenden verwenden will? Oder scharfe Klausuren, wie es vor Gericht heißt - also Prüfungen mit Lösungen, die den Examenskandidaten vorab verkauft werden sollen?
Gemeinsame Sache gemacht?
Laut Staatsanwaltschaft wollten die beiden gemeinsame Sache machen und sich den Gewinn teilen. Der Zeuge aus Niedersachsen hatte den Hamburger Angeklagten früher schwer belastet. Nun rudert er etwas zurück. Er wisse nicht mehr, ob er dem Repetitor harmlose oder scharfe Klausuren gegeben habe, sagt er. Der Angeklagte selbst schweigt. Er arbeitet weiterhin als Repetitor.
