Neunjähriger starb nach Operation: Ärzte vor Gericht
Ein neunjähriger Junge war 2007 nach einer Operation in eine Hamburger Hals-Nasen-Ohrenarzt-Praxis gestorben. Der Fall beschäftigt weiter die Gerichte, jetzt sind in Hamburg zwei Ärzte angeklagt.
Sie müssen sich seit Mittwoch vor einer Schwurgerichtskammer am Landgericht Hamburg verantworten. Dem 64 Jahre alten Operateur wirft die Anklage Körperverletzung mit Todesfolge vor, dem 68 Jahre alten Mitinhaber der Praxis in Harburg Beihilfe durch Unterlassen.
Kind nach OP nicht ausreichend überwacht?
Der 64-Jährige soll den Neunjährigen im März 2007 unter Vollnarkose in einer Arztpraxis operiert haben, um die Nasenatmung des Jungen zu verbessern. Der Eingriff verlief offenbar ohne Komplikationen. Im Aufwachraum sei es jedoch zu einer Nachblutung gekommen, an deren Folgen der Junge nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine Woche später starb. Das Kind sei im Aufwachraum nicht ausreichend überwacht worden. Zudem sei die Praxis personell und apparativ nicht so ausgestattet gewesen, wie es die medizinischen Standards vorsehen.
Narkoseärztin musste Geldstrafe zahlen
Eine an der Operation beteiligte Anästhesistin war bereits Ende 2009 wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Gegen die beiden Ärzte hatte die Staatsanwaltschaft damals die Ermittlungen eingestellt, die Akten wurden geschlossen. Dagegen war die Mutter des Kindes vorgegangen und hatte zweimal sogar das Bundesverfassungsgericht angerufen.
Verteidiger: "Tragischer Unglücksfall"
Zu Prozessbeginn am Mittwoch äußerten sich die Angeklagten nicht. In dem ersten Prozess vor dem Amtsgericht habe sein Mandant damals bereits umfassende Angaben gemacht, betonte der Verteidiger des Operateurs. Er bezeichnete den Tod des Jungen als "tragischen Unglücksfall".
