Mobilität in Hamburg: Bis 2030 eine "15-Minuten-Stadt"?
Der rot-grüne Senat hat die "Mobilitätswende" angestoßen und Hamburg hat sich damit auch als Ausrichter für den im Oktober stattfindenden ITS-Mobilitätskongress empfohlen. Wie sieht der Verkehr 2030 in der Stadt aus? Das Hamburg Journal hat drei Hauptakteure gefragt.
Die "Mobilitätswende" in der Hansestadt ist in vollem Gange. Beispiel Innenstadt: In der Steinstraße rollen schon jetzt weniger Autos und mehr Busse als früher. Fahrradfahrende haben eine getrennte Spur. In den nächsten zehn Jahren soll sich Hamburgs Verkehr verwandeln.
"Weitere Schnellbahnprojekte"
"Wir werden im Jahr 2030 die S4 fahren sehen und auch die S21 und die U4 in die Horner Geest", meint Anjes Tjarks (Grüne), Senator für Verkehr und Mobilitätswende. "Wir werden aber auch weitere Schnellbahnprojekte bauen müssen. Und wir sollten auch nie wieder aufhören, das zu tun." Der HVV werde sich bis 2030 weiterentwickelt haben zu einem Mobilitätsverbund - mithilfe der fortschreitenden Digitalisierung. "Der Fahrplan wird überflüssig sein, weil so häufig ein Fahrzeug kommt, dass man keinen Fahrplan mehr braucht", glaubt Tjarks. "Und im Radverkehr werden Rad und Auto stärker voneinander getrennt werden. Menschen von 6 bis 99 Jahren sollen sich auf diesen Radwegen wohlfühlen."
In den umfangreichen Plänen soll das Auto kaum noch eine Rolle spielen. Mehr als 800.000 Autos gibt es in Hamburg. Eine Fläche mehr als sechs mal so groß wie die Außenalster.
Innenstadt 2030 weitgehend autofrei?
"Die Innenstadt wird 2030 weitgehend autofrei sein", meint Jörg Knieling, Professor für Stadt- und Regionalplanung an der HafenCity Universität. "Wir werden dann von einer 15-Minuten-Stadt sprechen. Das heißt im Umfeld von 15 Minuten um meine Wohnung werde ich alles erreichen können, was ich benötige." Arbeitsplatz, Naherholung, Versorgungseinrichtungen sollen dann zu Fuß oder mit dem Fahrrad nicht weiter als eine Viertelstunde entfernt sein. "Dadurch reduzieren wir Verkehr in der Stadt."
Hochbahn auch für den Lieferverkehr
Der Nahverkehr, etwa die Hochbahn, könnte im Jahr 2030 auch für den Lieferverkehr genutzt werden und so die Straßen weiter entlasten. Für den Personenverkehr soll er attraktiver werden. Ohne Fahrplan. Denn irgendwas soll immer fahren: Leih-Fahrrad, Car-Sharing, autonomer Bus oder ganz klassisch die S-Bahn.
Hochbahn-Chef: Menschen sollen Autos nicht mehr vermissen
Für Hochbahn-Chef Henrik Falk besteht die Herausforderung für Hamburg darin, nicht nur Modellstadt für einzelne Projekte zu werden, sondern eine intelligente Verbindung zu schaffen, "um wirklich dieses eigene Auto, was es ja in großen Stückzahlen in Hamburg noch gibt, bis 2030 deutlich reduzieren zu können, ohne dass die Bürgerinnen und Bürger sagen: 'Ich vermisse aber ganz groß was'".
Vier von fünf Menschen in Deutschland wollen schon in der Stadt auf das Auto verzichten, so eine Greenpeace-Studie. Aber nur, wenn die Infrastruktur stimme. Für Hamburg ein Kraftakt. 2030 kann nur ein Zwischenziel sein. Die komplette Verkehrswende wird voraussichtlich länger dauern.
