Mann tötet Schwester: Fünf Jahre und neun Monate Haft
In Hamburg-Bergedorf endete ein Gewaltverbrechen im Februar tödlich: Ein Mann erstach seine Schwester im Streit um den Verkauf des Elternhauses. Am Mittwoch verurteilte das Hamburger Landgericht den 54-Jährigen wegen Totschlags zu fünf Jahren und neun Monaten Haft.
Der Angeklagte hing sehr an dem Haus im Bergedorfer Villenviertel, wo er mit seiner Mutter gelebt hatte. Sie hatte sich 2010 in einer schweren Depression das Leben genommen. Seine Schwester wollte daraufhin das Haus verkaufen. Der 54-Jährige ließ sich dazu überreden, haderte aber mit der Entscheidung. Zwei Wochen vor der Tat hatten Bruder, Schwester und der woanders lebende Vater das Haus veräußert: für 555.888 Euro.
Im Februar räumten die Geschwister das Haus zusammen aus, als es erneut zum Streit kam. Nach gegenseitigen Vorwürfen griff der Mann nach einem Messer, das auf dem Wohnzimmertisch lag, und stach 80 mal auf seine Schwester ein. Die 55-Jährige verblutete. Der Bruder habe das alles als persönlichen Eingriff empfunden, obwohl er längst woanders wohnte, so die Richterin. Ein Gutachten attestiert dem 54-Jährigen eine soziale Phobie. Er sei unfähig, sich Entscheidungen anderer zu widersetzen.
Angeklagter sitzt nach Suizidversuch in U-Haft
Als er das erkannte, war er nach Angaben der Richterin so verzweifelt, dass er selbst nicht mehr leben wollte. Er lief vor ein Auto, kam aber mit Rippenbrüchen davon. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Das habe eine "Tragik, der kein strafrechtliches Urteil gerecht werden kann", so die Richterin. Sein Vater und auch die Kinder der getöteten Schwester haben den Kontakt abgebrochen. Sie waren als Nebenkläger im Prozess, äußerten sich aber nicht. Der Angeklagte, ein großer Mann mit dunklem Zopf und gebeugter Haltung, schaute beim Urteil nicht auf.
Stiche in Lunge, Rippenknochen und Herz
Die Rechtsmedizin hatte damals 26 Stichverletzungen gefunden, die teilweise bis zu zwölf Zentimeter tief waren. Durch die Stiche wurden die Lunge, Rippenknochen und das Herz der 55-Jährigen getroffen. Das Opfer verblutete den Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei zufolge noch in der Wohnung.
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