Leben in der Pandemie: Die Event-Managerinnen
Wie hat die Pandemie Ihr Leben verändert? Unter dieser Fragestellung starten diese Woche NDR 90,3 und Hamburg Journal eine neue Serie und begleiten sieben Hamburger und Hamburgerinnen durch die Corona-Zeit. Mit dabei sind die Event-Managerinnen Jessica Noeller und Marleen Schenk.
Nicht betulich, sondern stimmungsvoll und dynamisch sollen die Musikveranstaltungen sein, die Jessica Noeller und Marleen Schenk für Seniorinnen und Senioren organisieren wollen. Doch seit Corona ist das schwierig geworden.
Seit 2019 gibt es die Agentur "Unruhestand Events". Zunächst hatte alles vielversprechend begonnen: Die Auftragsbücher waren voll, sogar ein Azubi sollte ausgebildet werden. Die beiden Unternehmerinnen hatten viele Ideen für Kulturprogramme in Seniorenwohnanlagen, erzählt Marleen Schenk: “Wir wollten dort althergebrachte Konzepte modernisieren, weil sich diese Generation, die jetzt in den Ruhestand geht, doch ganz deutlich unterscheidet von unserer Eltern- und Großelterngeneration. Und dann kam Corona!“
Balkon-Konzerte als rettende Idee
Die Pandemie bremste das Duo aus. Die beiden Frauen mussten sich etwas Neues für die Seniorinnen und Senioren überlegen, denn diese Gruppe ist ja besonders durch Corona gefährdet. Jessica Noeller: "Natürlich waren wir im ersten Lockdown total geschockt und wussten nicht, wo vorne und hinten ist. Wir haben uns aber relativ schnell berappelt". Beide waren dankbar, dass die Innenbehörde ihr Konzept für Balkon-Konzerte genehmigte. Dabei bleiben die Zuschauenden an den geöffneten Fenstern auf ihren Terrassen oder Balkonen.
Corona-Hilfe gab es nicht
Im Sommer 2020 ging es damit los. Etwa hundert Hof-Konzerte unter Corona-Bedingungen haben sie seitdem organisiert, zuletzt etwa im von Alloheim betriebenen Seniorenzentrum "Kapernaum" in Horn. Umsätze konnte die junge Firma also machen. Aber sie seien noch lange nicht im grünen Bereich, meint Jessica Noeller: "Mit einer Pandemie hat niemand kalkuliert, weder die Banken, die uns einen Gründungskredit gegeben haben, noch wir selbst. Und deswegen ist es mittlerweile natürlich schon sehr stark an der Grenze". Bei den Corona-Hilfen fallen die beiden Unternehmensgründerinnen durch das Raster. Umsätze hatten sie in 2019 noch nicht und als Zwei-Frau-Firma gelten sie auch nicht als Solo-Selbständige.
Kultur macht gute Stimmung im Heim
Ihr Angebot wird jedoch in den Senioreneinrichtungen dringend gebraucht, sagt eine Mitarbeiterin in dem Horner Heim. So ein Balkon-Konzert verbessert nach ihrer Erfahrung die Atmosphäre, schafft Stimmung: "Es ist authentisch. Etwas, dass wir mit dem CD-Recorder und eigener Musik nie schaffen würden". Und auch zwei Bewohnerinnen sind froh über das Angebot: "Das erinnert mich an früher", sagt eine von ihnen; "bewegend" findet es eine andere.
Für Jessica Noeller ist es ein Hoffnungsschimmer, dass die Impfungen in den stationären Heimen abgeschlossen sind. Für sie steht und fällt jetzt alles mit der Aufhebung des Lockdowns. Noch brauchen beide Eventmanagerinnen Nebenjobs, aber eines ist gewiss: Den Kampf um ihre Agentur geben sie nicht auf.
