Kommentar: Mit der Letzten Generation im Gespräch bleiben

Stand: 12.03.2023 21:16 Uhr

Die Letzte Generation hatte Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ein Ultimatum gesetzt. Auf so eine politische Dummheit sollte man aber immer eine Antwort haben, sagt Jörn Straehler-Pohl in seinem Kommentar.

von Jörn Straehler-Pohl

Nein, man stellt keine politischen Ultimaten. Schon gar nicht, wenn man wirklich etwas erreichen will. Das Schreiben von Vertretern der Letzten Generation an Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher - es ist politisch dumm und möglicherweise sogar eine Straftat: der Straftatbestand der Nötigung.

Aber: Auf eine politische Dummheit sollte man immer eine Antwort haben, die politisch klug ist. Und in diesem Fall lautet sie aus meiner Sicht, mit den Hitzköpfen von der Letzten Generation im Gespräch zu bleiben. Genau das will Jennifer Jasberg, die Co-Fraktionschefin der Hamburger Grünen, versuchen. Sie geht damit ein großes Risiko ein. Weil sie sich dem Vorwurf aussetzt, auf das Ultimatum der radikalen Klima-Aktivisten einzugehen.

Trotzdem ist dieser Versuch richtig. Denn was wäre die Alternative? Dass die Aktionen der Letzten Generation weiter eskalieren? Bereits in der vergangenen Woche war es zu Tumulten gekommen, weil Autofahrer versucht hatten, die jungen Leute von der Straße zu holen. Das kann keine Lösung sein. Die Lösung muss sein, Tacheles zu reden.

Und das kann eine Politikerin wie Jennifer Jasberg. Sie kann nicht nur gegen den politischen Gegner austeilen, sondern sagt schon mal in aller Öffentlichkeit auch ihren grünen Parteifreunden und Fraktionskollegen im Rathaus ihre Meinung. Und ich glaube, das könnte ihr auch bei den Vertretern der Letzten Generation gelingen. Sie sollte ihnen klar machen, dass sie bereits mit dem Ultimatum eine rote Linie überschritten haben. Und dass sie ihre Drohung, die Proteste auszuweiten, auf keinen Fall wahrmachen sollten.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hatte keine andere Wahl, als das unsägliche Ultimatum öffentlich zurückzuweisen. Wenn sein Koalitionspartner sich jetzt traut, dabei zu helfen, dass die Situation nicht weiter eskaliert, dann ist das genau der richtige Schritt. 

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