Ein Junge übt Schwimmen. © picture alliance/dpa | Matthias Balk Foto: Matthias Balk

Keine Schwimmkurse: Wenn Eltern Schwimmunterricht geben

Stand: 11.07.2022 09:34 Uhr

In Hamburg sind Schwimmkurse knapp: Bei der DLRG beträgt die Wartezeit für Kinder bis zu zwei Jahre. Bäderland muss seine Kurse in den Sommerferien reduzieren, weil die Schwimmlehrerinnen und -lehrer als Aufsicht in den Freibädern gebraucht werden.

Viele Eltern versuchen deshalb als Notlösung, ihren Kindern selbst das Schwimmen beizubringen. Mithilfe von Lernvideos, Apps oder eigenen Ideen. Einer von ihnen ist Kliton Pleqi. Er versucht, seinem Sohn Johann das Schwimmen auf eigene Faust beizubringen. Johann ist 6 Jahre alt: "Ich kann schon ein bisschen schwimmen", sagt er. Gelernt hat Johann das von seinem Vater. Denn die Suche nach einem Schwimmkurs war aussichtslos. "Im Juni 2021 habe ich angefangen, einen Schwimmkurs zu suchen", sagt Kliton Pleqi, Ende April habe er dann aufgegeben. "Seitdem versuchen wir das selber."

Ein mal pro Woche Schwimmkurs mit Papa

Einmal die Woche gehen Papa Kliton und Sohn Johann seitdem ins Schwimmbad Festland. Am Anfang mit Schwimmflügeln, Auftriebsgürtel, Schwimmnudel und zumindest einer Idee, wie Schwimmunterricht wohl aussehen könnte. "Wir machen das alleine. Ich habe zwei ältere Söhne, bei deren Schwimmlehrern habe ich mir etwas abgeguckt", sagt Pleqi. Inzwischen schafft Johann mit Schwimmbrett immerhin mehrere 25 Meter Bahnen - und wird dafür von seinem Vater gelobt.

Selbstkurs als Notlösung

Trotzdem bleibt der Selbstkurs eine Notlösung. Es gibt keine anderen Kinder, an denen sich Johann orientieren kann, oder die ihn mitreißen, wenn er mal nicht so viel Lust hat. Und natürlich fehlt Fachwissen. Von Lernvideos oder Schwimmlern-Apps privater Anbieter hält Papa Kliton wenig. Viele sind außerdem nicht gerade günstig. Aber es gibt eine andere Idee. Kliton Pleqi würde sich über Lernvideos auf der Internetseite von Bäderland freuen.

7.500 Kinder warten auf einen Schwimmkurs

Doch bisher bietet Bäderland keine solchen Lernvideos an. Die Nachfrage wäre wohl riesig. Weil die Schwimmbäder wegen Corona lange Zeit schließen mussten, warten laut Bäderland-Schätzung noch bis zu 7.500 Kinder auf einen Schwimmkurs. Nicht jedes Kind hat das Glück, dass es mit seinen Eltern Schwimmen und Tauchen lernen kann. Nach 45 anstrengenden Minuten geht es für Johann raus aus dem Wasser. Demnächst steht Familien-Sommerurlaub an. Im Pool will Johann täglich weiterüben - und nach den Ferien das Seepferdchen schaffen.

Weitere Informationen
Öffnung nach Corona-Pause: Badegäste genießen einen Frühsommertag im Hamburger Kaifu-Bad. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz

Personalmangel: Betrieb in Hamburgs Schwimmbädern wird eingeschränkt

Um in den Sommerferien alle Freibäder öffnen zu können, werden mehrere Hallenbäder geschlossen. Außerdem gibt es bei einigen Freibädern geänderte Öffnungszeiten. (05.07.2022) mehr

Eukalyptusbad in der Sauna des Holthusenbad © Bäderland

Personalengpässe: Bäderland in Hamburg schließt alle Saunen

Wegen Personmangel und um Energie zu sparen schließt Bäderland mit Beginn der Sommerferien alle Saunen bis Ende August. (28.06.2022) mehr

Kinder und Erwachsene schwimmen in einem Becken in einer Schwimmhalle, im Vordergrund Schwimmhilfen. © NDR Foto: Screenshot

Gefährlich: Zu wenig Schwimmkurse für Kinder

Kostengünstige Schwimmkurse sind in Hamburg auf Monate ausgebucht. Schon heute können bis zu 2/3 der Grundschüler aus einkommensschwachen Stadtteilen nicht sicher schwimmen. (13.12.2021) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 11.07.2022 | 10:40 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Hunderte Menschen demonstrieren in St. Georg gegen Islamismus und Antisemitismus. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg

Nach Islamismus-Kundgebung: Hunderte bei Gegen-Demo in Hamburg

Eine Islamisten-Demo in Hamburg hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. An gleicher Stelle fand nun eine Kundgebung gegen Islamismus und Antisemitismus statt. mehr