Zwei angeklagte Ärzte (vorne und rechts) sitzen zu Beginn des Prozesses wegen des Todes eines Kindes nach einer Operation im Sitzungssaal des Landgerichts im Strafjustizgebäude. © picture alliance / dpa Foto: Marcus Brandt

Junge starb nach OP: Sachverständiger sagt im Prozess aus

Stand: 06.07.2022 15:25 Uhr

Im Prozess gegen zwei Hals-Nasen-Ohrenärzte aus Harburg hat am Mittwoch ein medizinischer Sachverständiger ausgesagt. In der Praxis der beiden Angeklagten war vor 15 Jahren ein Kind nach einer Operation gestorben.

Die Ausstattung der Praxis entsprach dem Sachverständigen zufolge nicht dem damaligen medizinischen Standard. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin, ob der Tod des Jungen verhindert werden können, antwortete der Sachverständige: "Mit Sicherheit Ja." Der Neunjährige hatte nach einer Nasenoperation im Aufwachraum Atemprobleme bekommen, die niemand bemerkte.

Sachverständiger: Messgeräte fehlten in Praxis

Der Sachverständige sagte, dass vor 15 Jahren der Einsatz von Pulsoxymetern, die den Sauerstoffgehalt im Blut messen, bereits Standard gewesen wäre. Fachgesellschaften hätten die bereits seit zehn Jahren empfohlen gehabt. In der Harburger Praxis habe es diese Messgeräte aber nicht gegeben. Und man hätte die Atemprobleme laut dem Sachverständigen auch bemerken können, wenn jemand das Kind im Blick gehabt hätte. Das sei aber nicht der Fall gewesen.

Damalige Anästhesistin bereits zu Geldstrafe verurteilt

Die Verteidiger argumentieren damit, dass die damalige Anästhesistin für die Überwachung nach der Narkose zuständig gewesen sei. Die war aber zu diesem Zeitpunkt schon in der nächsten OP. Die Frau wurde 2010 auch zu einer Geldstrafe verurteilt. Dem entgegnete der Sachverständige, dass einer der angeklagten Ärzte den Jungen in den Aufwachraum trug. Und wenn ein Arzt das übernimmt, so der Sachverständige, "übernimmt er auch einen Teil der Verantwortung".

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 06.07.2022 | 15:00 Uhr

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