Proteste vor der Blauen Moschee an der Außenalster

Stand: 12.10.2022 11:47 Uhr

Vor dem Islamischen Zentrum an der Außenalster haben am Montag wieder Hunderte Menschen gegen das Regime im Iran protestiert. Der Verein Kulturbrücke fordert, dass das Islamische Zentrum (IZH) nahe der Blauen Moschee geschlossen wird.

An der Kundgebung hätten sich etwa 450 Menschen beteiligt, sagte ein Polizeisprecher. Der Protest sei friedlich verlaufen. Das Zentrum wird vom Landesamt für Verfassungsschutz als Außenposten des Irans in Europa betrachtet. Auf den Pappplakaten der Protestierenden stand: "Frauenrechte sind nicht verhandelbar" oder "Menschenrechte statt islamische Rechtsprechung". Teilnehmende riefen "Nieder mit dem Regime". Mehrere Frauen schnitten sich bei der Kundgebung aus Protest die Haare ab. Der Verein Kulturbrücke hatte zum Protest aufgerufen gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran.

"Wir hören von Folterungen in den Gefängnissen"

Organisatorin Necla Kelek sagte im Gespräch mit NDR 90,3 über die Situation im Iran: "Jeder, der sich nicht nach islamischen Gesetzen verhält und lebt, kann bestraft werden. Dort existieren Sittenwächter, die darauf achten." Es seien gewaltige Zahlen von Menschen, die sich nicht danach richteten. "Das sind Menschen, die feiern wollen, die singen und tanzen wollen und einfach kulturell anders leben wollen. Sie werden verhaftet. Und wir hören von Folterungen in den Gefängnissen, aber auch von Steinigungen und Todesstrafen."

Grünen-Politikerin Gudrun Schittek forderte: "Das IZH muss geschlossen werden, es ist die Propagandazentrale der Mullahs nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Europa."

Schiitischer Sprecher: Keinen Druck ausüben

Mohammad Ale Hosseini, der Vorsitzende der schiitischen Gemeinden Deutschlands, nannte die Umstände im Iran sehr tragisch. "Die komplexe Situation im Iran und der traurige Umstand des Todes von Frau Amini dürfen aber nicht benutzt werden, um auf dieses Gotteshaus und die Schiiten in Deutschland Druck auszuüben."

Tod einer 22-Jährigen löste Massenproteste aus

Auslöser der derzeitigen internationalen Proteste gegen den Iran ist der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Sie war im Iran von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Bekannt ist, dass sie zunächst ins Koma fiel und am 16. September in einem Krankenhaus starb. Kritikerinnen und Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.

Am vergangenen Sonnabend waren in der Hamburger Innenstadt Tausende aus Protest gegen das Regime im Iran auf die Straße gegangen.


12.10.2022 11:42 Uhr

Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hatten wir geschrieben "Einzelne Teilnehmende riefen 'Nieder mit dem Iran'". Dies haben wir nach mehreren Hinweisen von Userinnen und Usern geändert.

 

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Hamburg Journal | 03.10.2022 | 14:00 Uhr

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