Gasumlage: Viel Kritik aus Hamburgs Politik und von Sozialverbänden
Jetzt steht es fest, es kommen zusätzliche Kosten auf alle Gasverbraucherinnen und -verbraucher zu. Die Gasumlage soll ab Oktober bei 2,4 Cent pro Kilowattstunde liegen. Von Hamburgs Opposition und den Sozialverbänden kommt viel Kritik.
Für die Hamburger Linksfraktion fördert die Gasumlage noch einmal die ohnehin schon vorhandene soziale Spaltung. Für Menschen mit mittlerem oder kleinen Einkommen sei die neue Umlage ein Schock. Und die AfD spricht in dem Zusammenhang von einer energie- und sozialpolitischen Katastrophe.
Forderung: Menschen mit wenig Geld entlasten
Der Mieterverein zu Hamburg erklärte, viele könnten die Mehrbelastung nicht zahlen. "Bei der Situation jetzt denke ich an die Bankenkrise 2008, als die Bürger für die Verluste aufgekommen sind, und die Gewinne in den Vorjahren privatisiert wurden", sagte Rolf Bosse, Chef des Mietervereins. Der Verband der norddeutschen Wohnungsunternehmen fordert einen Ausgleich über das Wohngeld, das sei das einfachste, heißt es dort.
Besonders Ärmere werden stark belastet
Und auch die Sozialverbände sind unzufrieden. Der Verband VdK kritisiert die Gasumlage als eine zu große finanzielle Belastung für einkommensschwache Haushalte. "Eine Gas-Umlage von 2,4 Cent pro Kilowattstunde und zudem steigende Energie- und Lebensmittelpreise treiben Menschen mit wenig Geld in die Zahlungsunfähigkeit", sagte Verbandspräsidentin Verena Bentele den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie forderte "ein Wärmekontingent von 10.000 Kilowattstunden pro Haushalt zu einem fairen Preis, den jeder bezahlen kann".
Steigende Kosten für die Industrie
Kritik kommt auch aus der Hamburger Handelskammer. Kammer-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne sagt NDR 90,3: "Die auf eine Gasversorgung angewiesenen Unternehmen müssen wettbewerbsfähig bleiben. Insofern sehen wir die Gasumlage, die die ohnehin erheblich gestiegenen Versorgungskosten für die Unternehmen weiter in die Höhe treibt, kritisch." Die Folgen für die Industrie in Hamburg sind insgesamt unklar. Die Stahlindustrie stellt sich auf große Mehrkosten ein. Der Verband Wirtschaftsvereinigung Stahl rechnet deutschlandweit mit Mehrkosten von einer halben Milliarde Euro.
Eine gute Nachricht gibt es zumindest für Schwimmerinnen und Schwimmer: Bäderland wird wegen der Gasumlage keine Schwimmbäder schließen, versicherte das Unternehmen NDR 90,3.
Habeck: Alternative wäre Energiemarkt-Zusammenbruch
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verteidigte die Gasumlage. Sie sei "die gerechtestmögliche Form, die zusätzlich aufgelaufenen Kosten in der Bevölkerung zu verteilen". Habeck betonte: "Die Alternative ist nicht, keine Umlage. Die Alternative wäre der Zusammenbruch des deutschen Energiemarktes gewesen und damit weite Teile des europäischen Energiemarktes."
Gasumlage führt zu Mehrkosten bei Verbrauchern
Habecks Angaben nach kommen bei einem Single-Haushalt mit einem Gasverbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr damit durchschnittlich 97 Euro hinzu, bei einem Zwei-Personen-Haushalt 194 Euro und beim Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden 290 Euro. Die Verbraucherzentrale Bundesverband hingegen ging von einem Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden aus - mit einer Mehrbelastung von mehr als 480 Euro ohne Mehrwertsteuer.