Ein Angeklagter verbirgt in einem Gerichtssaal des Hamburger Landgerichts sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Er soll zwischen August 2021 und Mai 2022 maskiert mit einer Soft-Air-Waffe verschiedene Filialen einer Biomarkt-Kette überfallen haben. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz
Ein Angeklagter verbirgt in einem Gerichtssaal des Hamburger Landgerichts sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Er soll zwischen August 2021 und Mai 2022 maskiert mit einer Soft-Air-Waffe verschiedene Filialen einer Biomarkt-Kette überfallen haben. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz
Ein Angeklagter verbirgt in einem Gerichtssaal des Hamburger Landgerichts sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Er soll zwischen August 2021 und Mai 2022 maskiert mit einer Soft-Air-Waffe verschiedene Filialen einer Biomarkt-Kette überfallen haben. © picture alliance / dpa Foto: Markus Scholz
AUDIO: War der Biomarkt-Räuber vermindert schuldfähig? (2 Min)

Biomarkt-Überfälle: Laut Psychiater verminderte Schuldfähigkeit

Stand: 05.12.2022 16:12 Uhr

Sechs Mal hatte ein Mann Bio-Supermärkte in Hamburg überfallen. Am Montag gab es in seinem Prozess eine überraschende Entwicklung: Ein Psychiater sagte aus, dass er den Täter für vermindert schuldfähig hält. In dem Falle würde der Angeklagte eine milde Strafe bekommen.

Der Psychiater geht davon aus, dass der 44-Jährige die Biomärkte aufgrund eines Traumas überfallen hatte. Der Angeklagte kommt aus bürgerlichen Verhältnissen, er hatte einen festen Job als Bühnentechniker an einem Theater und hat eine Familie mit drei Kindern. Zum Grund für die Überfälle hatte er gesagt, er sei von Personen aus dem Drogenmilieu, zu denen er über einen Freund Kontakt hatte, um Geld erpresst worden. Sie hätten ihm immer wieder aufgelauert und ihn auch zusammengeschlagen. Weil der Angeklagte von der Bank kein Geld mehr bekam, will er aus Verzweiflung die Biomärkte überfallen haben.

Genau diese Vorgeschichte soll den 44-Jährigen nach Aussage des Psychiaters so traumatisiert haben, dass er die Raubüberfälle beging. Im Leben des Angeklagten sei es demnach um nichts anderes mehr gegangen, als diese Geldforderungen zu erfüllen.

"Gute Zukunftsprognose wegen des eigentlich stabilen Lebens"

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Auch dass der Angeklagte sich nicht an die Polizei gewendet hatte, wertete der Psychiater als Ausdruck seiner posttraumatischen Belastungsstörung. Er sagte am Montag, der Mann sei so verzweifelt gewesen und habe keinen anderen Ausweg mehr aus seiner Lebenssituation gesehen. Der Psychiater sagte außerdem, dass der 44-Jährige wegen seines eigentlich stabilen Lebens eine gute Zukunftsprognose habe. Es sei denn, die Erpresser würden eines Tages doch wieder vor ihm stehen.

Überfälle mit Maske und Soft-Air-Waffe

Seit Anfang November muss sich der Angeklagte vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Gleich zu Beginn hatte er eingeräumt, fünf Mal einen Biomarkt in der Fruchtallee im Stadtteil Eimsbüttel und ein Mal einen in der Martinistraße in Eppendorf überfallen zu haben. Insgesamt hatte er dabei 4.125 Euro erbeutet. Laut Anklage trug der Täter eine Latex-Maske und bedrohte die Kassiererinnen und Kassierer mit einer Soft-Air-Waffe. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass der Mann voll schuldfähig ist, dann würde dem Mann bei einer Verurteilung eine lange Haftstrafe drohen. Der Prozess soll am 7. Dezember fortgeführt werden.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 05.12.2022 | 17:00 Uhr

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