2G-Shopping: So bangt der Einzelhandel ums Weihnachtsgeschäft
Bund und Länder haben sich auf die 2G-Regelung für den Einzelhandel geeinigt. Ungeimpfte dürfen demnächst bundesweit nur noch in Geschäften des täglichen Bedarfs einkaufen. Auch für Geimpfte und Genesene wird es aufwendiger, ein Geschäft zu betreten.
Christbaum-Ahänger und Schneidebretter mit Weihnachtsmann drauf sind liebevoll zwischen Brotdosen, Spielzeug und Klamotten für Frauen und Kinder dekoriert. Im Eckladen "Faire Fritzi“ in Hamburg-Eimsbüttel stehen die Zeichen auf Weihnachtsgeschäft. Doch Inhaberin Kathi Plate macht sich Sorgen, dass wegen der neuen Maßnahmen viele Kundinnen und Kunden abgeschreckt werden. Sie rechnet mit Umsatzeinbußen: "Wir haben im Frühjahr schon gemerkt, als man sich mit der Luca-App einloggen musste, dass wir sehr viele Diskussionen führen mussten an der Tür. Der Frust und der Unmut der Leute entladen sich an uns", sagt Plate.
Generell befürchten viele Händler, dass Menschen nicht dazu bereit sind, im Winter-Wetter vor dem Laden zu warten, bis Impfnachweise und Personalien kontrolliert sind.
Hoffnungen liegen auf dem Weihnachtsgeschäft
Inhaberin Plate hat ihren Laden im vergangenen Jahr mit ihrer Schwester eröffnet. Nach nur vier Tagen ging es in den ersten Lockdown - ein zweiter folgte, aktuell stehen die Rückzahlungen der Corona-Soforthilfen an. Finanziell eine besonders schwierige Situation. Doch für die Schwestern ist klar: Jede Maßnahme ist besser als ein erneuter Lockdown: "Unsere große Hoffnung lag und liegt auf dem Weihnachtsgeschäft - das braucht der Einzelhandel ganz dringend. Damit hält man sich über Wasser."
Um alle Kundinnen und Kunden an der Eingangstür kontrollieren zu können, werden die beiden Inhaberinnen an den Advents-Wochenenden zu zweit im Laden stehen müssen. Normalerweise ist immer nur eine von beiden vor Ort. Impfnachweise kontrollieren und gleichzeitig beraten oder Geschenke verpacken - das gehe nicht.
Wie laufen die Kontrollen in Shopping-Centern?
Auch in der Hamburger Innenstadt fürchten die Händler um das Weihnachtsgeschäft. In großen Einkaufszentren wie der Europapassage ist besonders die Kontrolle schwierig. Denn das gesamte Center muss zugänglich bleiben, weil sich dort auch Apotheken und Supermärkte befinden, die nicht von der 2G-Regelung betroffen sind. Theoretisch muss also jedes einzelne Geschäft die Unterlagen der Kundinnen und Kunden prüfen, erklärt Lukas Nemela von der Betreibergesellschaft ECE. Deshalb versuche man, ein Konzept mit der Behörde abzustimmen.
Denkbar wäre ein zentraler Kunden-Check-in für das gesamte Kaufhaus. Demnach müssten sich die Kundinnen und Kunden nur einmalig registrieren und würden dann ein tagesaktuelles Bändchen als Nachweis erhalten. So können sie mehrere Geschäfte besuchen, ohne dass sie jedes Mal wieder ihren Impfnachweis und Personalausweis an jedem einzelnen Laden aufs Neue vorzeigen müssen.
Handelsverband sieht schwarz für die Innenstadt
Insgesamt hatte Hamburgs Einzelhandel auf knapp 2,9 Milliarden Euro Umsatz zu Weihnachten gehofft - das wäre ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch im Hinblick auf die neuen Maßnahmen erwartet Brigitte Nolte, Geschäftsführerin vom Handelsverband Nord, erhebliche Einbußen für die Geschäfte in der Innenstadt. Schließlich habe sie das auch bei den Weihnachtsmärkten beobachtet, dass die Besucherzahlen nicht so gut waren. Sie glaubt, die Kontrollen werden den Anreiz bremsen, in die Stadt zum Bummeln zu gehen. Die neuen Beschränkungen - so die Sorge - könnten die Lust auf die Shopping-Tour vermiesen und dem Online-Handel in die Karten spielen. Immerhin hat der Hamburger Senat angekündigt, mögliche Umsatz-Einbußen auszugleichen.
Geschäfte suchen nach Lösungen
Laden-Inhaberin Kathi Plate ist vor allem enttäuscht, weil die Umsetzung der neuen Verordnungen auf die Händler abgeschoben wird. Jetzt sucht sie nach Lösungen für ihr Geschäft: "Wir möchten wieder Click&Collect anbieten, so wie auch im Lockdown. Menschen, die den Laden nicht betreten dürfen, weil sie ungeimpft sind, können sich über alle möglichen Wege bei uns melden." Ob Beratungen über Video-Telefonate oder Produktvorstellungen auf Instagram: Plate kann auf die Erfahrungen aus den Lockdown-Monaten zurückgreifen.
Sorgen macht ihr derzeit auch die mangelnde Impfbereitschaft der Menschen. Sie hatte gehofft, dass der Impfstoff mehr Normalität möglich machen würde.
