Stand: 10.05.2019 14:50 Uhr
100 Jahre Uni Hamburg: "Astro-Alex" feiert mit
Vor genau 100 Jahren, am 10. Mai 1919, wurde die Universität Hamburg in der Musikhalle feierlich eröffnet. Mit einem Festakt hat die Uni am Freitag ihr Jubiläum mit prominenten Gästen gefeiert: Die Festrede hielt am Mittag Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), der an der Uni studiert hatte. "Forschung wird immer wichtiger", sagte Schäuble. Die Gesellschaft erwarte von den Universitäten praktische Lösungsansätze für die Fragen der Zukunft, dafür müssten die Hochschulen ausreichend finanziell ausgestattet werden.
"Astro-Alex" bringt Flagge aus dem All mit
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Astronaut Alexander Gerst hatte in Hamburg promoviert.
Stargast der Veranstaltung war der deutsche Astronaut Alexander Gerst, der in der Hansestadt eine Dissertation über einen antarktischen Vulkan geschrieben und 2010 hier promoviert hatte. Der Kommandant der Internationalen Raumstation ISS brachte als Geschenk eine Flagge der Uni Hamburg mit, die er bei seiner Mission im All dabei hatte. Er wünschte sich, dass sie viele Studierende dazu ermutige, ihren Weg zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen.
Auf dem Weg zur Exzellenz-Uni
Die Uni Hamburg ist heute mit mehr als 170 Studiengängen an acht Fakultäten und gut 43.000 Studierenden eine der größten Deutschlands. Neben Traditionsfächern wie Jura oder Medizin bietet sie unter anderem "Internationale Kriminologie", "Tibetan Studies" oder "Integrated Climate System Sciences". Mittlerweile kann sich die Hochschule sogar Hoffnung darauf machen, als Exzellenz-Universität anerkannt zu werden und damit Fördergelder des Bundes zu erhalten. Die Entscheidung darüber fällt im Juli 2019.
Rundgang übers Uni-Gelände
100 Jahre Uni Hamburg: Der Haupt-Campus der Universität hat sich zum Jubiläum nicht gerade herausgeputzt. Absperrungen und Bauzäune prägen vielerorts das Bild - die Uni, ein Sanierungsfall?
Der größte Hörsaal der Universität etwa, das Audimax, muss generalüberholt werden. Das Gebäude aus dem Jahr 1959 wurde vom damaligen Baudirektor Paul Seitz entworfen. Es liegt direkt am Haupt-Campus, der nach dem Universitätsförderer und früheren Ersten Bürgermeister Werner von Melle benannt ist.
Bereits seit 2017 geschlossen ist der nebenan gelegene Philosophenturm, in dem die Geisteswissenschaften untergebracht waren. Er wurde 1963 eröffnet und hat ebenfalls dringenden Sanierungsbedarf. Bis 2021 soll er umgebaut und modernisiert werden.
Dunkel und ungemütlich sieht es am Gebäude der Wirtschaftswissenschaften aus. Der sogenannte WiWi-Bunker - berüchtigt wegen seiner teils fensterlosen Seminarräume - könnte ebenfalls eine Modernisierung vertragen.
Viel Beton, wenig Farbe: Diesem Konzept folgen die meisten Gebäude am Campus, darunter auch die Staats- und Universitätsbibliothek, kurz Stabi. Der letzte Trakt des Gebäudekomplexes wurde 1982 fertiggestellt. Die Bibliothek hat einen Bestand von 5,3 Millionen Medien.
Bereits saniert: die Fakultät der Erziehungswissenschaften. Wer hier studiert, blickt auf den Haupt-Campus, der derzeit ebenfalls eine Baustelle ist.
In einem guten Zustand befindet sich auch das moderne Rechtshaus mit der Bibliothek der Rechtswissenschaften. Das Gebäude mit viel Glas wurde 2005 fertiggestellt.
Bereits saniert und im Inneren modernisiert ist auch das Hauptgebäude der Universität. Es stammt aus dem Jahr 1911 und wurde von dem Hamburger Reeder und Kaufmann Edmund Siemers gestiftet.
Als der neobarocke Bau eröffnet wurde, gab es in Hamburg zwar noch keine Universität, aber bereits ein reges Vorlesungswesen. Später wurde die vor dem Gebäude verlaufende Allee nach dem Stifter benannt.
In den Jahren 1998 und 2002 kamen östlich und westlich des Hauptgebäudes die sogenannten Flügelbauten hinzu. Sie wurden von dem Stifter-Ehepaar Helmut und Hannelore Greve finanziert.
Heute befinden sich in den modernen Bauten aus Sandstein und Glas unter anderem die Institute der Kunsthistoriker und Archäologen.
Den Betoncharme der 1960er-Jahre versprühen dagegen die Gebäude an der Sedanstraße. Sie sind nicht nur trist, sondern auch marode: Eine Bretterkonstruktion soll Besucher vor herabstürzenden Gebäudeteilen schützen.
Ähnlich präsentiert sich das Zoologische Institut am Martin-Luther-King-Platz zwischen Bundesstraße und Grindelallee. Damit Besucher nicht durch herabstürzende Bauteile verletzt werden, ist das Gebäude teils mit einem Bauzaun abgesperrt.
Vielfach hilft wohl nur noch ein Abriss. So steht bereits fest: Die Gebäude des Fachbereichs Chemie am Martin-Luther-King-Platz werden abgerissen, die Studenten ziehen nach Bahrenfeld.
Immerhin: Die Stadt hat mittlerweile den Handlungsbedarf erkannt und investiert Millionen sowohl in die Sanierung als auch in Neubauten. Eines der größten Projekte ist das "Haus der Erde" am Geomatikum an der Bundesstraße. Dort werden künftig die Geowissenschaften und die Klimaforschung zuhause sein.
Feierlichkeiten zum Jubiläum
Ihr 100-jähriges Bestehen will die Universität unter anderem dafür nutzen, in der Stadt sichtbarer zu werden. Dazu bietet sie eine Reihe von Vorlesungen an, die für alle Interessierten offen sind. Viele finden an ungewöhnlichen Orten statt, etwa auf Barkassen im Hafen, in der Fischauktionshalle oder in der Handelskammer. Für einige Veranstaltungen ist eine Anmeldung notwendig, die meisten sind kostenfrei.
11.05.2019 11:15 Uhr
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es: "Vor genau 100 Jahren, am 10. Mai 1919, hat die Bürgerschaft die Gründung der "Hamburgischen Universität" beschlossen." Die Formulierung war nicht korrekt. Wir haben sie entsprechend geändert in: "Vor genau 100 Jahren, am 10. Mai 1919, wurde die Universität Hamburg in der Musikhalle feierlich eröffnet." Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
100 Jahre Universität Hamburg
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Dieses Thema im Programm:
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NDR 90,3 Aktuell |
10.05.2019 | 15:00 Uhr