Eine junge Frau mit dunkel braunen langen Haaren schaut frontal in die Kamera. Sie sieht ernst aus. © Peter Hartwig / courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin Foto: Peter Hartwig / courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin

Malerin Kristina Schuldt: Ihre Bilder sind farbenfroh und großformatig

Stand: 15.08.2022 00:01 Uhr

Die Leipziger Malerin Kristina Schuldt ist Neo-Rauch-Meisterschülerin und stellt in ihrer Kunst kraftvolle weibliche Figuren ins Zentrum. Es sind nicht nur die Frauen, die bei ihr im Mittelpunkt stehen, sondern auch die besonders großen Formate.

Kristina Schuldt ist Malerin aus Leipzig. Sie ist 1980 in Moskau geboren, aufgewachsen in Neubrandenburg, und wurde in Leipzig ausgebildet, unter anderem bei dem Künstler Neo Rauch. Das Mönchehaus Museum für moderne Kunst in Goslar im Harz widmet der Malerin momentan unter dem Titel "Unverwüstlich" eine Ausstellung. Kristina Schuldt malt farbenfrohe, großformatige Bilder. Ihr Stil, ihre Motive sind sofort wiedererkennbar: Sie malt oft Frauenkörper mit auffälligen Gliedmaßen: Die Beine sind röhrenartig, verknotet, grotesk gestreckt - häufig mit klobigen, schweren Schuhen an den Füßen. Ihre Hände sind schwülstig und haben gekrümmte Finger. Bei NDR Kultur war Kristina Schudt in der Sendung à la carte zu Gast.

Frau Schuldt, Sie zeigen im Mönchehaus Museum Bilder, die in den vergangenen zehn Jahren entstanden sind, und zwar fast alles ziemlich großformatige Bilder mit Öl und mit Eitempera gemalt. Was auffällt, dass sie nicht nur farbintensiv sind, sondern auch einen ziemlich wiedererkennbaren Malstil haben. Auch die Motive ähneln sich, Sie malen nämlich auffallend häufig Frauen, und zwar in einer ganz bestimmten Weise - es sind sehr energisch wirkende Frauen, die sich in Ihren Bildern räkeln, die Gliedmaßen sind verrenkt, verknotet, abgestreckt, verwoben. Manchmal scheinen die Figuren durch das Bild zu stolpern. Sie malen immer wieder große Füße mit hochhackigen Schuhen, mit Plateausohlen - das sind ziemlich kraftvolle, energische, manchmal auch, vielleicht aggressive Frauen auf Ihren Bildern. Was treibt Sie an, sie so zu malen? Was ist die Idee dahinter?

Kristina Schuldt: Also für mich ist das einfach die Realität. Ich denke mir diese Frauenfiguren nicht aus, sondern empfinde das auch so. Die Frage, warum es immer Frauenfiguren sind, finde ich eigentlich auch ein bisschen anstrengend. Ich male auch Männerfiguren und da habe ich einfach ein bisschen gebraucht, um eine Form dafür zu finden.

 

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Eine junge Frau mit dunkel braunen langen Haaren schaut frontal in die Kamera. Sie sieht ernst aus. © Peter Hartwig / courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin Foto: Peter Hartwig / courtesy Galerie EIGEN+ART Leipzig/Berlin

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Sie haben gesagt, Sie seien realistisch. Inwiefern sind das realistische Figuren für Sie?

Schuldt: Aus meiner Sicht - das ist ja sozusagen wie ein Filter, der über die Welt gelegt ist - ist es eben die Wahrheit. Es ist natürlich interessant, wie der Betrachter das dann sieht und empfindet. So, wie Sie das jetzt gerade beschrieben haben, finde ich es eigentlich ziemlich gut.

Ich habe auch einige Rezensionen gelesen, ihre Figuren seien auf Krawall aus und führten nichts Gutes im Schilde. Stimmt das?

Ein gemaltes Bild, drei Frauen sind darauf zu sehen, die durch ein Gitter wollen. © Kristina Schuldt, VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Uwe Walter, Berlin
Freistunde, 2013, Öl und Tempera auf Leinwand, Courtesy Sammlung Hildebrand / Hildebrand Collection, GS Kunsthalle, Leipzig

Schuldt: Das stimmt, das würde ich schon sagen. Die reiben sich mit der Welt und sind auf Krawall gebürstet.

Sie sagen die Welt zeigt sich in ihren Bildern, in Konflikten, in Reibungen. Was sind das für Situationen, die dort thematisiert sind?

Schuldt: Ich kann das immer nur aus meiner inneren Sicht beschreiben oder malen. Oft geht es um eine Multiperspektive, so als würde die Geschichte von mehreren Personen, aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Deswegen gibt es da auch Übermalungen und Überlagerungen - eine gewisse Zerlegung der Figur. Das ist jetzt nicht so, dass ich das plane, sondern ich kann es jetzt auch nur selbst analysieren, was ich da mache. Ich denke, dass es die Probleme, die es im Privaten gibt, auch in einem größeren Umfang in der Welt gibt.

Das Malen - ich denke, das wissen viele Malerinnen und Maler, vor allem die, die großformatig malen - das hat was ungeheuer Körperliches. Sie nehmen sogar einen Hocker, auf den Sie immer wieder steigen, um zu malen. Der Hocker spielt eine große Rolle. Das hat ja fast den Eindruck einer körperlichen Übung.

Eine Hand, die Blumen zerquetschen will. Das Bild ist bunt. © Kristina Schuldt, VG Bild-Kunst, Bonn 2022 Foto: Uwe Walter, Berlin
Unverwüstlich, 2020, Öl und Eitempera auf Leinwand, Privatsammlung, Berlin

Schuldt: Das die Bilder so großformatig sind, mache ich, weil ich eigentlich auch selbst Spaß haben möchte. Und ich brauche diese Herausforderung, dass das Bild größer ist als ich und dass die Figuren überlebensgroß sind, damit es irgendwie für mich spannend bleibt. Ich habe diesen Stuhl, und es gibt immer wieder von Kollegen Verbesserungsvorschläge, aber man kann es einfach nicht verbessern, es wird für immer dieser Stuhl bleiben, den ich immer wieder hoch und runter steige.

Frau Schuldt, ich möchte gerne über ihre Biografie sprechen, Sie sind 1982 in Moskau geboren, sind in Neubrandenburg aufgewachsen, inmitten der schönen Mecklenburgischen Seenplatte und zum Studium der Malerei und Grafik nach Leipzig gegangen. Sie waren an der renommierten Hochschule für Grafik und Buchkunst und am Ende des Studiums haben Sie Kurse bei Neo Rauch belegt, dem weltberühmten, hochdotierten Malerstar. Bei ihm wurden Sie für zwei Jahre seine Meisterschülerin. Warum Neo Rauch? Was hat Sie damals bewogen, bei ihm Meisterschülerin zu werden?

Schuldt: Neo Rauch war eigentlich der Beste, weil er uns beigebracht hat, dass Form und Inhalt zusammenpassen müssen. Heißt also: die Komposition muss einfach stimmen. Und dann kann man von einer Ecke zur anderen im Bild durchgehen, und man kann natürlich auch mit der Form den Inhalt unterstützen. Durch die Form kann man vielleicht herausfinden, worum es überhaupt geht.

Wie kann man sich das vorstellen? Sie haben gemalt und er hat sich das Resultat am Ende angeschaut? Oder wollte er sogar das Sie so malen wie er? Das gibt es ja durchaus bei Professorinnen und Professoren, wo die Studierenden am Ende alle malen, wie der Meister oder die Meisterin. Oder hat er Sie da komplett freigelassen?

Schuldt: Das gab es natürlich in der Vergangenheit, dass die Studenten, so wie der Professor malen sollten. Was es natürlich auch gibt, ist, dass die Studenten sehr nah an den Professor herankommen. Aber bei Neo Rauch war das eigentlich nicht so, dass er da irgendetwas forciert hat, sondern man hat im Gespräch versucht herauszufinden, worum es geht. Er hat uns das Gefühl gegeben, dass wir selbst auf die Lösung gekommen sind.

Das Gespräch führte Janek Wiechers.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 15.08.2022 | 13:00 Uhr

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