Tag der offenen Moschee und Islamwoche laden zum Austausch
Am 3. Oktober wird in Deutschland nicht nur der Tag der Deutschen Einheit gefeiert, sondern seit 1997 auch der Tag der offenen Moschee. In Hamburg ist das Angebot in diesem Jahr besonders groß.
Wer die genaue Adresse nicht kennt, würde sie vermutlich nicht finden: die Sabikun-Moschee in der ersten Etage eines mehrstöckigen Gebäudes im Hamburger Stadtteil St. Georg. Für die kleine togolesische Sabikun-Gemeinde ist das ein wichtiger Grund, sich an der Moscheen-Tour durch St. Georg zu beteiligen.
"Es ist wichtig, den Leuten zu vermitteln, dass wir hier afrikanische Gemeinden in Hamburg haben. Deswegen haben wir uns vorgenommen, dass wir auch unsere Gemeinde vorstellen", sagt Mouin Bachir. Der 27-Jährige leitet die Jugendarbeit in der Sabikun-Gemeinde. Vor allem Französisch sprechende Westafrikaner treffen sich dort. Der Plan für den 3. Oktober: "An dem Tag wollen wie die Jugendarbeit, die Frauenarbeit und die Sozialarbeit, die unsere Moschee anbietet, präsentieren."
Moscheen-Touren sollen islamische Gemeinden vernetzen
Das Konzept der Moscheen-Touren sieht vor, dass Interessierte in Gruppen mehrere Moscheegemeinden in einem Stadtteil besuchen. Umgesetzt wird das Konzept mittlerweile in St. Georg, Wilhelmsburg und Harburg. Die Moscheen-Touren zielen auch darauf, die islamischen Gemeinschaften in der Hansestadt besser zu vernetzen, betont Özlem Nas, stellvertretende Vorsitzende der Schura, des Rats der islamischen Gemeinschaften in Hamburg. "Die Einladung steht für alle offen - auch für Muslime aus verschiedenen Moscheegemeinden, die vielleicht noch nie in der Sabikun-Gemeinde waren", so Özlem Nas.
Es geht bei den Moscheen-Touren aber auch um die Begegnung und um den Austausch mit Nichtmuslimen. Beides soll in der anschließenden Islamwoche vertieft werden. Bis zum 8. Oktober sieht das Programm unter anderem einen literarisch-musikalischen Abend, eine Schnitzeljagd für Kinder durch verschiedene Moscheen und eine Podiumsdiskussion vor. "Ich glaube, diese Kontinuität in der Kommunikation und im Austausch und auch die Empathie für die anderen ist ganz wichtig. Wenn man das selber erwartet, sollte man das auch zurückgeben. Das ist die Voraussetzung, um Vertrauen aufzubauen. Wenn das Vertrauen da ist, funktioniert vieles besser", meint Nas.
Doch das Vertrauen ist durchaus nicht bei allen da. Das hat sich in den Debatten um die anstehende Verlängerung des Hamburger Staatsvertrags mit den Islamverbänden gezeigt. Insbesondere wegen des vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Zentrums IZH hatten CDU, FDP und AfD gefordert, den Vertrag zu kündigen oder zu korrigieren. Womöglich liegt hier der Grund für das gewählte Thema der Podiumsdiskussion in der Islamwoche. Gefragt wird, welchen Beitrag Religionsgemeinschaften zu einem besseren Miteinander leisten können, und ob es eine Theologie des Zusammenlebens gibt.
Interreligiöses Podiumsgespräch über Respekt
"Es gibt keine Theologie, die sich als eine Theologie des Zusammenlebens bezeichnet. Aber es gibt viele theologische Ansätze, die das Zusammenleben mit Menschen in der Gesellschaft als außerordentlich wichtig ansehen", betont Wolfram Weiße, emeritierter Professor für Religionspädagogik und Gründungsdirektor der Akademie der Weltreligionen an der Uni Hamburg. Weiße wird die Impulse für das interreligiös besetze Podiumsgespräch geben. Unter anderem mit Zitaten aus grundlegenden buddhistischen, jüdischen und christlichen Schriften, die zu Respekt und Friedfertigkeit auffordern.
"Auch im Koran ist sehr deutlich, dass Menschen nicht vor allem gutgeheißen werden, weil sie zur eigenen Religion gehören, sondern dass Menschen, die zum Beispiel zum Judentum oder zum Christentum gehören, auch als rechtschaffen angesehen werden sollen", erläutert Weiße.
Doch in der Praxis ist es oft schwierig, zwischen der eigenen Glaubensüberzeugung und dem Eintreten für andere eine gute Balance hinzubekommen. Wolfram Weiße wird zur Diskussion stellen, was das für das politische Handeln bedeutet.
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