Die islamische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi und Wolfgang Reinbold, erster Vorsitzender Haus der Religionen e.V., stehen bei der Eröffnung auf einer Bühne. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey
Die islamische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi und Wolfgang Reinbold, erster Vorsitzender Haus der Religionen e.V., stehen bei der Eröffnung auf einer Bühne. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey
Die islamische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi und Wolfgang Reinbold, erster Vorsitzender Haus der Religionen e.V., stehen bei der Eröffnung auf einer Bühne. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey
AUDIO: Neue Ausstellung im "Haus der Religionen" in Hannover (7 Min)

Neue Dauerausstellung im "Haus der Religionen" in Hannover

Stand: 09.12.2022 06:00 Uhr

Neun Glaubensgemeinschaften unter einem Dach: Das "Haus der Religionen" in Hannover hat eine neue Dauerausstellung bekommen. Zur Neueröffnung am 21. November kam auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier.

von Karin Dzionara

Neun Religionen präsentieren sich im "Haus der Religionen", das in einer ehemaligen Kirche untergebracht ist. Jede Religion konnte für die neue Dauerausstellung einen eigenen Kubus im Gebäude gestalten. Die islamische Theologin und Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi ist eine der Impulsgeberinnen des bundesweit beachteten Projekts. "Hier in der Nische kann man auf einen Knopf drücken. Dann wird alles dunkel im Kubus und man hört eine Koranrezitation. Danach geht in das Licht an und der ganze Kubus wird hell. Das soll symbolisch zeigen, dass durch das Hören der Koranrezitation ein Licht in Menschen aufgehen soll", erklärt Hamideh Mohagheghi.

Multimediale Dauerausstellung präsentiert neun Religionsgemeinschaften

Die Religionswissenschaftlerin hat den Islam-Kubus im neu eröffneten "Haus der Religionen" in Hannover mitgestaltet. In einem lichtdurchfluteten Raum mit einzeln abgegrenzten Kammern haben sich neun Glaubensgemeinschaften zu einer Art Wohngemeinschaft zusammengeschlossen. Hamideh Mohagheghi engagiert sich seit drei Jahrzehnten für den Dialog der Religionen. Sie gehört auch zum Gründungsteam des interreligiösen Aktionskreises, der Keimzelle des Projekts, das vor 17 Jahren in einer ehemaligen Kirche eine Heimat fand. Nun haben sich die Religionsgemeinschaften neu in Szene gesetzt und präsentieren sich in der multimedialen Dauerausstellung.

"Die ersten Überlegungen zu einem Konzept für die Ausstellung begannen vor viereinhalb Jahren. Mit einem Beirat aus Museumspädagogen und anderen Experten haben wir uns darüber ausgetauscht, wie wir unsere Ideen umsetzen können. Anschließend haben wir Arbeitsgruppen zu den jeweiligen Religionsgemeinschaften gebildet. Bei den Muslimen haben zum Beispiel Sunniten und Schiiten gemeinsam das Konzept und den Inhalt festgelegt" berichtet Mohagheghi über die lange Planungszeit.

"Haus der Religionen" versteht sich als Bildungszentrum

Die Ausstellung ist in dieser Form eine bundesweit bislang einmalige Einrichtung, die für knapp 1,3 Millionen Euro umgebaut worden ist. In den einzelnen Kuben wird nicht gebetet, hier werden auch keine Gottesdienste gefeiert, betont der evangelische Theologe Wolfgang Reinbold. Er leitet das "Haus der Religionen" in Hannover: "Wir sind ein Bildungszentrum. Das ist auch im Selbstverständnis der beteiligten Gemeinschaften auf die Dauer immer deutlicher geworden. Wir sind kein Gebetsort. Hannover hat genug Gebetsorte", so Reinbold.

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Judentum, Christentum, Islam und Hinduismus - auch die Humanisten sind hier vertreten: Im Haus der Religionen geht es um ein wechselseitiges Kennenlernen: "Die Kunst bei der neuen Ausstellung bestand darin, dass die Religionsgemeinschaften sich strömungsübergreifend und konfessionsübergreifend verständigen mussten. Wie füllt ihr euren Kubus mit euren zentralen Inhalten, die für Schulklassen verständlich sein sollen, aber zugleich die Erwachsenen nicht langweilen sollen? Wie füllt ihr 2,5 Meter zum Kubik? Denn das ist der Raum, der jeder Gemeinschaft zur Verfügung steht", erläutert Reinbold.

Die Abteilung über den Islam in der Dauerausstellung über Religionen im Haus der Religionen in Hannover © Almut Maldfeld Foto: Almut Maldfeld
In der neuen Dauerausstellung im Haus der Religionen in Hannover präsentiert sich der Islam mit einer Koranrezitation und Aussagen des Propheten Mohammed.

Dabei hat jede Glaubensgemeinschaft einen eigenen Stil entwickelt - mit Segensformeln, Schriften und Symbolen, erläutert die islamische Theologin Mohagheghi: "Diese Nische mit der Koranrezitation ist meine Lieblingsecke im Islam-Kubus. Die Erfahrung, den Koran zu hören, ist sehr wichtig für den Islam und die Muslime. Auch die Aussagen des Propheten Mohammed spielen eine große Rolle. Es geht hier nicht darum, biografische Daten zu vermitteln, sondern darum, was Mohammed gesagt und wie er gelebt hat. Auch die Bedeutung des Gebets ist ganz wichtig - das kann man hier erleben."

Gläubige sollen ihre Erfahrungen teilen

Glauben mit allen Sinnen erfahren - das  gehört zum Wesenskern der neuen Dauerausstellung im "Haus der Religionen" in Hannover. Dabei sollen die Gläubigen auch selbst zu Wort kommen, mit eigenen Geschichten und Erfahrungen: "Das Konzept war, dass wir für jede Religion zwei Protagonisten haben: eine junge und eine ältere Person, einen Mann und eine Frau. Da hat jede Religionsgemeinschaft sich auf die Suche gemacht. Es geht nicht darum, alle Fragen tief theologisch zu beantworten, sondern darum, über den lebendigen Glauben zu erzählen."

Für die islamische Theologin steht dabei die persönliche Begegnung im Mittelpunkt: "Unser pädagogisches Konzept sieht vor, dass die Kinder und Jugendlichen, die hierherkommen, erst einmal von sich ausgehen und erfahren können: Was bedeutet für mich Glaube?"

Mulimediale Ausstellung im "Haus der Religionen"

"Haus der Religionen"
Böhmerstraße 8
30173 Hannover

Öffnungszeiten der Ausstellung:
Dienstag und am Donnerstag jeweils von 16.00 bis 20.00 Uhr

Führungen auf Anfrage

 

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Die Kuppel des Felsendoms in Jerusalem © NDR

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