Moschee in Hamburg-Schnelsen im neuen Glanz
In Hamburg-Schnelsen hat die Ahmadiyya-Gemeinde ihre Moschee jahrelang restauriert, nun wurde sie neu eröffnet. Es ist ein Ort der Andacht, aber auch ein Zeichen für Dialog und gesellschaftliches Engagement. Ein Ortsbesuch.
Der 600 Quadratmeter große Gebetsraum im Erdgeschoss ist lichtdurchflutet. Durch die hohen Fenster fällt das Tageslicht auf den türkisfarbenen Teppichboden, auf dem sich bereits die ersten Gläubigen für das Mittagsgebet versammeln. An den Wänden sind Verse aus dem Koran zu lesen, fein geschwungene arabische Schriftzeichen, kunstvoll in Blau und Gold gehalten.
Oben an der Decke ist das Glaubensbekenntnis angebracht, erklärt Imam Shakeel Ahmad Umar: "Das bedeutet, niemand ist anbetungswürdig außer Gott und Mohammed, sein Gesandter. Hier findet man verschiedene Attribute Gottes, verschiedene Verse aus dem heiligen Koran. Auf der rechten Seite findet man auch ein Gebet, das auch ein Gebet der Urchristen ist. Auch das Christentum wird im heiligen Koran erwähnt."
Von der Fabrikhalle zur Moschee
Gebetet wird getrennt voneinander. Die Frauen und Kinder sind im Obergeschoss untergebracht. Im Untergeschoss befindet sich eine Bibliothek mit Büchern nicht nur über den Islam, sondern auch über Philosophie, Gesellschaft und Wissenschaft. Seit 2017 hat die Ahmadiyya-Gemeinde eine ehemalige Fabrikhalle in das Gotteshaus umgewandelt. Doch der Weg dahin war nicht einfach.
Der 4,5 Millionen Euro teure Umbau wurde allein durch Spenden finanziert. Die Mitglieder der Gemeinde haben über Jahre hinweg gesammelt, verzichtet und sich engagiert: "Es ist aber auch eine gewisse Erziehung da", erklärt der Imam. "Wenn man eine Moschee baut, ist auch eine gewisse Liebe und Motivation da, dass man die Moschee oder das Haus Gottes erbauen möchte. Somit haben wir auch sehr viele Beispiele gesehen, wo Kinder gespendet, wo viele Leute teilweise ihre Autos verkauft und hier gespendet haben. Und das war eine gewisse Herausforderung. Aber ich denke, diese Herausforderung haben wir gut gemeistert."
Gemeinde setzt auf Dialog statt Abgrenzung
Bait-ur-Rascheed heißt die Moschee - auf Deutsch "Haus des Wegweisenden". Die Ahmadiyya-Gemeinde setzt sich aktiv für soziale Projekte ein: von Obdachlosenspeisungen bis zu Baumpflanzaktionen. Ihr Leitmotiv lautet: Liebe für alle, Hass für keinen, erläutert Imam Shakeel Ahmad Umar: "Es ist ein Motto, welches von unserem Kalifen von unserem spirituellen Oberhaupt gegeben wurde. Da gibt es zwei elementare Aspekte, zum einen die Rechte Gottes und die Rechte der Mitmenschen. Und so versuchen wir auch mit verschiedenen Programmen wie interreligiösen Dialoge, Obdachlosenspeisungen, Spendenläufe, Friedensbäume dieses kleine Engagement in der Gesellschaft mitzugeben und versuchen, diesen Slogan auszuleben."
Die im 19. Jahrhundert in Britisch-Indien entstandene Religionsgemeinschaft zählt nach eigenen Angaben in Deutschland mehr als 55.000 aktive Mitglieder und ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Doch vielerorts, insbesondere in Pakistan, werden die Mitglieder angefeindet und verfolgt, betont Imam Shakeel Ahmad Umar. Auch in Deutschland gebe es Vorbehalte. Doch die Mitglieder der Gemeinde setzen auf Dialog statt Abgrenzung.
Bait-ur-Rascheed Moschee mehr als ein Gebetshaus
Das Gebetshaus soll ein offener Ort für alle sein. So kommen unter anderem regelmäßig Schulklassen zu Besuch. Denn für die Ahmadiyya-Gemeinde sei Religion nicht nur ein Weg zu Gott, sondern auch eine Verbindung zwischen den Menschen, so der Imam, "weil meines Erachtens die Religion eine gewisse Aufgabe in der Gesellschaft hat, das man Frieden und Zusammenhalt in der Gesellschaft etabliert. Wir erleben aber immer wieder verschiedene Aspekte in der Gesellschaft, wo sie gespalten wird. Und deswegen versuchen wir, diesen Aspekten nachzugehen, dass wir diesen Zusammenhalt und diese Spiritualität auch in die Gesellschaft mitgeben."
Die neue Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Hamburg-Schnelsen sei mehr als ein Gebetshaus. Sie solle Begegnungen schaffen, Dialoge ermöglichen und gesellschaftliches Engagement fördern - in einer Zeit, in der der interreligiöse Austausch wichtiger denn je erscheine.
