20 Jahre Habib-Moschee in Kiel: "Zufluchtsort" der Ahmadiyya-Gemeinde
"Liebe für alle, Hass für keinen" ist das Motto der Ahmadiyya-Gemeinschaft, einer weltweit vertretenen Richtung des Islam, die sich für Dialog und Integration ausspricht. Die Ahmadiyya-Gemeinde in Kiel hat 2004 die erste Kieler Moschee mit einem Minarett gebaut.
Den Traum von einer richtigen Moschee hat sich die Ahmadiyya-Gemeinde in Kiel vor genau 20 Jahren erfüllt. Zwei zierliche Minarette und eine Kuppel machen sie kenntlich. Man sei sehr glücklich, sagt Imam Hasib Ghaman: "Es ist doch ein Unterschied, wenn man eine Moschee hat - obwohl ein Raum eigentlich ein Raum ist. Es ist einfach eine andere Atmosphäre, eine andere Zugehörigkeit, die da ist."
Die 28-jährige Saira Usman von der Frauenorganisation ist seit Kurzem Beauftragte für den interreligiösen Dialog in Kiel: "Es ist sehr schön, dass wir auch etwas für die Moschee tun können, für die eigene Religion, was uns auch letzten Endes guttut. Wenn man nach einem harten Arbeitstag oder nach der Uni noch in der Moschee ist, kann das anstrengend sein, aber es ist eine Art Zufluchtsort."
Man fühlt, schon wenn man reinkommt, eine Erleichterung, sagt Sultan Ali Khan Malik. Der 14-Jährige macht Fotos und Videos für die Pressearbeit. Er kommt, wenn möglich, jeden Sonntag aus Rendsburg nach Kiel zur Moschee. Die Gemeinschaft ist für ihn wie eine Familie: "Hier habe ich sehr viele Freunde und Cousins, die mitkommen. Es ist immer schön, wenn man in die Moschee kommt, sich unterhält und nachfragt, wie es einem geht. Diese Freundschaft, dieses Familiäre ist einem sehr wichtig."
Religiöse Wissensvermittlung für Jugendliche
Die Jugendorganisation leitet Tousiq Ahmad seit Kurzem. Einmal im Monat treffen sich die Jugendlichen und sprechen über ein bestimmtes Thema. Aber nicht nur: "Das ist auf der einen Seite das religiöse Wissen, was wir den Jugendlichen vermitteln, und auf der anderen Seite gehen wir beispielsweise wöchentlich Fußball spielen", erzählt Ahmad. Sie tun nicht nur etwas für den Geist, sondern auch für die Gesundheit, sagt er und lacht: "Es ist besser, als nichts zu tun."
Anfang März wird es einen großen Wettbewerb geben - spirituell und sportlich: "Das Gebet aufsagen, wer kann am besten rezitieren, wessen Aussprache ist die beste, wer hat die schönste Stimme? Bei den Sportwettbewerben haben wir Wert darauf gelegt, nicht Fußball mit reinzunehmen. Da machen wir verschiedene Sportarten: Geschicklichkeitsspiele, Völkerball, Brennball, Hindernislauf", erklärt Ahmad.
Auch bei den Treffen der Mädchen und der jungen Frauen in der Moschee geht es um theologische Bildung, sagt Saira Usman: "Wissen zu erlangen, ist für jeden eine Pflicht im Islam, und beim Studententreff beispielsweise sprechen wir über alles Mögliche. Was die Mädchen im Herzen tragen, was sie vielleicht nicht vor den anderen sagen möchten, können sie vielleicht im kleineren Kreis aussprechen."
Mit Friedensbotschaft die Menschen erreichen
Die Ahmadyya-Gemeinde geht aber auch bewusst in die Öffentlichkeit, berichtet Tousiq Ahmad: "Anfang Dezember hatten wir das Friedenssymposium, wo wir mit unseren Gästen und Freunden über die Kriege und Konflikte in der heutigen Zeit gesprochen haben, um den Dialog innerhalb der Gesellschaft zu fördern."
Landtagsvizepräsidentin Eka von Kalben war eine von ihnen: "Generell ist es so, dass die Ahmadiyya-Gemeinde sich sehr für andere einsetzt, sei es bei der Impfkampagne oder bei der Unterbringung von Geflüchteten. Sie haben auch vor, zur Europawahl aufzurufen."
Saira Usman möchte über den Islam aufklären, gerade angesichts der aktuellen Konflikte: "Ich finde es sehr wichtig, dass man offen und frei reden kann. Für mich gilt es, das verzerrte Bild des Islams irgendwie geradezurücken. Es geht mir nicht darum, dass alle Leute zum Islam konvertieren, es geht mir eher darum, dass wir die Herzen der Menschen erreichen mit der friedlichen Botschaft."
Ahmadiyya-Gemeinde: Offenheit, die abfärbt
Offenheit, das ist vielleicht auch ein besonderes Merkmal der schleswig-holsteinischen Gemeinde. "Man sagt, dass Menschen, die am Wasser, am Meer leben, viel offener sind", sagt Imam Hasib Ghaman. Der 31-Jährige ist in Hessen aufgewachsen und hat in Südhessen Islamische Theologie studiert, bevor er das Amt des Imam für die Ahmadiyya-Gemeinden in Kiel, Schleswig, Dithmarschen und Husum übernommen hat. "Als ich nach Kiel gekommen bin, habe ich sowohl in der breiten Gesellschaft Menschen mit sehr offenen Herzen erlebt, sehr zugänglich - aber auch in der Gemeinde. Das heißt: Das färbt ab!"
Als er noch in Kiel wohnte, hatte Sultan Ali Khan Malik viele muslimische Freunde und hat auch mit seinen Lehrern über seine Religion gesprochen, erzählt er: "Jetzt in Rendsburg ist es eher weniger geworden, da habe ich eher nichtmuslimische Freunde, mehr nichtreligiöse. Für die spielt es auch keine Rolle, ob ich Moslem, Jude, Christ oder was auch immer bin, denn Hauptsache, wir sind Freunde und man kann dem anderen vertrauen."
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