360°-Tour: Gartenparadiese auf dem Online-Portal "Islamic Art" des Museums für Islamische Kunst © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Islamische Kunst
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AUDIO: "Islamic Art": Online-Plattform macht islamische Kunst zugänglich (5 Min)

"Islamic Art": Online-Plattform macht islamische Kunst zugänglich

Stand: 04.08.2023 06:00 Uhr

Das Museum für Islamische Kunst in Berlin zeigt seine Schätze im Internet: Die Plattform "Islamic Art" macht islamische Kunst für jeden digital zugänglich - auf Deutsch, Englisch und Arabisch.

von Kirsten Dietrich

Auf der Berliner Museumsinsel gehört die oberste Etage des Pergamonmuseums der islamischen Kunst: Teppiche, Schalen, ganze Palastfassaden und Innenraumeinrichtungen - alles zusammengetragen aus dem, was man islamisch geprägte Welt nennt. Nun macht das Museum für Islamische Kunst seine Sammlung für Menschen auf der ganzen Welt zugänglich: auf der Online-Plattform "Islamic Art".

Dort kann man beispielsweise hören, wie ein Teppich klingt. Genauer: ein Teppich mit doppelköpfigen Tieren, umrahmt von weißen, achtstrahligen Sternen. Die Künstlerin Zsanett Szirmany hat das Muster auf Lochkarten übertragen, die in einer Spieluhr abgespielt werden können. Das ist jetzt im Rahmen einer sogenannten 360-Grad-Tour auf der Plattform "Islamic Art" auch online hörbar.

Islamische Kunst für unterschiedliche Zielgruppen

"Wir wollten gern stärker in den digitalen Raum gehen. Dazu hat uns die Pandemie ja genug Anlass gegeben. Wir wollten gern auf frische, neue Art zeigen, wie ansprechend islamische Kunst ist und das auch für unterschiedliche Zielgruppen spannend machen", erklärt Miriam Kurz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum und eine der Verantwortlichen für das neue Portal.

Plattform bietet Rundgänge, Filme und Unterrichtsentwürfe

Auf der Plattform findet sich eine bunte Mischung an Materialien: inhaltliche Rundgänge zu Musik und demnächst auch zum Thema Gärten, Ausstellungen erzählerisch aufbereitet, Recherche im Archiv, Interviews und Filme. Außerdem gibt es - daran hat Miriam Kurz vor allem gearbeitet - Unterrichtsentwürfe für verschiedene Schulformen:

"Das sind Themen, die in der Ausbildung von Lehrkräften oft nicht behandelt werden. Es gibt in allen Musik-Lehrplänen in Deutschland den Bereich außereuropäische Musik oder Musik und Religion. Doch das fällt den Lehrkräften oft schwer zu unterrichten, weil das nicht Teil des Musikwissenschaftsstudiums in Deutschland ist. Insofern hatten wir schon Feedback, dass gerade solche Module bereitzustellen sehr hilfreich ist. Wir liefern in den Handreichungen für Lehrkräfte alle Hintergrundinformationen mit. Es gibt Bildmaterial, so zusammengestellt, dass es in eine Stunde passt. Wir wollen ein Gegengewicht schaffen zu den ganz stark behandelten Themen, die sowieso immer im Fokus stehen", berichtet Kurz.

Empfehlungen für Schulbücher

Deswegen decken die Unterrichtsentwürfe auch viele verschiedene Fächer ab: Kunst, Musik, Deutsch, Mathe und eben nicht nur Ethik, Religion und Politik. Neben den Schulen habe man mit "Islamic Art" auch diejenigen im Blick, die Schulbücher entwerfen und herstellen, sagt Miriam Kurz. Denn auch da suche man händeringend nach neuem Material. "Was drucke ich hier für Bildmaterial ab? Kreiere ich damit den nächsten Shitstorm oder ist das in Ordnung, wie kann ich das begründen - dazu haben wir auch eine Handreichung und Empfehlungen", so Kurz. "Es gibt tatsächlich einen Bedarf an Vorschlägen, was man an weniger stereotypen Themen zum Islam machen kann."

Islam ist vielfältig und kontrovers

Das Projekt wurde finanziert mit Mitteln der Stiftung Alwaleed Philanthropies Global, einer saudischen Stiftung, die mit Museen weltweit zusammenarbeitet. Gerade interaktive Elemente sind aufwendig zu programmieren. Die Seite soll noch deutlich erweitert werden - um die Themen vergangener Ausstellungen zum Beispiel, aber auch um mehr virtuelle Rundgänge zu bestimmten Themen.

"Wo es Gemeinsamkeiten gibt, regen wir an, die zu entdecken", sagt Kurz. "Aber wir wollen nicht Gemeinsamkeiten herstellen, wo keine sind. Oder überall Gemeinsamkeiten herstellen und Friede, Freude, Eierkuchen symbolisieren. Wir wollen zeigen: Guckt mal, der Islam ist so viel mehr als Migration, so viel mehr als Kopftuch. Wir wollen aufzeigen, was noch dazugehört, wie bunt das ist, wie vielfältig und wie kontrovers."

Und das, sagt die Wissenschaftliche Mitarbeiterin, ist im Netz eben für alle Interessierten möglich, auch wenn ein Besuch im Museum natürlich immer noch ganz andere Eindrücke verschafft.

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Dieses Thema im Programm:

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