Samy Adamou, Mitgründer der Crowdfunding-Plattform commonsplace © Samy Adamou
Samy Adamou, Mitgründer der Crowdfunding-Plattform commonsplace © Samy Adamou
Samy Adamou, Mitgründer der Crowdfunding-Plattform commonsplace © Samy Adamou
AUDIO: Commonsplace: Erste deutsch-muslimische Crowdfunding-Plattform (5 Min)

Commonsplace: Erste deutsch-muslimische Crowdfunding-Plattform

Stand: 02.02.2024 12:56 Uhr

Fast drei Jahre ist es her, dass Samy Adamou mit Gleichgesinnten die Idee zu commonsplace hatte: einer digitalen Crowdfunding-Plattform für - aber nicht ausschließlich - muslimische Projekte.

von Kadriye Acar

"Es gibt sehr viele Motivationen und auch sehr viele schöne Dinge, die aus commonsplace resultieren", sagt Samy Adamou. "Der Output letztendlich ist die Community, die wächst, indem man einander kennenlernt und sich gegenseitig unterstützt."

Projekt "Abrahams Children" unterstützt Palliativstation für Kinder

Abdul-Aleem Malik © Abdul-Aleem Malik
Abdul-Aleem Malik will im April mit seinem Fahrrad nach Jerusalem fahren.

Commonsplace ist für die deutsche muslimische Community wie eine Art Bühne, die das gesellschaftliche Leben wiedergibt, sagt Abdul-Aleem Malik. Der 31-Jährige sammelt selbst unter dem Titel "Abrahams Children" Spendengelder für die "Kinder-Palliativstation Südhessen": "Unser Sohn Ibrahim Khalil ist im Juni 2021 geboren und wurde nur ein Jahr, drei Monate und fünf Tage alt. Er wurde seit der Geburt auf der Intensivstation medizinisch betreut. Relativ früh wurde diagnostiziert, dass er eine unheilbare Stoffwechselerkrankung hat, die extrem selten ist. Von dem Zeitpunkt an war er in palliativer Versorgung."

Der Name des Projektes, "Abrahams Children", leitet sich aus einer Hadith, einer Überlieferung des Propheten ab. So soll Abraham dem Propheten im Traum erschienen sein. Der Prophet soll gesehen haben, wie Abraham sich um früh verstorbene Kinder kümmerte, unabhängig von der Religionszugehörigkeit.

5.000 Kilometer für 70.000 Euro

Abdul-Aleem Malik will 70.000 Euro für die Kinder-Palliativstation sammeln - indem er mit dem Fahrrad fährt: "Das wird im April 2024 beginnen. Ich werde in Darmstadt am Waldfriedhof, wo mein Sohn begraben ist, losfahren und von dort aus die al-Aqsa-Moschee in Jerusalem besuchen, auch das Grab von Abraham in Khalil, um dann von dort aus die Pilgerfahrt loszutreten."

5.000 Kilometer lang ist die Strecke, die der leidenschaftliche Radfahrer zurücklegen möchte. Auch wenn der Körper zwischendurch schlapp machen wird, sein Wille ist umso stärker: "Die reine Palliativversorgung ist über die Krankenkassen gedeckt. Die Projekte, für die ich aktuell für das Kinderpalliativ-Team sammle, sind zum Beispiel die Pränatal-Palliativversorgung. Wenn also die Kinder noch gar nicht geboren und schon palliativ eingestuft sind. Da geht es um die medizinische und psychosoziale Beratung der Eltern. Als jemand, der davon betroffen ist, weiß ich, wie wichtig die ist, auch wenn die nicht medizinisch ist. Denn es sind nicht nur die Kinder, die betroffen sind, sondern gleicherweise auch die Eltern und die umliegende Familie wie Geschwister, Großeltern und Co., die in gleicher Weise auch Unterstützung benötigen."

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Wichtige Projekte für muslimische Community

Ali Özdil © Ali Özdil
Der Islamwissenschaftler Ali Özdil hat das Buch "Was ist Islam?" geschrieben.

Bei commonsplace gibt es auch weniger spektakuläre Projekte, die für die muslimische Gemeinschaft aber ebenso wichtig sind, sagt Samy Adamou. Wie zum Beispiel das Buchprojekt "Was ist der Islam?" des Hamburger Islamwissenschaftlers Doktor Ali Özdil: "Ich habe 1992, mit Beginn meines Studiums der Islamwissenschaften, angefangen, in Hamburg Moscheeführungen zu machen - überwiegend für Schulklassen", erzählt Özdil. "Dann hat der stellvertretende Leiter der Centrum-Moschee, wo wir täglich fast zwei, drei Schulklassen zu Besuch hatten, gesagt: 'Wir müssen den Leuten auch was in die Hand geben, irgendetwas Kleines, so eine Art Broschüre. Kannst Du nicht mal so ein Buch mit Basics schreiben: Was ist Islam?" Ich habe mich dann hingesetzt und habe in drei Wochen dieses Buch geschrieben, das inzwischen in der vierten Auflage gedruckt wurde. Jetzt ist eine fünfte Auflage dran."

Es sind viele Geschichten, viele Menschen - auch außerhalb Deutschlands -, die sich über commonsplace getroffen haben. Es wurden zum Beispiel ein Wasserprojekt in Indonesien oder ein Waisenhaus in Kenia finanziert. In einem Podcast will commonsplace diese Menschen und ihre Geschichten einem größeren Publikum bekannt machen. "Das ist eine große Gunst, dass wir so viele Leute kennenlernen dürfen und irgendwie auch ein Werkzeug von denen sein können", freut sich Samy Adamou.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Freitagsforum | 02.02.2024 | 15:20 Uhr

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