Chormusik
Sonntag, 22. Januar 2023, 17:00 bis
18:00 Uhr
Johann David Heinichen war Sohn eines protestantischen Pfarrers - und doch komponierte Heinichen eine Vielzahl an Werken für den katholischen Gottesdienst. Denn sein Arbeitsgeber August der Starke konvertierte zum katholischen Glauben, um Voraussetzungen zu erfüllen, zum polnischen König gewählt werden zu können. Auch mit seinem Sohn, dem Kurfürsten, hatte er Ähnliches vor und schickte ihn auf Kavalierstour nach Italien, wo dieser Heinichen kennenlernte und ihn für seinen Hof engagierte. Geheim war allerdings, dass auch der Kurfürst bereits zum katholischen Glauben konvertiert war. Erst 1717 wurde dies bekannt - da war Heinichen längst als Dresdner Hofkapellmeister in Amt und Würden.
Katholische Kirchenmusik für den Dresdner Hof
Zu gerne hätte Heinichen in Dresden Opern geschrieben. Seine Erfolge in Italien legten nahe, dass er dafür ein gutes Händchen hatte. Doch die erste Opernproduktion für den Kurfürstlichen Hof endete in einem Eklat: Bei einer Probe zerriss einer der Kastraten die Partitur eines Sängerkollegen. Der Streit konnte zwar schnell beigelegt werden, doch August der Starke, der Vater des Kurfürsten, der in Warschau amtierte, nahm dies zum Anlass, die Sänger zu entlassen und damit einen in seinen Augen aus der Ferne unliebsamen und finanziell belastenden Posten loszuwerden. Für Heinichen bedeutete das ein völlig neues Betätigungsfeld. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste lag nun in seinen Händen, und so schuf Heinichen eine große Zahl an Kirchenmusikwerken: Mehrere Dutzend Psalm- und Magnificat-Vertonungen, verschiedene Vesperhymnen und marianische Antiphone.
Barocke Klangpracht
Das in Berlin gegründete Ensemble Polyharmonique, das deutsche und franko-flämische Gesangkultur gleichermaßen pflegen möchte, hat die in den 1720ern entstandene Musik von Johann David Heinichen zusammen mit dem polnischen, teils auf historischen Instrumenten musizierenden, Wrocław Baroque Orchestra aufgenommen: stilsicher, transparent und mit würdevoller Eleganz.
Von der CD "Dresden Vespers" senden wir in der heutigen Sendung Psalm- und Magnificat-Vertonungen und verschiedene Vesperhymnen.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.