Autorin und Abenteurerin Ann-Kathrin Bendixen zu Gast auf dem Roten Sofa. © Screenshot

Influencerin Ann-Kathrin Bendixen: Mit dem Motorrad um die Welt

Stand: 12.07.2022 15:58 Uhr

Mit 19 Jahren ging es für die Schleswig-Holsteinerin Ann-Kathrin Bendixen in die weite Welt, ganz alleine mit ihrem Motorrad. Dabei hat sie viele Menschen kennengelernt und vor allem viel von der Welt gesehen.

Nach dem Abitur stieg Ann-Kathrin Bendixen aus Handewitt in Schleswig-Holstein auf ihr Motorrad und fuhr einfach los. Hinter ihr lagen Jahre schwerer Krankheit und Verzweiflung, vor ihr die weite Welt. Es wurden Tausende Kilometer durch Europa, Afrika und Südamerika. Die 22-Jährige berichtet unter anderem auf Instagram als @affe_auf_bike von ihrem Motorrad-Abenteuer, bei dem sie die Freiheit suchte und das Leben fand.

Sie hat in Europa fast jedes Land gesehen - von den Kanarischen Inseln bis hoch zum Nordkap, sie war in Afrika, in der Westsahara und in Südamerika und hat dort unter anderem Länder wie Chile und Argentinien bereist. Sie hat oft in der Hängematte oder im Zelt geschlafen. Um zu essen oder etwas Geld zu verdienen, hat sie auf Bauernhöfen gearbeitet. Auf dem roten Sofa bei DAS! sprach sie über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Du bist wirklich jemand, der bei den sozialen Medien ganz viele Menschen hat, die dir folgen und schauen, was du machst. Hast du eine Erklärung dafür, warum so viele das so spannend finden?

Ann-Kathrin Bendixen: Das ist schwierig zu sagen, aber ich glaube, dass es vielleicht daran liegt, dass ich versuche, immer ich selbst zu sein. Es gibt ja auch viele Reiseblogger zum Beispiel, die immer nur diese schönen Seiten zeigen. Ich nehme die Leute auch mehr in eine andere Richtung mit. Du kannst im Matsch liegen, es kann regnen, du hast kein Geld, um dir Essen zu kaufen, musst auf Bauernhöfen schlafen und um fünf Uhr aufstehen. Es kann definitiv auch richtig doof sein. Und da nehme ich die Leute mit, um ihnen zu zeigen, wie so eine Reise auch sein kann.

Du bist ja mit 19 Jahren losgefahren. Woher hattest du dieses Vertrauen in dich selbst?

Ann-Kathrin Bendixen: Ich möchte was sehen von der Welt. Wir können so jung sterben. Es heißt nicht, nur weil wir jung sind, dass wir alt werden - das kann so schnell vorbei sein, und da hab ich mir gesagt, so jetzt geh einfach los, erlebe die Welt, lebe deine Träume. Und ich habe schon immer davon geträumt, die Welt zu sehen. Aber ich hätte es niemals gemacht. Und plötzlich hat es geklappt.

Du wirkst jetzt so fröhlich. Gab es auch emotionale Momente, wo du gedacht hast, was mache ich hier? Warum mache ich das?

Ann-Kathrin Bendixen: Total, die erste Nacht zum Beispiel. Ich habe total geweint. Ich bin in die Schweiz runtergefahren und ich hatte Angst. Ich bin durch Wälder gefahren und hatte Angst vor den Bäumen - ich dachte, es sind irgendwelche Mörder und habe total geweint, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte. Und dann bin ich nach Mailand gefahren, in eine Stadt, wo viele Menschen sind. Da hab ich gemerkt, dass ich eigentlich viel mehr Angst vor Menschen habe. Ich hab mich dazu entschieden, dass ich im Wald keine Angst haben muss. Und dann war sie auch weg, denn der Wald ist eigentlich sicher.

Du hattest mit einer Krankheit zu kämpfen, die dir den Mut gegeben hat, diese Reise anzutreten. Was war passiert?

Ann-Kathrin Bendixen: Für mich war die Krankheit tatsächlich meine Motivation. Ich habe damals eine Nasennebenhöhlenentzündung gehabt. Dadurch, dass ich mein Leben lang Fußball gespielt habe, hat sich da eine Entzündung gebildet. Die wurde leider falsch operiert und ich habe Antibiotika bekommen. Antibiotika ist nicht gut für das Immunsystem und ich habe keinen Sport mehr gemacht und das hat alles dazu geführt, dass ich immer wieder krank geworden bin. Ich habe Nebenhöhlenentzündungen bekommen und dann wurde ich operiert. Danach ging es mir immer schlechter. Am Ende des Tages kann man sagen, dass sich an meinem Auge ein Gewächs gebildet hat, was niemals hätte entstehen dürfen. Und dieses Gewächs hat mich für wenige Tage auf dem rechten Auge blind gemacht. Und das hat zu einer Not-OP geführt und mir einfach klargemacht, ich sollte mein Leben genießen, es kann so schnell vorbei sein. Und du kannst nicht immer denken, dass irgendwelche Leute dir helfen. Das war für mich auch der Grund, warum ich alleine gereist bin und gesagt habe, ich muss mich erstmal selbst wiederfinden, wer bin ich überhaupt?

Wie lange willst du das noch machen, mit dem Motorrad die Welt erkunden? Gibt es auch vielleicht die Idee jetzt eine Ausbildung zu machen, oder zu studieren?

Ann-Kathrin Bendixen: Für mich ist das Motorradfahren und die Welt erkunden fast so eine Art Ausbildung. Ich hätte nie gedacht, dass ich nach drei Jahren jetzt hier stehe, dass ich Partner habe, die mich unterstützen. Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich sagen kann, ich kann mir einen Traum wie Island endlich ermöglichen. Das ist natürlich riesig. Mein Traum ist es, einfach weiterzumachen, Bücher zu schreiben, vielleicht für Zeitschriften zu schreiben, diesen Weg weiterzugehen, auf Social-Media zu sein - man weiß natürlich nie, wie lange geht das, aber das ist einfach mein Traum. Und ich bin ein Mensch, der im Jetzt lebt und nicht zu viel an später denkt, und das macht mich gerade glücklich.

Das Interview führte Inka Schneider.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | DAS! | 11.07.2022 | 18:45 Uhr

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