Elton John produziert Tammy Faye-Musical in London
Elton John und James Graham bringen das Leben der singenden Evangelistin Tammy Faye auf die Musical-Bühne - inklusive politischer Botschaft, denn sie engagierte sich in den 1980er-Jahren für Schwule und HIV-Infizierte.
In dieser Frau steckt Musik drin - das wurde schon in der Disney-Produktion "The Eyes of Tammy Faye" deutlich, die Jessica Chastain im März einen Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte. Kein Wunder also, dass Elton John das Leben der singenden, evangelikalen Predigerin Tammy Faye als Musical-Stoff entdeckt hat. In den USA baute sie mit ihrem Mann Jim Bakker in den 1970er-Jahren ein Netzwerk christlicher Fernsehsender auf und erreichte damit 20 Millionen Menschen in über 50 Ländern. Ein religiöser Freizeitpark in North Carolina, der dem alten Jerusalem nachempfunden war, wenn auch mit Karussells, Zuckerwatte und Bibelschule, vervollständigte das Imperium. 1987 dann der Zusammenbruch: Jim musste wegen Betrugs ins Gefängnis. Die Bakkers hatten Spendenmillionen, die sie in ihren Sendungen gesammelt hatten, privat abgezweigt.
Tammy Faye: Mutiger, radikaler Einsatz für Homosexuelle
Gefeiert wird die 2007 verstorbene Tammy Faye bis heute für ein Interview, das sie 1985, auf dem Höhepunkt der HIV-Epidemie, mit dem Aids-kranken, offen schwul lebenden Pastor Steven Pieters führte. Die evangelikale Szene verachtete Homosexualität und sah Aids als Strafe Gottes. Viele Menschen hatten damals Angst, Aids-Kranke zu berühren. Unter Tränen erklärte Tammy Faye, Christen sollten Pieters umarmen, lieben und sich ihm zuwenden.
Pieters dankte damals für diese wichtigen Worte und erklärt heute, 27 Jahre später, im BBC Interview, welchen Mut Tammy Faye damals bewiesen habe: "Die konservative christliche Welt war erschüttert nach diesem Interview. Dass eine bedeutende Figur aus eben jener Szene jemandem wie mir Zuneigung und Unterstützung signalisierte, war 1985 außerordentlich radikal."
Tammy Faye-Musical von Elton John und James Graham
Komponist Elton John hat für das Drehbuch zum Musical den in Großbritannien gefeierten Dramatiker James Graham an Bord geholt. Und der erklärt, es sei genau diese politische Komponente gewesen, die John an der Figur reizvoll gefunden habe: "Sie war so eine interessante Persönlichkeit der konservativen christlichen Rechten. In einer männerdominierten Szene zeigte sie Gefühle, weinte vor der Kamera, ihr Make-up lief runter. Und sie stellte sich den dort geltenden Normen entgegen. Ihr Verständnis für Minderheiten, insbesondere für Homosexuelle, hat dafür gesorgt, dass sie bis heute eine Schwulen-Ikone ist."
Premiere im Almeida Theatre in London am 13. Oktober
Tammy Fayes dramatische Auftritte mit schrillem Make-up gelten noch immer als Vorbild für Dragqueens. Doch ob eine schillernde Persönlichkeit als Stoff auch schon Garant für ein erfolgreiches Musical ist, selbst wenn Elton John dahintersteckt, dafür will Autor James Graham seine Hand nicht ins Feuer legen: "Ich habe diverse Theaterstücke und Drehbücher geschrieben, aber nichts ist so schwierig wie ein Musical. Die haben eine enorm hohe Flop-Quote. Wir müssen die Balance finden zwischen Unterhaltung und dem Thema, wie Glauben auch heutzutage die Politik in den USA prägt, wenn man zum Beispiel an die Rückabwicklung des Rechts auf Abtreibung denkt. Wir wollen dieses Musical nutzen, um weiterführende gesellschaftliche Fragen anzusprechen und Elton unterstützt mich dabei sehr."
Elton John produziert Tammy Faye-Musical in London
Zusammen mit dem Dramatiker James Graham bringt der Sänger das Leben der singenden Evangelistin auf die Musical-Bühne.
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Almeida Theatre
Almeida Street
London