Ein Mann sitzt mit einer Bierflasche in der Hand an einem Kneipentresen. © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
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AUDIO: "One For The Road": Unterhaltsame Warnung vor dem Alkohol (4 Min)

"One For The Road": Unterhaltsame Warnung vor dem Alkohol

Stand: 25.10.2023 07:40 Uhr

Mark muss nach einer Suff-Fahrt den Führerschein abgeben und lernt im MPU-Kurs die Alkoholikerin Helena kennen. Beide wollen ihr Leben ändern. Dass dies gar nicht so einfach ist, erzählt Regisseur Markus Goller in "One For The Road".

von Anna Wollner

Wegbier. Oder Fußpils. Oder Faustmolle. Oder im englischen einfach "One For The Road". Einer für unterwegs. Ein schnelles alkoholisches Getränk, meist ein Bier, um den Weg von A nach B zu überbrücken. Das zeigt, wie sehr Alkohol als normal angesehen wird. Vielleicht auch als zu normal - wie in der Dramödie "One For The Road" mit Frederik Lau und Nora Tschirner, die ab morgen im Kino zu sehen ist.

"'Ein Gläschen nach Feierabend, ein Cocktail auf der Party oder ein Schnaps für den Magen. Alkohol gehört für viele Menschen einfach dazu. Doch schnell ist die Grenze zur Alkoholsucht unbemerkt überschritten.' Wir machen das jetzt mal - seid ihr bereit?" Filmzitat aus "One For The Road"

Es ist ein Partyspiel für den Bauleiter Mark. Ein Gag unter Freunden, mehr nicht, mit einer Flasche Bier in der Hand. Ein Test vom Gesundheitsamt, der auf übermäßigen Alkoholkonsum aufmerksam machen soll - mit einer ernüchternden Erkenntnis.

"'Wenn Sie einmal anfangen zu trinken, können Sie dann nicht mehr aufhören? Selbst wenn Sie schon längst betrunken sind?' Das bist du. Das ist doch sogar die Definition von Mark." Filmzitat aus "One For The Road"

"One For The Road": Über einen "funktionalen Alkoholiker"

Mark ist definitiv kein Gelegenheitstrinker mehr. Jeden Abend greift er zum Alkohol; immer öfter endet das anvisierte eine Glas Wein beim Geschäftsessen im Exzess. "Funktionaler Alkoholiker" beschreibt ihn wohl am besten - funktional, weil er es immer noch nach Hause schafft und am nächsten Tag funktioniert. Mehr oder weniger. Bis zu einem Abend, an dem er noch schnell sein Auto umparken will, sternhageldicht von der Polizei kontrolliert wird und zur medizinisch-psychologischen Untersuchung, kurz MPU, verdonnert wird.

"Guten Morgen, ich bin Verkehrspsychologe und mein Name ist Doktor Blau. Sie dürfen gerne darüber schmunzeln. Ganz ehrlich, ich hatte schon geparkt, keinem ist was passiert, die Welt hat sich weitergedreht und ich muss hier in dem Kurs sitzen."
"Sie empfinden den Kurs also als Bestrafung?"
"Nein, ich freue mich wirklich hier zu sein." Filmzitat aus "One for the road"

Eine Wette mit seinem besten Freund soll ihm helfen, seinen Umgang mit Alkohol und sein Leben in den Griff zu bekommen: kein Tropfen Alkohol, bis er seinen Führerschein zurück hat. Helfen soll ihm die Lehrerin Helena, die er bei der MPU kennengelernt hat. Allerdings sieht die das erstmal skeptisch:

"Du denkst echt, dass du es schaffst, ne?"
"Jetzt nicht mehr, wo du es sagst."
"Einen Monat ziehst du es durch, länger nicht."
"Dein Zynismus ist so anstrengend."
"Eine, maximal zwei Wochen hast du gute Laune, weil du die Wette richtig durchziehst, aber leider wird das nur diese ein bis zwei Wochen halten, das schöne Gefühl. Danach geht es bergab und du wirst jeden Tag unausstehlicher. Arbeiten wird zur Qual. Ausgehen und anderen beim Trinken zugucken wird zur Qual. Alles, was dir Spaß macht, wird zur Qual und nach einem Monat ist Schluss. Der klitzekleinste Grund wird dir als Anlass genug sein."

Sensible Gratwanderung zwischen Ernst und Leichtigkeit

Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg sind nicht nur Experten für ungewöhnliche Freundschaftsgeschichten, sondern auch für Roadmovies: "Friendship", "Simpel", "25 km/h" stammen von Ihnen - diesmal allerdings bleibt das Auto stehen. "One For The Road" konzentriert sich voll und ganz auf Beziehungen: die Beziehung von Mark und seinem besten Freund, der ihn warnen will, die Beziehung von Mark und Helena, die gemeinsam versuchen, dem Alkohol abzuschwören.

Getragen wird der Film dabei vor allem von Frederik Lau und Nora Tschirner: Tschirner mit ihrer gewohnten trockenen Schnoddrigkeit, Lau mit seinem sympathischen Charme, dem verschmitzten Lächeln - selbst im Suff - und dem liebenswert-überforderten Versuch, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

"Warum ist der Mann so böse?"
"Ich lebe jetzt gesund und ich mag es nicht besonders. Und weil ich es nicht besonders mag, bin ich nicht gut drauf und weil ich nicht gut drauf bin, habe ich schlechte Laune. Und wenn ich schlechte Laune habe, bin ich ein Arsch."
"Warum lebst du gesund, wenn dir nichts mehr Spaß macht?" Filmzitat aus "One For The Road"

"One For The Road" schafft die sensible Gratwanderung zwischen dem nötigen Ernst und der nötigen Leichtigkeit für eine Dramödie über Alkoholsucht. Selbst wenn einige Nebenfiguren wie Karikaturen wirken, sind sie nie überzeichnet, sondern menschlich. Goller und Ziegenbalg verweigern einfache Antworten, verurteilen nicht, sondern beobachten. Sie zeigen die Schattenseiten der Sucht und die Akzeptanz vom Trinken in der Gesellschaft. Ein Film, genauso bitter wie unterhaltsam - mit zwei groß aufspielenden Hauptdarstellern.

One For The Road

Genre:
Drama / Komödie
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Frederik Lau, Nora Tschirner, Burak Yigit, u.a.
Regie:
Markus Goller
Länge:
1:55 Stunde
FSK:
ab 12 Jahren
Kinostart:
26. Oktober

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Filme | 25.10.2023 | 07:00 Uhr

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