Michael Maertens als "Jedermann" auf der Bühne bei den Salzburger Festspielen. © picture alliance / Franz Neumayr / picturedesk.com | Franz Neumayr

Michael Maertens darf 2024 nicht mehr den "Jedermann" spielen

Stand: 24.10.2023 08:26 Uhr

Schauspieler Michael Maertens wird bei den Salzburger Festspielen im nächsten Jahr nicht wie geplant erneut die Titelrolle im "Jedermann" spielen. Die neue Schauspielchefin plant 2024 eine Neuproduktion in anderer Besetzung.

Der "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal über einen Reichen, der angesichts des Todes an seiner Geldgier zweifelt, ist seit mehr als 100 Jahren der traditionelle Auftakt der Salzburger Festspiele. Im vergangenen Jahr spielte der gebürtige Hamburger Michael Maertens die Hauptrolle. "Wenn man guckt, wer das alles schon gespielt hat, dann fällt man in Ohnmacht. Ich bin wahnsinnig stolz darauf, das gebe ich ehrlich zu", sagte Maertens vor der Premiere in diesem Jahr im Gespräch mit NDR Kultur. Eigentlich hatte Maertens noch einen Vertrag für ein weiteres Jahr - und war auch für 2025 und 2026 eingeplant. Doch die neue Schauspielchefin Marina Davydova plant 2024 eine Neuproduktion in anderer Besetzung. "Mich hat diese Entscheidung, die ohne ein einziges Gespräch mit mir getroffen wurde, überrascht und verwundert", sagte Maertens der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Auch Regisseur Michael Sturminger soll seinen Hut nehmen. Sturminger zeigte sich ebenfalls getroffen. Die Ausladung sei "aus heiterem Himmel" gekommen, er sei enttäuscht.

Intendant Hinterhäuser und Schauspielchefin Davydova verteidigen Entscheidung

Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, im Porträt. © picture alliance/APA/picturedesk.com Foto: Franz Neumayr
Markus Hinterhäuser leitet die Salzburger Festspiele seit 2016.

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, hat die Absetzung der jüngsten "Jedermann"-Inszenierung nach nur einer Spielzeit verteidigt. "Das ist keine frivole Entscheidung", sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Regisseur Michael Sturminger hatte im Sommer seine bereits dritte Inszenierung des "Jedermann" in Salzburg präsentiert. Nach sieben Jahren sei es legitim, dass sich die Festivalleitung gemeinsam mit Davydova für eine Neuproduktion entschieden habe, sagte Hinterhäuser. "Wir haben eine wirklich profunde Analyse der letzten Jahre vorgenommen. Das war für uns alles andere als einfach und durchaus schmerzlich, und uns ist auch vollkommen klar, dass diese Entscheidung für die bisher Beteiligten ebenfalls schmerzlich ist", sagte er.

Schauspielchefin Marina Davydova hat ihre Stelle am 1. Oktober angetreten. Sie sprach von einer "sehr schwierigen Entscheidung", die nicht von einem Menschen allein getroffen werden könne. Während der Intendant nicht auf die Gründe eingehen wollte, sagte Davydova der österreichischen Tageszeitung "Der Standard", dass die gemischten Publikumsreaktionen, negative Rezensionen und der Blick auf künftige Kartenverkäufe eine Rolle gespielt hätten.

Michael Maertens: Spross einer Hamburger Theaterfamilie

Michael Maertens entstammt einer Hamburger Theaterfamilie. Sein Großvater Willy Maertens leitete das Hamburger Thalia Theater nach dem Zweiten Weltkrieg fast 20 Jahre lang. Seine Mutter, sein Vater und zwei Geschwister sind ebenfalls Schauspieler.

Seine erste Bühenerfahrung sammelte er als Schüler am Christianeum in Othmarschen. Unter der Intendanz von Jürgen Flimm spielte er Ende der 80er-Jahre ebenfalls am Thalia Theater. Seit fast 15 Jahren ist Maertens festes Ensemblemitglied am renommierten Wiener Burgtheater.

Weitere Informationen
Theater-Schauspieler Willy Maertens bei seiner Verabschiedung am Thalia-Theater 1964
1 Min

Willy Maertens in Hamburg verabschiedet (stumm)

Im Thalia-Theater verabschiedet Kultursenator Hans-Harder Biermann-Ratjen den scheidenden Intendanten und Schauspieler. 1 Min

Der Schauspieler Michael Maertens posiert vor der Kulisse Salzburgs. © SF/Jan Friese

Michael Maertens als Jedermann: "Bin wahnsinnig stolz drauf"

Bei den Salzburger Festspielen steht der Hamburger Schauspieler als "Jedermann" auf der Bühne. mehr

Das Hamburger Thalia Theater von außen. © Thalia Theater

Wiedereröffnung des Thalia Theaters vor 75 Jahren

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Theater stark beschädigt. Mit Shakespeares "Was ihr wollt" kehrte das Thalia zurück. mehr

Jürgen Flimm. © picture alliance / Monika Skolimowska/dpa Foto: Monika Skolimowska

Abschied vom früheren Thalia-Intendanten Jürgen Flimm

Der Theatermann "mit Leib und Seele" wurde 81 Jahre alt. Von 1985 bis 2000 war er Chef der Hamburger Bühne. Die Beisetzung fand am Sonnabend in Hamelwörden statt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 23.10.2023 | 17:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Theater

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Eine Szene aus dem Film "The Fall Guy" © Universal

"The Fall Guy" mit Ryan Gosling: Hommage an die guten alten Film-Stunts

"The Fall Guy" ist vieles in einem: ein Meta-Film übers Filmemachen, eine Screwball-Komödie, eine Liebesgeschichte und ein Actionfilm. mehr