Tänzer auf der Bühne © Staatstheater Schwerin/Maria Helena Buckley Foto: Maria Helena Buckley

"Through my Eyes": Erster Ballettabend 2022 in Schwerin

Stand: 04.03.2022 06:00 Uhr

Rund acht Wochen ruhte der Spielbetrieb am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Heute Abend hebt sich der Vorhang im Großen Haus wieder. "Through my Eyes" heißt der Ballettabend und ist die erste Premiere 2022.

von Axel Seitz

Das Klavierkonzert Nr. 1 von Johannes Brahms - diesmal nicht als klassisches Konzert, sondern als Vorlage, als musikalische Basis für eine Ballett-Inszenierung. Der Pianist Florian Uhlig behält im wahrsten Sinne des Wortes den Überblick: "Im ersten Teil erklingen Klavier-Solostücke von Brahms: Nämlich die drei Intermezzi Op. 117 und die beiden ersten Capriccios aus dem Op. 76 - und auch das wird natürlich vertanzt. Damit der Bühnenraum unten schön frei ist, hat man sich entschlossen, ein Bühnenbild zu kreieren, wo ich in einem Bilderrahmen sitze, der dann fünf Meter über der Bühne schwebt. Und unter mir wird getanzt, und das ist eine sehr spannende Perspektive für mich im wahrsten Sinne des Wortes."

Es ist die zweite Arbeit der neuen Ballettdirektorin Xenia Wiest am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und diesmal sollte es unbedingt ein Klavierkonzert sein: "Als ich klein war, habe ich selber Klavier gespielt. Ich finde, generell Klavierkonzerte und Klavierstücke haben etwas sehr Poetisches, etwas Verlässliches, aber auch etwas sehr Starkes. Es sind Gegensätze irgendwie. Klavier spielt einfach eine große Rolle, weil generell beim Ballett - beim klassischen Tanz - ist Klavier täglich bei uns präsent, auch im Training."

Pianist Florian Uhlig über den Köpfen der Tänzerinnen

Tänzer auf der Bühne © Staatstheater Schwerin/Maria Helena Buckley Foto: Maria Helena Buckley
In fünf Metern Höhe spielt der Pianist Florian Uhlig Brahms.

Während sich die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne bewegen, muss sich Pianist Florian Uhlig rund fünf Meter in der Höhe auf sein Spiel konzentrieren. Der 47-Jährige hat zwar dieses Klavierkonzert von Brahms schon des Öfteren interpretiert, aber noch nicht so: "Das ist jetzt zum ersten Mal. Eine vielleicht auch etwas ungewöhnliche Wahl für eine Choreografie, die aber nichtsdestotrotz sehr spannend ist. Es ist auch eine große Herausforderung an die Choreografie, auch ans Orchester, auch an mich und die Tänzer und Tänzerinnen, dass wir das alles gut übereinander bekommen von den Abläufen, vom Fluss, von der von der Erzählstruktur des Ganzen.

Und natürlich ergeben sich für ihn bei diesem Ballettabend auch Unterschiede zu einem klassischen Klavierkonzert: "In der Tat gibt es bestimmte choreografische Figuren, die ziehen nach sich, dass man mit den Tempi an manchen Stellen etwas vorsichtig sein muss. Also, wenn irgendwie Sprünge eingebaut sind, darf es vielleicht nicht zu langsam sein oder bestimmte Übergänge müssen vom Rhythmus genauso laufen, dass die Tänzerinnen und Tänzer ihren Rhythmus finden können."

Menschen finden durch Brahms zueinander

Die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle werden - wie schon bei der aktuellen Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte - im hinteren Teil der Bühne sitzen. Generalmusikdirektor Mark Rohde ist davon überzeugt: "Das war ein glücklicher Zufall. Diesmal, weil Xenia Wiest diese Idee hatte, dass die Musik auch wirklich im Zentrum dieses Ballettabends stehen sollte. Sie erzählte mir diese Idee und ich sage das ist wunderbar, weil wir durch Corona und durch die Arbeitsschutzmaßnahmen nicht wissen, ob wir zum jetzigen Zeitpunkt im Graben sitzen können und dann mit einer vernünftigen Stärke Brahms' Klavierkonzert spielen können. Insofern ist auch für mich die Hinterbühne die erste Wahl."

Hinterbühne das Orchester - Vorderbühne die Ballettkompanie. Mittendrin der Pianist Florian Uhlig mit einer Premiere: "Ich habe noch nicht aus fünf Metern Höhe von einer Bühne herab gespielt. Aber ich muss wirklich sagen, ich fühle mich hier bei den Kollegen der Bühnentechnik in den allerbesten und vertrauensvollen Händen. Also, da mache ich mir gar keine Gedanken um meine Gesundheit. Da bin ich bestens abgesichert."

"Through my Eyes" - im Mittelpunkt tanzen Menschen unterschiedlicher Herkunft, sie begegnen sich, teilen ihre jeweiligen Geschichten und finden, auch durch die Musik von Johannes Brahms, zueinander.

 

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Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler

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"Through my Eyes": Erster Ballettabend 2022 in Schwerin

"Through my Eyes" heißt die erste Premiere am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin nach rund acht Wochen Spielpause.

Art:
Bühne
Datum:
Ort:
Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin
Hinweis:
Aufgrund des 2. Lockerungsschritts der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern gilt ab dem 4. März die 3G-Regel. Die Platzkapazität wird auf bis zu 60 Prozent erhöht.
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 04.03.2022 | 19:00 Uhr

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