von Agnes Bührig

Bei der sechsten Ausgabe des Festivals freier Theater in Niedersachsen erwarten die Zuschauerinnen und Zuschauer 40 Programmpunkte im Pavillon Hannover. Neu ist in diesem Jahr die Kategorie "Best OFF_Trainees". Zum Auftakt zeigt das Theater an der Glocksee mit der Uraufführung von "I call it water".

"I call it water" vom Theater an der Glocksee

In dem Stück wird mit Wasser experimentiert - ein bisschen wie im Biologie-Unterricht. Mit den Experimenten fordert das Theater an der Glocksee sein Publikum auf, mit dem Element Wasser in Verbindung zu treten. Kunst trifft auf Wissenschaft - bei Lena Kußmann vom Leitungsteam kommt das nicht von ungefähr: "Bei mir ist es so, dass ich vor meinem Schauspielstudium Biologie studiert habe. Ich habe 2019 damit begonnen, diese Themen miteinander zu verquicken und beide Leidenschaften miteinander in Berührung zu bringen und zu bearbeiten", erklärt Kußmann.

Fünf Theatergruppen im Wettbewerb

Der Auftakt mit "I call it water" ist das Ergebnis der letzten Festival-Ausgabe. Die Gewinner erhält jeweils ein Preisgeld, um eine neue Produktion zu entwickeln. Fünf Theatergruppen stehen in diesem Jahr im Wettbewerb. Die Themen sind vielfältig. In "Boyfriends" der Gruppe Thermoboy FK geht es um vier Männer um die 30. Werkgruppe2 analysiert mit "Arbeiterinnen/Pracujące Kobiety" im Film zu Livemusik, welche Rolle Arbeit für die Identität von Frauen aus Polen und Deutschland spielt. Das Theater zwischen den Dörfern zeigt für Kinder "Der Wal".

Während Corona-Pandemie neue Formate ausprobiert

Auch ein Kinderstück wird beim Festival der freien Theater in Hannover aufgeführt: "Der Wal" vom Theater zwischen den Dörfern.

"Auch die Formen sind vielfältig", sagt Festival-Leiterin Daniela Koß. "Ich glaube, die Corona-Pandemie hat viel Spielraum geboten, um Dinge auszuprobieren, weil es in der Zeit nicht möglich war, im klassischen Sinne zu spielen. Aber es war erlaubt, alles auszuprobieren. Also man hatte nicht den Druck, dass man mit etwas Neuem auch erfolgreich sein musste, sondern man konnte einfach aus der Not heraus alles Mögliche ausprobieren. Daraus sind dann tolle neue Formate entstanden."

"Anfangsatmo" spielt mit Sehgewohnheiten

"Anfangsatmo" der jungen Performer*innengurppe II-5-1 ist so ein neues Format. Eingeladen in der Kategorie "Best OFF_Trainees", spielen die in Hildesheim ausgebildeten Theatermacherinnen mit unseren Sehgewohnheiten, lagern Bilder übereinander, verweben Töne. Was ist echt, was virtuell? Kann ich den visuellen Welten trauen, die mir täglich gezeigt werden?

"Kriegsrahmen" reinszeniert ikonische Kriegsfotos

Auch "Kriegsrahmen" des 2021 gegründeten Kollektivs "What about: Fuego" geht von Bildern aus. 33 ikonische Fotografien von Kriegen und Konflikten der Welt zwischen 1989 und heute werden gezeigt und reinszeniert. Darstellerin Ignacia Gonzáles steigt auf schlichte Sockel, auf denen Leipzig 1989 oder Abu Ghraib 2003 steht, am Rand der Bühne eine Sprecherin und drei Technikerinnen und Techniker.

Neben vielen neuen Stücken hat es auch ein Klassiker in die Nachwuchssparte geschafft. In "Vor Sonnenaufgang, frei nach Gerhart Hauptmann" dekonstruieren Sophie Blomen, Vera Moré und Max Reiniger die Figur der Helene, Tochter eines Trinkers. Aus einer Stimme werden viele. Was ist Schicksal, was ist beeinflussbar, wie bildet sich eine Identität?

"Best OFF 2022" - das Festival freier Theater aus Niedersachsen läuft bis zum 7. Mai in Hannover.

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