70 Jahre Ernst Deutsch Theater: Mutig und voll Enthusiasmus
Ein Theater zu gründen, das war im Oktober 1951 der große Traum von Friedrich Schütter. Ein Theater mit Anspruch - eine Bühne für junge Schauspieler und zeitgenössische Themen.
Schütter war gerade mal 30 Jahre alt.Vier Mal mussten sie umziehen - bis sie 1964 endlich ihr dauerhaftes Zuhause an der Mundsburg fanden. "Für uns Jüngere war es sehr schwierig, weil jeder sein Engagement festhielt und wir haben dann nicht protestiert, sondern haben gesagt, was wir anders machen wollen, machen wir anders", erinnerte sich Schütter später an diese Zeit.
Politische und populäre Stücke auf der Bühne
Schauspieler und Intendant Friedrich Schütter stand selbst auf der Bühe, so wie Ernst Deutsch, dessen Name das Theater ab 1973 trägt. Auf ewig wird das Haus mit diesen zwei großen Männern verbunden sein. Schütter blieb sich treu und brachte weiter politische und umstrittende Stücke auf die Bühne, wurde mit den Jahren aber auch "Real-Theatermacher": "Das heißt, dass man manchmal, mit Stücken, die sofort beim Publikum ankommen, sich die Stücke, die man eigentlich meint, verdienen muss", beschrieb er es.
Immer mehr etablierte sich das Theater. Bekannte Schauspielergrößen wie Volker Lechtenbrink sind dem Theater treu verbunden, von den 1980ern bis heute. Dann kam 1995 der unerwartete Tod Friedrich Schütters - unter den Trauerrednern waren seine gute Freundin Heidi Kabel und der damalige Bürgermeister Henning Voscherau.
Isabella Vértes-Schütter: eine der ersten Intendantinnen
"Das war tatsächlich 1995 direkt nach dem Tod von Friedrich Schütter, dass ich reingesprungen bin in diese Aufgabe und ich glaube, ich habe damals wirklich nur gedacht, ich muss meine ganze Kraft in diese Theater geben und mein Versprechen einlösen, dass es hier im Sinne Friedrich Schüttesr weitergeht", erinnert sich Isabella Vértes-Schütter.
Vor fünf Jahren erst hatten die junge Schauspielerin und Schütter geheiratet - jetzt wurde sie mit gerade 33 Jahren Witwe. Viel Zeit zum Trauern blieb ihr allerdings nicht: Sie übernahm die Intendanz des Hauses und wurde so Vorreiterin in einer bisher männlich dominierten Theaterwelt: "Das war schon sehr herausfordernd und das war ja schon eine Zeit, in der Intendantinnen überhaupt noch nicht an der Tagesordnung waren."
Jugendsparte "Plattform" des Ernst Deutsch Theaters
Seitdem folgt das Theater dem Schütter'schen Ideal und bringt sowohl politische wie Unterhaltungsstücke auf die Bühne. Und seit fast 20 Jahren gibt es die Jugendsparte "Plattform", die ganz an die Tradition des jungen Theaters anknüpft.
Seit fast 26 Jahren leitet Isabella Vértes-Schütter das Theater jetzt - immer wieder halfen ihr dabei Zwiegespräche mit ihrem verstorbenen Mann. "Das mache ich ehrlich gesagt heute noch", sagt sie. "Gerade jetzt in dieser Zeit habe ich auch Situationen gehabt, wo ich gedacht habe: Was hätte Friedrich jetzt gemacht?"
Was das Ernst Deutsch Theater alles kann, hat es in den letzten 70 Jahren gezeigt: mutig, ohne Kompromisse und voller Enthusiasmus, mit jungen wie etablierten Künstlerinnen und Künstlern auf der Bühne. Ein Haus, das seinen Prinzipien treu bleibt, sich aber genauso offen zeigt, um für die Zukunft, was immer sie auch bringt, bereit zu sein.
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