Sendedatum: 12.08.2013 15:40 Uhr

Familiennetze - Immer alles in Beziehung

In unserer Sommerserie "Norddeutsche Familienromane" stellen wir sechs Autoren von Familienromanen vor.

Teil 6: "Das Geheimnis des Walfischknochens" von Tanja Heitmann.

"Ich war die typische Schubladenautorin", sagt Tanja Heitmann. Die gebürtige Hannoveranerin arbeitete hauptberuflich - und gern! - als Literaturagentin, schrieb aber nebenher auch ein paar eigene Geschichten.

Die norddeutsche Schriftstellerin Tanja Heitmann © Bürosüd München
Die norddeutsche Schriftstellerin Tanja Heitmann liebt die Nordsee, vor allem die Ostfriesischen Insel und die Küste Schleswig-Holsteins.

An eine Veröffentlichung dachte sie nie, bis ihr Mann sie ermutigte, es doch zumindest mal zu versuchen. Und so brachte sie erfolgreich mehrere Fantasy- und Mystery-Romane heraus und hatte viel Spaß dran. Aber wenn man auf die 40 zugeht und selbst Kinder hat, findet die Autorin, ändern sich die Prioritäten.

Genrewechsel mit Tücken

Also beschloss sie, einen Familienroman zu schreiben, eine Geschichte, die in Norddeutschland in der Gegenwart und in der Nazi-Zeit spielt. "Wo ich schon wusste, wenn du jetzt auf so ein schweres historisches Gelände gehst, da wirst du richtig gucken müssen, wirst dich mit sehr vielen Fragen auseinandersetzen müssen, die bisher noch kein Thema gewesen sind. Auch die Figuren sind auf einmal ganz anders, sie müssen die ganze Geschichte tragen. Man kann keinen Bösewicht, keinen Dämon aus dem Hut zaubern, der dafür sorgt, dass die Leser dabei sind. Es läuft sehr viel über Persönlichkeiten, wie die Figuren miteinander umgehen. Diese ganzen Beziehungsgeflechte sind ganz anders aufgebaut, sehr intensiv, wo ich dann wirklich gedacht habe: Hmm, kannst du’s? Und dann dachte ich irgendwann mal: Das Beste ist, es auszuprobieren", erzählt Tanja Heitmann.

Ein Wunsch geht in Erfüllung

Das Ergebnis heißt "Der Walfischknochen". Die Geschichte ist eigentlich zu kitschig um erzählt zu werden, fürchtet Tanja Heitmann. Denn das Haus auf der fiktiven Insel Beekensiel, das sie in ihrem Roman "Der Walfischknochen" beschreibt, gibt es wirklich. Und nicht nur das - es gehört inzwischen sogar ihr selbst.

"Dieses Haus ist tatsächlich in mancherlei Hinsicht ein langersehnter Wunsch, der dann erfüllt worden ist. Es sollte immer Richtung Norden gehen, wie haben immer schon gesucht und geguckt, und während meiner Recherche zum 'Walfischknochen' brauchte ich eine alte Kate, ein altes Reetdachhaus, und ich wollte ganz gerne einen Grundriss haben, weil ich mir Gedanken gemacht habe, wie sind die Proportionen wirklich? Wo kriege ich Grundrisse her?

Reetdachhaus an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste © NDR Foto: Christiane Irrgang
Das Haus, dessen Grundriss Tanja Heitmann verwendete, um ein Reetdachhaus in ihren Roman "Das Geheimnis des Walfischknochens" zu beschreiben.

Und da habe ich mir gedacht, wer so ein Häuschen verkauft, stellt auch seinen Grundriss ins Netz, damit man sieht, wie alles geschnitten ist. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und ein passendes Haus gefunden, habe den Grundriss benutzt, angefangen, über Magdas Haus zu schreiben, in dem Arjen aufwächst und das später auch Greta kennenlernt. Und ich war letztendlich so verliebt in dieses Haus, dass wir irgendwann beschlossen haben, es uns auch mal anzugucken, wenn es schon verkauft wird. Und es ist dann tatsächlich unser Häuschen geworden. Von daher schreibe ich jetzt in Magdas Haus."

Und es ist kein Geheimnis, dass Tanja Heitmann den Zuschlag bekam, als sie dem Verkäufer ein Kapitel aus ihrem gerade entstehenden Roman "Der Walfischknochen" schickte.

"Ein Bogen, breit wie der Handteller eines Kindes, zeichnete sich unter Rubens fadenscheinigem Hemd ab. Für einen Außenstehenden sah er aus wie ein zu groß geratender Anhänger an einem Lederband. Arjen hingegen wusste nur allzu gut, welcher Schatz dort verborgen war." (Buchzitat)

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 12.08.2013 | 15:40 Uhr

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