Hamburger Streetart: fraujules* Sprüche-Teller
Ihre Kunst klebt die Hamburgerin an Häuserfassaden - vor allem in den Stadtteilen Eimsbüttel und St. Pauli. Auf den Tellern der Hamburger Streetart-Künstlerin fraujule* geht es häufig um Liebe.
Bei einem Spaziergang durch die Hamburger Viertel St. Pauli oder Eimsbüttel fällt dem aufmerksamen Beobachter eine ganze Menge Kunst ins Auge. Streetart überall - an Fassaden, Straßenlaternen, Ampeln oder Hauseingängen. Darunter finden sich auch Porzellan-Teller mit Botschaften: "Liebe ist ein Tuwort" ist dabei eine beliebte Message der Hamburger Künstlerin fraujule*. "Durch die Witterung platzt manchmal die Schrift auf", erklärt sie bei einem Rundgang durch Eimsbüttel und zeigt dabei auf einen Teller, der auf einer roten Backsteinmauer klebt. Entweder setzt das Wetter ihrer Kunst zu oder es sind Menschen, die ihre Teller beschädigen. "Das passiert vor allem, wenn versucht wird, die Teller zu klauen, vermute ich. Sie hängen sehr fest", erklärt sie.
fraujule* geht ausschließlich nachts kleben
Was Details zu ihrer Person betrifft, hält sie sich sehr bedeckt. Das hängt zu einem damit zusammen, dass ihre Streetart per Gesetz als Vandalismus definiert wird und es Geldstrafen geben könnte, sollte sie erwischt werden. Ein Grund, warum sie ausschließlich nachts kleben geht. Aber viel wichtiger für sie ist, dass die Kunst im Vordergrund stehen soll und nicht der kunstschaffende Mensch. Somit werde dem Betrachtenden ein viel breiteres Spektrum zur Interpretation eröffnet, erklärt fraujule*.
"Meine Botschaft ist Liebe"
Was wir verraten dürfen: Sie ist um die 40 Jahre alt und hängt seit 2019 ihre Teller auf. Das Porzellan, das sie verziert, hat sie aus Tauschläden oder Haushaltsauflösungen. Irgendwann stapelte sich das Porzellan in ihrer Wohnung und sie brauchte eine Verwendung dafür. So kam sie auf die Idee, die Stadt mit ihren Tellern zu dekorieren. Das ist seitdem ihre Leidenschaft - verbunden mit einer Aussage. "Meine Botschaft ist Liebe - aber universell. Lass uns freundlich miteinander umgehen, nachsichtig sein, füreinander da sein - und das verbunden mit einer politischen Message", sagt die Künstlerin.
Politische Kunst in Hamburgs Straßen
Die Kunstszene, in der sie sich bewegt, sei schon vom Grundgedanken her politisch, erklärt fraujule*: "Die Frage ist, wem gehört die Stadt? Denjenigen, die die Immobilien besitzen oder denjenigen, die darin wohnen und damit tagtäglich umgehen müssen. Jede Streetart ist politisch. Wir eignen uns den Raum an, wir gestalten ihn, wie wir ihn schön finden."
An einigen Orten in Hamburg tummelt sich Streetart mehr als an anderen. In St. Pauli finden sich die großen Namen der Stadt, wie Neil, Satisfied Guy, Marambolage oder Maens. Aber auch an anderen Stellen in der Stadt gibt es viel Kunst auf der Straße. In der Osterstraße zum Beispiel gibt es dieses Geschäft, in dem unter anderem Kinderkleidung verkauft wird. Das Schaufenster ist umrahmt mit Kunst, darunter auch fraujule*s Teller.
fraujule*s Teller sind - meistens - nicht verkäuflich
In der Nähe, an einer anderen Stelle in Eimsbüttel hat die Künstlerin einen ihrer kleineren Teller angeklebt. Irgendwann haben die Hausbesitzer, die Fassaden neu verputzt. Statt dabei aber den Teller zu entfernen, haben sie ihn in die neue Fassade integriert, sodass er dort erstmal nicht geklaut oder beschädigt werden kann. "Das freut mich natürlich sehr", erklärt die Künstlerin.
Ihre Teller verkauft sie nur zu sehr seltenen Gelegenheiten und meistens geht ein Teil des Erlöses an einen guten Zweck, wie bei der Ausstellung im Teehaus in Planten un Blomen, die gerade stattgefunden hat. Dafür kann jeder Hamburg Spaziergänger fraujule*s Kunst entdecken und das ganz ohne dafür Eintritt zu bezahlen. Das einzige was es braucht, ist mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen - und ein kleines bisschen Glück.
