Dario Quenstedt, Torhüter des THW Kiel. © dpa Foto: Frank Molter

Topspiel in Magdeburg: Bricht der THW Kiel mit Quenstedt den Bann?

Stand: 26.03.2022 08:14 Uhr

Der THW Kiel hat nur noch dann eine kleine Chance auf die deutsche Handball-Meisterschaft, wenn im Bundesliga-Topspiel beim Tabellenführer SC Magdeburg ein Sieg gelingt. Es wäre der erste beim SCM seit 2015. Für Keeper Dario Quenstedt ist es die Rückkehr in die Heimat.

von Christian Görtzen

Er weiß genau, wie es ist, wenn sich in der Arena des SC Magdeburg die Stimmung aufbaut. Wenn die Fans spüren, dass sie ihren Jungs helfen müssen. Dann reicht schon ein kleineres Foul des Gäste-Teams, um gefühlt alle Zuschauer gleichzeitig von ihren Sitzen zu reißen. Und dann pfeifen, rufen und zetern sie, und manchmal fliegen auch Hallenhefte in Richtung Spielfeld.

"In Magdeburg ist es immer sehr emotional." THW-Torhüter Dario Quenstedt

THW-Torwart Quenstedt hat dies von 2013 bis Sommer 2019 erlebt. Er hütete damals das Tor des Traditionsclubs aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, war einer der Lieblinge der Fans. Sicher auch, weil er im gerade einmal 25 Kilometer entfernten Burg das Licht der Welt erblickte. Der mittlerweile 32-Jährige hat zu jener Zeit die Atmosphäre, die für die Gastgeber wie Rückenwind wirkte, in der Arena häufig gespürt.

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Quenstedt nach der Saison zur TSV Hannover-Burgdorf

Am Sonnabend (18 Uhr, live im Ersten und im Livestream bei NDR.de) kehrt er als THW-Profi an seine alte Wirkungsstätte zurück. Zwar nicht zum ersten Mal - immerhin trägt der 15-malige deutsche Nationalspieler seit knapp drei Jahren das Trikot der "Zebras" -, doch ist die Konstellation eine andere. Zum einen haben sich die Vorzeichen verkehrt. War Magdeburg in den vergangenen Jahren hinter Kiel und der SG Flensburg-Handewitt zumeist die Nummer drei, liegt der erste deutsche Champions-League-Sieger in der Tabelle aktuell deutlich vor den Schleswig-Holsteinern.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

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Zudem ist es für Quenstedt zumindest für die kommenden Jahre das letzte Mal, dass er mit Meisterschaftsträumen nach Magdeburg zurückkehrt. Nach der Saison wechselt er zur TSV Hannover-Burgdorf. Die Aussichten der "Recken" auf jenen Titelgewinn dürften absehbar nicht realistisch werden.

Magdeburg deutlich vor dem THW

Die Hoffnungen der Kieler auf die erfolgreiche Titelverteidigung sind allerdings auf ein Minimum gesunken. Es geht vor allem um die Qualifikation für die Champions League. "Theoretisch ist es natürlich noch möglich, Magdeburg einzuholen. Aber Theorie und Praxis sind ja zwei Dinge. Wir sind schon realistisch, dass es sehr schwer wird, noch an Magdeburg vorbeizuziehen", sagte Quenstedt dem NDR. Der SCM liegt in der Tabelle mit 44:2 Punkten vorne, der THW ist mit 38:10 Zählern Zweiter.

Kieler Bundesliga-Sieg beim SCM sieben Jahre her

Die "Zebras" benötigen einen perfekten Tag, um in der Bundesliga erstmals seit dem 8. April 2015 (32:26) wieder in Magdeburg zu gewinnen. Unerlässlich: ein starker Rückhalt zwischen den Pfosten. THW-Coach Filip Jicha stehen dafür zwei Top-Kandidaten zur Verfügung: Der dänische Weltklasse-Keeper Niklas Landin ist nach seiner Blinddarm-Operation wieder dabei. Und Quenstedt hat sich zuletzt gut präsentiert. Zudem dürfte er besonders motiviert sein. Er wird wohl im Spitzenspiel seine Chance bekommen, vor dann 5.500 Zuschauern. Pünktlich zum Spitzenspiel wird die Zuschauerkapazität in der Getec-Arena angehoben.

Auch Quenstedt kam nicht an Landin vorbei

"Dort ist es immer sehr hitzig. Die Magdeburger haben gerade einen sehr guten Lauf und stehen leider auch zu Recht vor uns", sagte Quenstedt, der vor knapp drei Jahren vor allem aus einem Grund vom SCM zum THW gewechselt war: "Ich wollte mich weiterentwickeln und die nächste Stufe im Torwartspiel erreichen. Von daher ist das, wie es bisher gelaufen ist, schon okay."

Mehr aber auch nicht. Es ist in jedem Fall eine ehrliche Einschätzung. Denn gänzlich nach Wunsch ist es für ihn beim deutschen Rekordmeister nicht gelaufen. Landin ist seit Jahren zu stark, als dass dessen Status als Nummer eins in Gefahr geraten könnte. Diese Erfahrung hatte zuvor in Andreas Wolff schon ein anderer deutscher Nationaltorhüter machen müssen.

Und so sind es für Quenstedt nur noch zehn Bundesligaspiele im THW-Trikot. Die Begegnung in Magdeburg ist dabei ein besonderes Highlight. In der alten Heimat - dort, wo es als Gast so wichtig ist, die Ruhe zu bewahren, wenn sich in der Arena diese besondere Stimmung aufbaut.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 24.03.2022 | 23:03 Uhr

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