THW Kiel verliert Bundesliga-Spitzenspiel gegen Füchse Berlin
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat das Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin mit 27:31 (15:19) verloren. Nach der ersten Heimpleite in der Clubgeschichte gegen die Hauptstädter sind die Chancen auf die Titelverteidigung praktisch auf Null gesunken.
Die Schleswig-Holsteiner haben nun bereits zehn Minuspunkte auf ihrem Konto und damit acht mehr als Tabellenführer SC Magdeburg. "Auch vor dieser Niederlage sind die Magdeburger schon vorne souverän weggelaufen. Die Hoffnung ist natürlich immer bis zum Schluss da. Aber jetzt ist der Prozentteil der Wahrscheinlichkeit noch um einiges gesunken", sagte THW-Linksaußen Rune Dahmke dem NDR. "Wir müssen gucken, dass wir uns diesen zweiten Platz holen", ergänzte der Nationalspieler.
Die ersten beiden Bundesliga-Plätze berechtigen zur Teilnahme an der Champions League. Derzeit belegen die "Zebras" Rang zwei mit drei Zählern Vorsprung vor den Berlinern, die allerdings noch zwei Begegnungen weniger ausgetragen haben.
Signal gegen russischen Angriffskrieg
Beide Teams sowie die Corona-bedingt 6.000 zugelassenen Zuschauer in der Ostseehalle sendeten am Sonntagnachmittag ein beeindruckendes Signal für den Frieden und gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Der THW lief erstmals seit 44 Jahren ohne Werbepartner auf den Trikots auf. Stattdessen zierte das Peace-Zeichen die Jerseys des Rekordmeisters. Die ukrainische Flagge war zudem auf den Hosen der Berliner, die in den ukrainischen Landesfarben blau und gelb spielten. Auf ihren Hemden stand der Schriftzug: "Stop War!"
An die Zuschauer wurden Klatschpappen in blau-gelb mit dem Motto: "#GemeinsamFürFrieden" verteilt. "Wir alle sind erschüttert von den Bildern, von den Nachrichten. Das ist das Signal, das wir nach außen senden können. Es ist eine tolle Aktion von beiden Clubs", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi dem NDR.
THW mit durchwachsener Leistung in Hälfte eins
Der THW tat sich auf dem Parkett, dessen Mittelkreis durch ein Peace-Zeichen ersetzt wurde, zunächst schwer. Nach fünf Minuten lag das Team von Coach Filip Jicha mit 0:3 in Rückstand, bevor Magnus Landin kurz darauf der erste Kieler Treffer gelang. Anschließend standen die Schleswig-Holsteiner in der Deckung zunächst kompakter und agierten in Ballbesitz zielstrebiger. Domagoj Duvnjak gelang nach einem Tempogegenstoß der Ausgleich (11.), sodass es den Anschein hatte, dass die "Zebras" in die Spur gefunden hätten.
Doch der Schein trog. Die Füchse konterten mit einen 3:0-Lauf zum 9:6, der Jicha dazu veranlasste, seine erste Auszeit zu nehmen. "Ich möchte, dass wir mehr direkt spielen. Wir kommen zurück, wir müssen nur unsere Intensität erhöhen. Macht keinen Sch....", sagte der Tscheche zu seinen Akteuren, denen es bis dato in vielen Szenen an Klarheit in ihren Aktionen fehlte. Bitter zudem für den THW, dass sein Rückraum-Star Sander Sagosen sich früh an der Schulter verletzte.
Landin-Ausfall schmerzt Kiel
Doch nicht nur der Ausfall des norwegischen Ausnahme-Handballers machte den Norddeutschen zu schaffen. Von großer Tragweite war auch, dass sie auf der Torhüter-Position klar unterlegen waren. In Abwesenheit von Star-Keeper Niklas Landin, der nach einer Blinddarm-Operation nicht einsatzfähig war, konnte Dario Quenstedt nicht überzeugen. Erst mit der Hereinnahme von Philip Saggau wurde es bei den Kielern besser. Das Eigengewächs konnte nach seiner Einwechslung drei Bälle parieren und so einen noch höheren Pause-Rückstand der im ersten Abschnitt ingesamt enttäuschenden Gastgeber verhindern.
Jicha-Team auch nach der Pause zu unbeständig
Die "Zebras" kamen mit jeder Menge Wut im Bauch und einer ganz anderen Körpersprache aus der Kabine. Nun gingen sie entschlossener zu Werke und glichen in der 35. Minute durch Hendrik Pekeler zum 19:19 aus. Füchse-Coach Jaron Siewert nahm anschließend eine Auszeit und störte damit erfolgreich den Kieler Spielrhythmus. Berlin ging kurz darauf wieder mit 23:20 in Führung (38.). Entscheidend absetzen konnten sich die Hauptstädter aber auch in der Folge nicht, was auch ein einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Mijajlo Marsenic lag, in der die Gastgeber auf 23:24 verkürzten (46.).
Harald Reinkind erzielte 180 Sekunden später den Ausgleich und nährte damit die Hoffnungen des THW auf einen Sieg. Doch das Jicha-Team agierte an diesem Tag einfach zu unbeständig, um am Ende etwas Zählbares mitnehmen zu können. Berlin war in den entscheidenden Phasen konzentrierter und zielstrebiger und sorgte mit dem 28:25 in der 57. Minute durch Fabian Wiede für die Vorentscheidung.
