THW Kiel schlägt HSV-Handballer klar - Sagosen schwer verletzt
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat das Bundesliga-Nordduell mit dem HSV Hamburg deutlich für sich entschieden, den 29:22 (16:8)-Erfolg aber teuer bezahlt. Sander Sagosen verletzte sich schwer und fällt monatelang aus.
Wie der THW am Sonntagabend mitteilte, zog sich der norwegische Weltklassespieler eine Fraktur im linken Sprunggelenk sowie einen Syndesmoseband-Riss zu. Sein Fuß sei zur vorübergehenden Ruhigstellung in Gips gelegt worden, hieß es. "Mit dieser Art der Verletzung wird Sander zwischen sechs und acht Monaten ausfallen", erklärte Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries. Sagosen hatte am Sonntagnachmittag nach neun Minuten gestützt von seinem Mannschaftskamerad Sven Ehrig und einem Betreuer mit schmerzverzerrtem Gesicht das Parkett verlassen müssen. Zuvor war der Rückraumakteur bei einer Aktion unglücklich auf dem Boden aufgekommen. Noch während der Partie wurde der 26-Jährige zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.
Jicha: "Müssen den Tag erst einmal sacken lassen"
Sein Ausfall ist für die Schleswig-Holsteiner, die bereits auf Abwehrchef Hendrik Pekeler (Achillessehnenriss) verzichten müssen, extrem bitter. Geht es für das Team von Coach Filip Jicha in den verbleibenden beiden Bundesliga-Partien doch noch darum, Rang zwei und damit die Champions-League-Qualifikation zu verteidigen. Zudem kämpfen die "Zebras" am 18. und 19. Juni beim Final Four in Köln um die "Köningsklassen"-Krone.
"Es ist brutal, dass wir innerhalb so kurzer Zeit zwei unserer Schlüsselspieler durch Verletzungen verloren haben. Wir fühlen mit 'Peke' und jetzt Sander, wissen aber auch, dass es ohne die beiden gehen muss. Wir müssen diesen Tag jetzt erst einmal sacken lassen, aber ab morgen geht es weiter", sagte Jicha.
HSV-Handballer zu schwach im Angriff
Gegen Aufsteiger Hamburg, der sein Saisonziel Klassenerhalt bereits erreicht hat, fiel Sagosens frühes Ausscheiden nicht sonderlich ins Gewicht. Die Gäste zeigten im ersten Abschnitt eine zu schwache Angriffsleistung, um die Partie ausgeglichener gestalten zu können. Zwar konnte der HSVH einen 2:5-Rückstand durch einen 3:0-Lauf in der 15. Minute ausgleichen. Anschließend gelangen den Hanseaten bis zur Halbzeit aber lediglich noch drei weitere Treffer. Dass Caspar Mortensen sechs der acht Gäste-Tore in Hälfte eins erzielte, zeugte von der Abschlussschwäche seiner Nebenmänner. Auch Torwart Johannes Bitter war mit lediglich drei Paraden kein nennenswerter Faktor für das Team von Coach Torsten Jansen.
Myrhol trifft beim Debüt für den THW
Allerdings wurde der Routinier von seinen Vorderleuten auch ziemlich im Stich gelassen. Insbesondere wenn der THW das Tempo anzog, war die Deckung der Hanseaten oftmals überfordert. Von der löchrigen HSVH-Abwehr profitierte in der 20. Minute auch Neuzugang Bjarte Myrhol. Der am Freitag verpflichtete 40 Jahre alte Kreisläufer traf zum 9:5 und erhielt für seinen Premieren-Treffer im Kieler Trikot donnernden Applaus vom Anhang.
Bitteres Jubiläum für HSVH-Routinier Späth
Nach der Pause hielt die Dominanz der Hausherren unverändert an. Während die Hamburger im Angriff weiter eine nur sehr bedingt Bundesliga-taugliche Leistung zeigten, verwöhnte der THW seine Fans mit teilweise brillant herausgespielten Toren und baute seine Führung weiter aus. Der Vorsprung der Schleswig-Holsteiner betrug zwischenzeitlich elf Treffer (25:14). Das erste Erstliga-Duell beider Clubs in Kiel seit sechs Jahren erinnerte stark an die Hinrunden-Partie in Hamburg. Dort hatten die "Zebras" beim 32:23-Sieg bereits in beeindruckener Manier ihre Muskeln spielen lassen. An der Ostsee wurden die überforderten Hamburger vom Pokalsieger nun phasenweise vorgeführt.
Die Pleite tangierte sie rein tabellarisch gesehen zwar nicht, war aber für ihren Jubilar Manuel Späth fraglos sehr bitter. Denn sein 500. Bundesliga-Spiel hatte sich der 36 Jahre alte Kreisläufer gewiss anders vorgestellt.
Flensburg-Handewitt verliert in Lemgo
Kiels Erz- und Landesrivale SG Flensburg-Handewitt hatte bereits vor seiner Auswärtspartie beim TBV Lemgo Lippe nur noch sehr theoretische Chancen auf den zweiten Platz. Nach der 25:30 (13:14)-Niederlage bei den Ostwestfalen ist die Champions-League-Qualifikation für die Mannschaft von Coach Maik Machulla nun auch rechnerisch nicht mehr möglich. Und da die Füchse Berlin gleichzeitig GWD Minden mit 35:25 (18:15) bezwangen, ist auch Rang drei bei nun vier Zählern Rückstand auf die Hauptstäder kaum noch zu erreichen.
SG geht in der Schlussphase die Puste aus
Im Duell mit Lemgo sah es nach ausgeglichener ersten Hälfte zu Beginn des zweiten Abschnitts so aus, als wenn Flensburg die Oberhand über das Geschehen gewinnen könnte. Emil Jakobsen brachte die Gäste in der 39. Minute mit 17:14 in Führung und sorgte so für ihre erste Drei-Tore-Führung. Doch im Anschluss schwächte sich die SG durch Zeitstrafen selbst. Zudem fehlte dem Machulla-Team nun im Abschluss die Präzision. Die Gastgeber gewannen derweil wieder an Stabilität und konnten sich mit einem 5:0-Lauf zum 26:21 (54.) entscheidend absetzen.